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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eines natürlichen Todes starb oder ob Medikamente oder Gift im Spiel waren.« Rush schaute ihn an und spielte wieder mit dem Feuerzeug.
    »Sie haben gesagt, eine Cousine sei hergekommen, um die Frau zu identifizieren.«
    »Dolores Schell. Sie ist gerade wieder weggeflogen. Vor zwei Tagen.«
    »Hatte sie keine engeren Familienangehörigen? Eltern? Geschwister?«
    »Geschwister, ja. Das heißt eine jüngere Schwester. Die Cousine hat sich aber bereit erklärt zu kommen, weil sie meinte, die Schwester würde es zu sehr mitnehmen. Das Kind ist noch sehr jung.«
    Jury lehnte sich zurück. »Wie jung?«
    Rush überflog die Papiere auf dem Schreibtisch. »Dreizehn.« Er knipste mit der Kappe des Feuerzeugs herum. »Heißt Mary.«
    Jury nahm das Foto von Angela Hope, auf dem sie mit dem Gesicht nach unten auf der Erde lag. »Mary. Was ist mit Verwandten? Ich meine, wer kümmert sich jetzt um Mary? Die Cousine?«
    Rush schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.« Sein Lächeln war dünn. »Wir sind nicht das Sozialamt.«
    Darauf sagte Jury nichts. Er wartete auf weitere Informationen.
    Rush nahm die silberne Kette und ließ sie an seiner Hand baumeln. »Die Cousine hat ausgesagt, daß Angela Hope die Kette selbst gemacht hat. Wie schon erwähnt, sie war Silberschmiedin. Ihr Laden hieß Silver Heron.«
    »In der Canyon Road.«
    Rush nickte. »Mr. Jury, wenn Sie keine weitere Verbindung zwischen einer Amerikanerin und einer Britin haben als Santa Fe, Erbrechen, einen Türkis und einen indianischen Gott, dann, na ja ...« Achselzucken.
    Jury wußte, er hatte alles erfahren, was zu erfahren war, und das war mit Sicherheit mehr, als er bisher gewußt hatte. Er lächelte. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich ein Foto von Angela Hope mitnähme?«
    Wieder zuckte Rush mit den Achseln. »Warum sollte ich?«
    Jury stand auf und steckte die Türkisskulptur wieder in die Tasche. »Danke für Ihre Hilfe.« Es war nicht ironisch gemeint, er hatte Rush, der ihm nun eins der Fotos aus dem Leichenschauhaus gab, nichts vorzuwerfen. In dem Ordner lagen mindestens sechs, wie ein Satz Bewerbungsfotos. Bei dem Gedanken wurde Jury traurig. »Vermutlich jagen wir eh einem Phantom nach«, sagte er und lächelte, um die leicht gereizte Stimmung, die zwischen ihnen geherrscht haben mochte, vergessen zu machen.
    »Die Jagd nach dem falschen Götzen«, sagte Rush, nicht ohne Galgenhumor.
16/I
    Zwei Stunden später schaute Jury aus einem Fenster über die Dächer von Exeter, während Macalvie zum Hörer griff und die Telefonvermittlung seiner Dienststelle anrief.
    »Die Staatspolizei in New Mexico und Santa Fe.« Nach kurzem Überlegen: »Abteilung Gewaltverbrechen.«
    Jury wandte sich mit hocherhobenen Brauen vom Fenster ab. »Gewaltverbrechen, Macalvie?«
    Macalvie warf das Adreßbuch auf den Schreibtisch und schwieg. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wärmte sich die Hände in den Achselhöhlen. Wie üblich war er im Mantel, obwohl die Heizung bullig warm war. Jury merkte, daß er in sein seltsames Schweigen verfiel, und widmete sich wieder den Dächern und der Biegung des Exe River weit in der Ferne. Er dachte an Jenny. Das Schweigen zog sich in die Länge.
    Plötzlich hob Macalvie, hellseherisch wie immer (da konnte Carole-anne sich eine Scheibe von abschneiden), den Hörer mitten im ersten Klingeln ab. »Macalvie.« Pause. »Ja, ja, schießen Sie los, ich schreibe mit ... Angela Hope, hm, hm, ja, das ist sie ... Silver Heron, Canyon Road, Santa Fe. Und die Privatnummer?« Macalvie grummelte, schrieb. »Was ist mit der anderen Fünf-null-fünfer-Nummer ...? Vorwahl, okay ... Und wo ist Española? Dort ist sie unbekannt ...? Nichts ...? Danke.« Mit finsterem Blick erst zur Wand, dann zu Jury, legte er auf, als habe dieser in Española den Hörer abgenommen und kategorisch behauptet, er wisse nicht, wer Angela Hope sei. Sackgasse. Dann sprang er auf und rannte zur Tür. »Gehen wir.«
    »Wohin? Vergessen Sie nicht, daß ich mein Teil getan habe.«
    »Zu Saint Peter's.«
    »Was dagegen, mir zu sagen, warum?«
    Macalvies leidgeprüfte Sekretärin saß an ihrem Schreibtisch, den Kopf über die Arbeit gebeugt. Als Macalvie vorbeikam, fragte sie: »Kann ich endlich die Weihnachtsdekoration abnehmen? Das Lametta ist völlig verstaubt.« An Jury gewandt, fügte sie hinzu: »Immerhin ist Februar.«
    »Sie haben Wichtigeres zu tun«, antwortete Macalvie.
    Ihre Stimme schwebte hinter ihnen her, als sie hinauseilten. »Das haben Sie aber nicht gesagt,

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