Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
so vieles passiert sein.«
    »Keiner hat irgend etwas gesehen?«
    »War ja keiner da, der was hätte sehen können. Die paar Touristen waren schon weg, und vom Kartenkiosk aus kann man die Stelle nicht sehen. Die Leute vom National Trust, die die Eintrittskarten verkaufen, waren in dem Häuschen.«
    »Einer von ihnen hat sie gefunden. Was hat er denn bloß in aller Herrgottsfrühe dort getrieben?«
    »Meint, er gehe gern dorthin, er gehe gern frühmorgens spazieren und schaue sich den Sonnenaufgang an. Einerlei, sie ist mindestens zwölf Stunden vorher gestorben. Vermutlich bei Sonnen-Untergang, als sie den Laden dichtmachten. Gegen sechs.« Rush nahm eine Zigarette aus der Schachtel.
    Jury nahm die Kette und betrachtete sie.
    Rush beobachtete ihn. »Sie ist Silberschmiedin. War, meine ich.«
    »Türkis und Silber gibt's viel im Südwesten Amerikas.«
    »Sie auch?« Rush griff nach dem Feuerzeug. Das winzige Metallmaul klickte dreimal, und er zündete sich die Zigarette an.
    Jury hob die Brauen. »Ich auch?«
    »In Exeter rennt ein Divisional Commander rum -Macalvie heißt er -, der hat einen Floh im Ohr. Ich hab früher unter ihm gearbeitet. Einen verrückten Hund haben wir ihn immer genannt.«
    Jury verbiß sich das Lachen. »Was für einen Floh?«
    »Eine Verbindung zwischen meiner Lady und seiner -«
    Herrgott, die beiden waren wahrhaftig besitzergreifend wie Liebende, dachte Jury.
    »-weil in dem Adreßbuch seiner Toten eine Adresse in Santa Fe steht. Es geht um einen Ort oder eine Straße.« Rush wedelte mit dem Feuerzeug und blätterte in seinem Gedächtnis wie in einem Rolodex. »Die Canyon Road heißt. Dort besaß Angela Hope einen Laden.«
    Jury hatte sich die Kette um die Finger geschlungen, der silberne Halbmond schwang hin und her. Er betrachtete ihn genau. »Aber es sieht doch verdammt so aus, als käme es nicht von ungefähr.«
    Rush warf das Feuerzeug auf den Schreibtisch. »>Ungefähr< ist genau das richtige Wort.«
    Jury nahm Lady Crays Skulptur aus der Manteltasche. »Das hier hat meine Lady mitgebracht.« Er lächelte flüchtig. »Aus New Mexico. Vielleicht aus Albuquerque. Oder Taos oder Santa Fe. Eine Touristin, die es bis nach Albuquerque geschafft hat, würde sicher die zusätzlichen fünfzig Meilen oder so nach Santa Fe auch noch auf sich nehmen. Habe ich mir jedenfalls sagen lassen.« Die Schaufenster bei Harrods waren eine wahre Augenweide gewesen. Grandios hatte der Südwesten ausgesehen. Und die große Attraktion im Südwesten war Santa Fe.
    Rush ergriff den Türkisblock. »Wer ist der kleine Kerl?« Er tippte mit dem Finger auf den silbernen Flötenspieler.
    »Kokepelli«, sagte Jury. »Ein Gott oder so etwas. Bestimmt ein indianischer. Könnten wir das mal rein theoretisch annehmen?«
    Rush stellte die Skulptur rasch weg. »Ich bin nicht dafür bekannt, daß ich mich in reine Theorien versteige, Superintendent.« Sein Lächeln war einen Hauch hochmütig.
    Jury ging darüber hinweg. »Frances Hamilton ist im Januar gestorben. Vor ein paar Wochen. Offenbar an einer Herzgeschichte. Wie Angela Hope. Und im vergangenen November war Mrs. Hamilton in New Mexico. Vermutlich in Santa Fe, obwohl ich das noch nicht verifizieren konnte. Anfangs bestand kein Grund, die Ursache ihres Todes anzuzweifeln.«
    »Und warum jetzt?«
    Wegen einer Frau namens Helen Hawes, hätte Jury gern gesagt. Aber wenn Rush erfuhr, daß er hier war, weil Macalvie darauf bestand, würde er die Schotten vollends dichtmachen. Jury haßte es, wenn persönliche Eitelkeit Ermittlungen im Wege stand. Macalvie, der wohl auch nicht ganz frei von dieser Eigenschaft war, ging es jedoch in erster Linie um die Verbindung, die zwischen den Frauen bestanden haben mochte, und weniger darum, ob sich eine andere Polizeidienststelle in seine Ermittlungen »einmischte«. »Es hat sich die Frage ergeben, ob sie vielleicht vergiftet worden ist.«
    Rush drehte das Feuerzeug unaufhörlich in Händen. »Wieso das?«
    War er mit Absicht so begriffsstutzig? »Offenbar wurde ihr sehr übel, bevor sie starb. Die gleichen Symptome wie bei Ihrer Amerikanerin.«
    »Dann exhumieren Sie die Leiche?«
    »Kann sein. Das Problem haben Sie natürlich nicht.«
    »Die Symptome bei einem Herzinfarkt ähneln ja denen einer Vergiftung. Übelkeit, Erbrechen. Da aber niemand gesehen hat, wie sich was auch immer bei ihr ausgewirkt hat, können wir nicht sagen, was sie durchgemacht hat. Hatte sie Krämpfe? Fiel sie in ein Koma? Also wissen wir auch nicht, ob sie

Weitere Kostenlose Bücher