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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in Schuß zu halten.«
    Jury lachte. »Nein, auf die Weise billig ist es nicht.«
    »Wer hat denn billig gesagt? Glauben Sie mir, wenn es einen Ort in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt, der ganz bestimmt nicht billig ist, dann der hier. Aber man sieht, wie es vom Rand her verfault. Auf dem Herweg sind Sie doch bestimmt über die Cerrillos Road gekommen.«
    »Den Highway mit den vielen Motels?«
    »Genau. Die Cerrillos Road zeigt die schäbige Seite des Tourismus an, den Schrott, den er mit sich bringt. Verstehen Sie mich nicht falsch; ich hasse die Touristen nicht. Im Gegenteil, es nervt mich total, wenn die Besitzer all der schnieken Lädchen in einer Tour über sie meckern. Wo wären sie denn ohne die Touristen? Wer gibt denn das Geld aus? Was mich aufregt, ist die Art von Tourismus hier. Ein Monster, das die Stadt selbst erschaffen hat und das jetzt durch die Straßen stampft und ein Zimmer für die Nacht verlangt.« Onate klang traurig. »Mist, in zehn Jahren ist das alte Santa Fe verschwunden.«
    »Das könnte man auch über Merry Old England sagen.«
    Jack Onate schüttelte den Kopf. »Es wäre aber doch einigermaßen schwer, England unter einem Haufen Türkisen, geschnitzten Kojoten und Kakteen zu begraben. Ich finde ja nur, daß es einer Kultur nicht guttut, wenn man allzuviel auf ihr herumhämmert. Wollen Sie noch ein Bier? Sie haben mit der leeren Flasche jetzt so ungefähr jedes Kunststück vollführt, außer sie auf dem Kopf balanciert.«
    Jury grinste. Er hatte beobachtet, wie sich zwei Frauen hinten in den Reihen der Sonnenuntergangsgenießer eine Zigarette anzündeten. Die Frauen sahen gut aus, perfekt frisiert, wie lackiert. Aber er lechzte nach den Zigaretten. »Ja, ich möchte noch eins. Rauchen Sie?«
    »Nein, nicht mehr. Habe es vor ein paar Jahren aufgegeben. Warum?«
    »Ich versuche aufzuhören.« Er sah, wie die Rauchfäden aus den frisch angezündeten Zigaretten vor der warmen, umbrafarbenen Adobewand bläulichrosa wurden. »Aber wenn ich das da sehe ...« Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Frauen, die die Zigaretten dicht vor ihre feuchten roten Lippen hielten. »Es ist wie . Sex. Lust, Gier, die einen verzehrt. Wenn ich das sehe, gelüstet es mich danach. Den Zigaretten, nicht den Frauen.«
    »Habe Jahre gebraucht, um aufzuhören. Zwei Dutzend Anläufe, glaube ich.« Er stand auf und schlug Jury mit der Hand auf die Schulter. »Also gut, Mann, trinken wir noch ein Bier und unterhalten uns und so.« Er begab sich zur Dachterrassenbar.
    Unterhalten uns und so. Jury lächelte über diesen Satz und Jack Onates kindlichen Gesichtsausdruck. Er kehrte in Gedanken zu der Zeit im Haus seines Onkels zurück. Dort hatte er nach dem Tod seiner Mutter und dem Heim, in das man ihn zeitweise gesteckt hatte, gelebt. Neun oder zehn war er gewesen. Hinter dem Haus war ein langer Garten, der in endloses Weideland überging, das einem reichen Bauern gehörte. Ein ziemlich großer Schuppen diente den Tieren, die bei Regen oder Schnee draußen blieben, als Unterstand. In dem Schuppen saß er oft mit seinem besten Freund Billy Oakley, der ein paar Jahre älter war als er und immer Zigaretten und manchmal sogar Whisky von seinem Vater stahl. Sie rauchten und tranken, bis ihnen schlecht wurde, und bisweilen gesellte sich eine Kuh oder ein Schaf zu ihnen. Billy Oakleys Lieblingsspruch war »und so«. Das reichte im großen und ganzen für alles, was er nicht verstand, alles, das sein Begriffsvermögen überstieg. Sein Vater war »Buchhalter und so«, Frauen hatten »Titten und so«. Und nach ein paar Jahren gemeinsamer Schuppenbesuche war Billys Mutter gestorben. An »Leukämie und so«.
    Jack Onate setzte sich wieder hin und gab Jury das Bier. Er seufzte. »Angela Hope. Ich kannte sie selbst nicht. Das heißt, nur vom Sehen. Sie und ihre Schwester.«
    »Ich würde gern mit Leuten sprechen, die sie gekannt haben. Wen gibt es noch, außer der kleinen Schwester und dem Eventuell-Freund?«
    »Na ja, noch ein paar Leute in der Canyon Road. Da sie ja ihr Geschäft dort hatte, sollten einige sie gekannt haben. Auf der einen Seite ist eine Ms. Bartholomew. Sukie Bartholomew. Mein Gott ...« Jack schaute Jury an, »Sukie Bartholomew. Was für ein Name! Sie hat's mit Kristallen, Tarotkarten und so. Diese Leute sitzen vor allem in Sedona. Ich glaube sogar, daß die Bartholomew von dort kommt. Was komisch ist. Meistens ist es umgekehrt, die Leute ziehen von Santa Fe nach Sedona. Ein spiritueller Ort, heißt es. Orte

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