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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eingezogen.«
    Jury war total perplex. Dann leicht erbost. »Was für ein neuer Mieter? Ich habe doch vor kaum zwei Stunden mit ihr gesprochen. Da hat sie kein Wort davon gesagt, daß sie .«
    Mit ihren großen roten Topflappen richtete sich Mrs. Wassermann wieder auf und schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr noch gesagt, sie soll warten, bis Sie wieder da sind. >Warten Sie, bis Mr. Jury wiederkommt, Carole-anne<, habe ich gesagt.« Sie zeigte mit den roten Topflappen zur Küchendecke, als wolle sie entweder Gott oder den Hund zwingen, ihre Verteidigungsrede anzuhören. Als der Auftritt beendet war, bückte sie sich erneut und zog das Blech mit den Keksen aus dem Ofen. »Aber Carole-anne hat gesagt, das gehe schon in Ordnung, denn Sie hätten sowieso als erster die Idee gehabt.«
    »Ich die Idee? Ich? Mrs. Wassermann, Himmel, Arsch - oh, Verzeihung - mir ist völlig schleierhaft, wovon Sie reden.« Das sagte er so langsam und gelassen, als ob allein Gelassenheit die neuen Mieter, den zweibeinigen und den vierbeinigen, vertreiben würde.
    »Na, das ist aber sehr komisch. Es ist doch Ihr Freund. Hat sie jedenfalls gesagt. >Stanley ist ein Freund vom Super.<«
    »Ich kenne keine Menschenseele mit Namen Stanley.«
    Jetzt wurde Mrs. Wassermann aber doch unruhig. »Nicht? Aber Carole-anne hat hier gestanden und ...« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Warum sollte sie denn lügen?«
    Oha. »Was ist es denn für ein Typ? Ich meine, außer daß er extrem gut aussieht, Mitte Zwanzig, Anfang Dreißig, noch zu haben und - sagen wir - interessant ist.« Lackaffe käme der Sache wahrscheinlich näher. Gerade hatte er es geschafft, Randy Tyrone abzuwimmeln. Die Wohnung stand schon seit Jahren leer, und nur der Himmel wußte, wie viele Leute Carole-anne abgewiesen hatte, weil sie nicht ihren Anforderungen entsprachen.
    »Also kennen Sie ihn doch!« Mrs. Wassermann hielt ihm einen Teller mit Keksen hin.
    Geistesabwesend nahm Jury einen und schüttelte den Kopf. »Ich zähle ja nur seine Meriten auf. Dieser Stanley und sein dressierter Hund, betteln sie am Piccadilly Circus oder in der Oxford Street?«
    Innerlich schäumte er. Ein dämlicher Hund. Ganz zu schweigen von dem dämlichen Stanley, grummel-te er in sich hinein, während Mrs. Wassermann ihm ein Glas Milch eingoß.
    »Aber, aber, Mr. Jury. Sie verlieren doch sonst nicht die Geduld. Ihre Geduld ist Ihre liebenswerteste Eigenschaft.« Sie tätschelte ihn am Arm und bot ihm ein Glas Milch an.
    Er trank. »Das kapier ich nicht. Warum hat sie gesagt, er sei mein Freund?«
    »Weil Sie sie miteinander bekannt gemacht haben.«
    »Ich? Hören Sie, Carole-anne muß den Verstand verloren haben oder so was. Sie hat zuviel in die Sterne geguckt. Langsam müssen wir uns, glaube ich, Sorgen um sie machen.« Jury hielt sein Glas hin, damit sie ihm nachschenkte, und mampfte seinen Keks.
    »Wir haben aber noch nie einen Hund im Haus gehabt.«
    Das hielt Jury nicht unbedingt für ein schlagendes Argument. Sie hatten ja auch noch nie einen Stanley als Mitbewohner gehabt. »Was ist es denn für ein Hund?« Dumme Frage.
    »Ein Neufundländer. Stanley sagt, ein guter Wachhund für uns alle.«
    Ach, verflixt, das sagten die Leute immer, wenn sie einziehen wollten. »Schlägt er die Einbrecher mit Mozart in die Flucht? Oder warnt er uns vielleicht so: >Wenn ihr das Adagio in g-Moll hört, bedeutet das, sie sind bewaffnet    Mrs. Wassermann seufzte. »Das nimmt Sie ja alles sehr mit. Ich habe Carole-anne gleich gesagt, daß Sie sich aufregen würden. Ich hab gesagt: >Liebe Carole-anne, Mr. Jury .<«
    »Schon gut, schon gut. Womit verdient denn der Kerl seinen Lebensunterhalt? Außer mit Betteln?«
    »Er spielt Gags. Ich habe keine Milch mehr.« Mrs. Wassermann schaute in ihren Kühlschrank.
    Jury wollte gerade zum Keksteller greifen, hielt aber inne. »Er spielt Gags?« Langsam, aber sicher knallte er hier in Mrs. Wassermanns Küche durch.
    »Aber kein Problem. Der Hund kommt jeden Moment herunter. Es ist gleich eins.« Sie spülte die Milchflasche aus.
    Führte er dieses Gespräch wirklich? Oder war er oben eingeschlafen und träumte alles nur? Er umklammerte den Keksteller, als könne der ihm durch seine pure Körperlichkeit Kraft verleihen.
    Es klopfte an der Tür. Na ja, so was Ähnliches wie ein Klopfen.
    Mrs. Wassermann ging mit der leeren Flasche zur Tür und sah vor dem Öffnen nicht einmal durch den Spion. Der Besuch wurde offensichtlich erwartet. Und war willkommen. »Komm nur herein, und

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