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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in Castle Howe kennengelernt. Mein Gott, das muß ja aufregend sein, in einem Mordfall zu ermitteln und die Mörderin zu fangen. Da wäre ich gern dabeigewesen. Das ist Adrienne. Armitage«, fügte er hinzu. »Adrienne, das ist Superintendent Jury. Scotland Yard.«
    Während Andrew hocherfreut schien, einen Superintendent von Scotland Yard auf seiner Türschwelle anzutreffen, war Adrienne weniger angetan. Mit einem enormen Seufzer schaute sie von einem Glitzermodemagazin auf und verdrehte ihre großen, hübschen, ein wenig leeren blauen Augen, als flehe sie: »Gott gebe mir Kraft!« Sie ignorierte Jury völlig. »Andrew! Wir kommen zu spät!«
    »Das macht nichts«, sagte Andrew, ungerührt von ihrer Drängelei. »Womit kann ich Ihnen dienen, Superintendent? Und bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Adrienne stemmte die Faust in die Hüfte und schlug dabei einen schicken, bodenlangen Pelzmantel zurück. Das anthrazitgraue Designerkostüm war vielleicht von Armani, der locker um den tiefen Ausschnitt geschlungene Schal ganz sicher von Hermès. Schuhe und Handschuhe von der Upper Sloane Street, darauf wettete Jury, und das weich fallende blonde Haar, das sie mit einer kleinen störrischen
    Bewegung zurückwarf, war erst kürzlich von jemandem gestutzt worden, zu dem Jury sich nie verirren würde. Sie wanderte im Zimmer umher - hierhin, dorthin -, nahm dann hocherhobenen Hauptes vor dem Kamin Aufstellung, legte eine behandschuhte Hand auf das Sims, hielt mit der anderen den Pelzmantel zurück und wippte mit dem Fuß. Jury beschloß, nicht Platz zu nehmen.
    »Es handelt sich nur um eine Routinebefragung zum Tode von Frances Hamilton -«
    »Drücken Sie sich wirklich so aus?« fragte Adrienne Armitage und ließ das silberne Zigarettenetui, dem sie eine Zigarette entnommen hatte, zuschnappen.
    »Es ist mir nur gerade rausgerutscht, Miss«, sagte Jury und sah zu, wie sie hastig an ihrer Zigarette zog, während sie zu dem langen Glastisch ging und die Zeitschriften dort gedankenzerstreut herumzuschieben begann.
    »Möchten Sie etwas trinken? Kaffee? Einen Drink vielleicht?« Andrew ging zu einem Schrank, aber Jury hielt ihn davon ab.
    »Aha«, sagte seine Verlobte theatralisch. »Ich versuche seit Stunden, dir einen Champagnercocktail abzuringen, Liebling.«
    »Du hast zum Lunch vier getrunken. Entschuldigung, Superintendent. Sie wollten über Fanny reden, nicht wahr?« Er zog die Stirn in Falten. »Ich weiß, daß meine Großmutter es nicht ganz koscher fand, aber -«
    »Daddy wird vor Wut platzen, wenn wir nicht sofort gehen.« Aber Adriennes schleppender Tonfall und ständiges Seitenumblättern verrieten nicht, daß hier irgend jemand wegen irgend etwas in Eile war. Es hatte nur zur Folge, daß sie alle drei stehenblieben. »Du weißt doch, wie sich der arme Daddy ... Ach, schau her, Liebling.« Sie hatte eine Zeitschrift auf einer Seite aufgeschlagen, auf der zwei Models zwei Pferde an den Zügeln hielten, und streckte Andrew nun das Heft zur näheren Begutachtung hin. »Sieht sie nicht haargenauso aus wie Gypsy?«
    Eine der Frauen oder eins der Pferde? Und in dem Moment wußte Jury, an wen Adrienne ihn erinnerte: seine alte Liebe Susan Bredon-Hunt. Aber so künstlich und übertrieben hatte Susan sich nie geriert. Doch auch sie hatte einen Daddy und ein Pferd gehabt.
    Andrew seufzte. »Adrienne, kannst du dich bitte einen Moment gedulden? Der Superintendent versucht, ein paar Informationen zu bekommen.«
    Jury lächelte über ihren Schmollmund. Das arme Mädchen bemühte sich ja nur, Andrews Aufmerksamkeit nicht zu verlieren, was eine schmerzliche Unsicherheit verriet. »Haben Sie sie denn gekannt, Miss Armitage? Frances Hamilton?«
    »Ob ich sie kannte? Aber ja, ich kannte sie jedenfalls so gut, daß ich mit ihr zum Lunch gegangen bin.«
    Für Adrienne maß sich eine gute Bekanntschaft offenbar daran, welche Mahlzeiten man mit einem Menschen einnahm. Jury lächelte. »Es geht darum, daß ihr Tod darauf zurückgeführt wurde, daß sie es am Herzen hatte und Komplikationen auftraten. Aber Mrs. Hamilton hat immer abgestritten, daß sie irgendwelche Herzbeschwerden hatte.«
    »Das stimmt, die hatte sie auch nicht«, sagte Andrew.
    »Doch, doch«, sagte Adrienne, den Kopfüber ihr Modemagazin gebeugt. »Mir hat sie zumindest davon erzählt.«
    Das überraschte Andrew sehr. »Was?«
    »Also, sie hat davon gesprochen.« Adrienne blätterte, hielt die glänzenden Seiten auf Armeslänge entfernt und neigte den Kopf, als überlege

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