Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Himmel gesehen? Einige berührten sich, und es waren so viele, daß es schien, als sei nicht genug Himmel da, um sie alle aufzunehmen.
    Mary Dark Hope starrte auch nach oben. »Sternen-felsen nennen die Navajo sie.« Sie schauten beide hinauf. »Manchmal nennt mich Rosella auch heyoka. Das ist jemand, der sich immer anders als normale Leute verhält. Ich finde, das ist ein Kompliment.« Wieder fuhr sie mit der Hand über die Motorhaube des Le Baron. »Haben Sie gefunden, was Sie mußten? Was Sie gesucht haben?«
    Jury schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Vielleicht sollten Sie auf Geistersuche in die Wüste gehen. Ich hätte nichts dagegen.« Sie seufzte.
    Jury lächelte sie an. »Wenn ich danach suchen würde oder du?«
    »Wir beide. Wir könnten uns ja zusammen aufmachen.«
    Schweigen. Jury unterbrach es. »Ich muß in den nächsten Tagen zurück nach England. Ich glaube, ich habe mit den Leuten gesprochen, die deine Schwester am besten gekannt haben.«
    »Auch mit Dolly Schell?«
    »Ja, natürlich. Mit deiner Cousine auch.«
    Schweigend schaute Mary in die Ferne. »Sie hat
    sich mit Angie nicht verstanden. Sie mochte sie nicht.«
    »Das hat sie gesagt.«
    »Das hat sie gesagt?«
    Jury nickte.
    Sie kuschelte sich tiefer in ihre Daunenjacke. »Das war schlau.«
    Dann ging sie weg.
35
    »Was hat sie damit gemeint?« fragte Jury.
    Nils Anders schaute ihn über seinen Bourbon hinweg an und lächelte. »Ich habe Ihnen doch gesagt, sie hat's nicht so mit Einzelheiten.«
    Er hatte einen Tisch für sie freihalten können, obwohl Jury viel zu spät war, und ihn, nach der Menschenmenge zu urteilen, offenbar mit dem Mut der Verzweiflung verteidigt. Es war ein sehr beliebtes Restaurant, in dem man ohne Reservierung keinen Platz bekam. Aber das wußten die Touristen nicht.
    »Sie hat es gesagt und ist - weggegangen.« Jury trank einen Whisky und lechzte nach einer Zigarette. Gott sei Dank rauchte Anders nicht, und sie saßen im Nichtraucherbereich. »Na ja, es klingt doch so, als möge Mary Cousine Dolly nicht besonders.«
    »Und Sie?«
    Anders war verblüfft. »Ob ich Cousine Dolly mag?« Er zuckte die Achseln. »Ach, ich glaube, sie ist schon in Ordnung.« Nils nahm sich ein Stück MaisChili-Brot aus dem Korb.
    »Hat Mary Ihnen irgendwas über Dolly Schell erzählt?«
    »Wie zum Beispiel was?« Nils schüttelte den Kopf
    und strich Butter aufs Brot. »Mary ist sehr verschwiegen.«
    »Wie stand Angela zu Dolly?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, wir haben nie über sie gesprochen. Über Dolores, meine ich. >Dolly< paßt nicht zu ihr.« Er lächelte ein wenig und brach sich noch ein Stück Brot ab. »Hoffentlich kommt das Essen bald.«
    »Dem Wunsch kann ich mich nur anschließen.« Nils Anders (dachte Jury nun) war wahrscheinlich niemand, mit dem man über menschliche Beziehungen sprechen konnte. Er war zu rational. Oder zu sehr mit seinen Theoremen und Axiomen über Licht und Raum beschäftigt. Der Kellner kam mit ihren vollbeladenen Tellern. Vielleicht machte Jury die Luft hier so hungrig. Einerlei, kaum stand der korallenrote Teller vor ihm, griff er nach seiner Gabel und schaufelte Fajita in sich hinein. Anders, fiel ihm auf, betrachtete sein Essen, anstatt es zu verspeisen.
    »Dann nehmen Sie es nicht ernst«, sagte er zu Anders.
    »Was nehme ich nicht ernst?«
    Jury schüttelte den Kopf und ging zu seinem Trip nach Colorado über. »Ich bin sicher, daß sie um ihre Schwester trauert, aber sie zeigt es kaum. Sie ist sehr verschlossen.«
    Nachdem Anders den Haufen schwarzer Bohnen hübsch mit der Gabel arrangiert hatte, sagte er. »Wissen Sie, vielleicht hatten sie auch Probleme miteinander.«
    »Probleme? Angela und Mary?«
    Anders beschäftigte sich noch ein paar Sekunden damit, die fachgerecht verteilten Portionen auf seinem Teller hin und her zu schieben - Kürbispudding, Tamales, gedünsteter Spinat. »Im günstigsten Falle waren ihre Gefühle ambivalent. Schlimmstenfalls waren die beiden aufeinander eifersüchtig.«
    »Aber es ist doch ganz natürlich, wenn ein Kind seine ältere Schwester beneidet«, wandte Jury ein.
    »Ich rede nicht von Mary, sondern von Angela.«
    Vor lauter Überraschung lachte Jury kurz auf. »Sie meinen, Angela war eifersüchtig auf Mary?«
    Nils Anders ging nicht direkt darauf ein. »Also, Mary ist so bodenständig, sie steht mit beiden Beinen so fest auf der Erde, daß ich manchmal den Eindruck habe, sie wächst daraus hervor.«
    Jury erinnerte sich an seine eigenen Gedanken darüber, wie

Weitere Kostenlose Bücher