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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Stimme erstarb.
    Als Vi aufhörte zu reden, ergriff Gertie das Wort. Sie hielt weiterhin, wie die anderen, den Kopf gesenkt, die rote Stickseide wand sich wie ein Blutfaden um ihren Finger. »Nach Annie konnte man die Uhr stellen. Ich weiß noch, wie einmal der nette Mann, der sich um die große Uhr hier in der Kirche kümmert - also, ich weiß noch, wie Annie Landis einmal hereinkam und er sie sah und dann auf die Uhr schaute und meinte: >Meine Güte, zwei Minuten nach!< Ja, wir haben die Uhr nach ihr gestellt. Wir haben immer von >Annie Landis und dem Rad der Zeit< geredet. Tun wir immer noch.«
    Jury lächelte über diese so poetische Wendung, war aber doch ein wenig erschrocken über die Anspielung auf Zeit und Vergänglichkeit. Als sei Annie schon tot. Er sah, daß Macalvie langsam einen Kaugummistreifen faltete und in den Mund schob, er schien Vis Neuigkeit und Gerties Worte zu überdenken.
    Nach längerem Schweigen sagte Macalvie schließlich: »Vielen Dank für Ihre Hilfe, meine Damen.« Er schaute noch einmal über das Grüpplein, sagte dann zu Jury: »Kommen Sie« und entfernte sich an der großen Uhr vorbei durch das Hauptschiff.
    Jury folgte ihm. Draußen vor dem Eingang fragte er: »Wohin?«
    »Zu Annie Landis.«
    Jury protestierte auf dem Weg zu Macalvies Auto. »Aber wenn sie krank ist, wirklich krank, Macalvie -«
    »Dann freut sie sich vielleicht, wenn wir ihr Gesellschaft leisten.« Macalvie riß die Autotür auf.
    »Gesellschaft? Macalvie, wir gehören nicht gerade zu der angenehmen, liebevollen Spezies von Krankenbesuchern, die man um sich haben möchte.«
    Über die Motorhaube hinweg schenkte Macalvie Jury ein affektiert falsches Lächeln. »Sie vielleicht nicht. Nicht mit der Haltung.«
    Wie bitte? dachte Jury. »Was für eine Haltung?«
    Macalvie ließ sich auf dem Fahrersitz nieder und rief: »Kommen Sie mit, oder bleiben Sie hier?«
    Jury stieg ein und knallte die Tür zu. »Sie sind vielleicht eine Marke, Sie verrückter Hund.«
    »Jetzt weiß ich, daß Sie mit Rush gesprochen haben.« Macalvie rammte den Rückwärtsgang ein, der Kies spritzte von den Reifen.
16/II
    Jury hatte das Hafenviertel von Exeter mit dem alten Kai, dem Kanal und den neuen Apartmenthäusern noch nie gesehen. Von hier führte der Exe bis nach Topsham (hatte Macalvie ihm erzählt), über Wehre und an Lagerhäusern, Discos und Pubs vorbei. Das Viertel war großteils in einen hohen Felsen aus rotem Sandstein hineingebaut, über den die alte Stadtmauer verlief.
    Annie Landis' Cottage stand nicht weit weg von einer Steintreppe, die sich in Schlangenlinien den Felsen hinaufwand. Es war weiß gekalkt, klein und gemütlich, und Macalvie wollte gerade den Delphintürklopfer in die Hand nehmen, als sie drinnen laute Stimmen hörten. Eine laute Stimme, um genau zu sein, die Stimme eines Mannes. Eine Frauenstimme antwortete leise und gedämpft.
    Der Streit so nahe an der Haustür schien sich darum zu drehen, ob er weggehen oder bleiben sollte. Das heißt, es war klar, daß er gerade gehen wollte und sie es zu verhindern versuchte.
    »Herr im Himmel, ich will doch nur mal eben ins Pub. Mit meinen Kumpeln einen trinken.«
    Ihre Stimme, nun sehr viel weniger deutlich zu vernehmen, sagte etwas in der Richtung, daß »was trinken« wahrscheinlich wieder Stunden dauern würde und sie hätte schließlich gerade die schlechten Nachrichten bekommen.
    »Mum . du meinst immer .«
    »Tee.« Eine traurige Stimme.
    »Nein, ich will keinen Tee. Kapierst du das nicht? Das ist mein Leben.«
    Komisch, dachte Jury, ich hatte den Eindruck, daß es nun eher um ihres gehe. Er sah, wie sich Macalvie nachdenklich einen neuen Kaugummi in den Mund schob. Mittlerweile hatte Jury begriffen, daß er das tat, wenn er sich über etwas aufregte und es, aus welchem Grunde auch immer, nicht zeigen wollte.
    Die Tür wurde aufgerissen. Sie blickten in das Gesicht eines wütenden jungen Mannes, der der Frau hinter ihm verblüffend ähnlich sah. Wären sie Mutter und Tochter und im Alter nicht so weit auseinander gewesen, hätten sie wie eineiige Zwillinge ausgesehen.
    »Oh ... Wer sind Sie?«
    Die Frage kam nicht feindselig, sondern wirklich neugierig. Er drehte sich zu seiner Mutter um. »Jemand für dich, Mum. Bis morgen.« Er lächelte und rannte die Treppe hinunter, wobei er mehrere Stufen auf einmal nahm.
    Sie schüttelte den Kopf und drehte den Stickrahmen in Händen. Das eingespannte Stück Leinen war mit leuchtender Stickseide durchwirkt. Annie Landis hatte

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