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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wohnte etwa fünfzehn Meilen von Santa Fe entfernt, zwischen hier und Española. Da gehört die 753er-Nummer hin, bei der wir angerufen und die Leute noch nie von ihr gehört haben. Die 473er- und 982er-Nummern sind aus Santa Fe, die 753er aus Española. Angela und ihre Schwester haben ein abgelegenes kleines Haus mitten in der Wüste. Die Schwester ist sehr jung. Dreizehn, wirkt aber älter. Sie heißt Mary. Seit sie hierhergezogen sind, haben sie eine Haushälterin, Rosella Ortiz. Sie ist Indianerin, Cochise vielleicht oder Zuñi.«
    »Was ist mit der Cousine, Dolores Schell? Die die Leiche identifiziert hat.«
    »Richtig. Von Schell's Pharmacy. Ihr Vater war Apotheker, und nach seinem Tode hat Dolores die Apotheke übernommen. Die ist drüben am Old Pecos Trail.«
    »Dann ist sie Apothekerin?«
    Oñate nickte. »Also, die Schells wohnen schon lange hier.«
    »Verheiratet?«
    Onate schüttelte den Kopf. »Wohnt allein in einem Haus drüben in El Dorado. Eine relativ noble Siedlung außerhalb der Stadt. Ich habe den Eindruck, daß sie und Angela nicht allzu dicke Freundinnen waren.« Er zuckte die Achseln. »Nichts Ungewöhnliches, ich habe manche von meinen Cousinen und Cousins noch nie gesehen.«
    »Die Schells sind schon lange hier, aber die Hopes nicht? Wo kommen sie denn her?«
    »Aus dem Osten.« Jack Onate blätterte die Papiere durch. »Aus New York. Hm. New Yorker Geld, egal, auf alle Fälle Geld. Die Eltern sind beim Absturz ihres Privatflugzeugs umgekommen.« Er nahm seine Flasche wieder zur Hand. »So, was meint ihr in England denn zu der ganzen Sache?«
    »Nicht viel.« Jury schüttelte den Kopf und sah, wie die blauen Berge sich tief dunkelviolett verfärbten.
    »Was heißt >nicht viel    »Nichts!«
    Onate nickte. »Das ist wahrhaftig nicht viel.« Er schaute wieder in seine Unterlagen. »Nach Aussagen ihrer Freunde war sie nett, talentiert, nett, spirituell, nett, großzügig, nett. Immer das gleiche Lied, also keine Feinde - soweit wir wissen, jedenfalls.«
    »Was ist mit Männern? Wichtigen Bezugspersonen, wie es so schön heißt.«
    »Schwer zu sagen, aber der eine Typ, Malcolm Corey, kann eine gewesen sein. Er hat auch einen kleinen Kunstgewerbeladen in der Canyon Road. Eine
    Galerie. Behauptet, er sei Maler - wer behauptet das hier nicht? -, aber eigentlich ist er Schauspieler. Sagt er. Eigentlich.«
    »Wie hat er reagiert, als er von ihrem Tod erfahren hat?« Jury beugte sich vor, um die Adresse in der Akte lesen zu können, und schrieb sie auf.
    »Ziemlich schockiert. Vielleicht ist er blaß geworden, aber der Bursche ist so braun gebrannt, daß man es schwer erkennen konnte.«
    »Das klingt nicht gerade, als ob Sie ihn sehr mögen.« Jury beobachtete, wie ein langer purpurroter Streifen sich auflöste und blaßrosa und lavendelfarben verfärbte. Er war umrandet von dunklem Gold, das wie Karamel zerschmolz. »Also, Sie sagen, dieser Corey sei Schauspieler.«
    »Nein, ich habe nur wiedergegeben, was er gesagt hat. Hier in der Gegend werden ständig Filme gedreht und immer Statisten für große Szenen oder einfach Leute gebraucht, die durch die Straßen schlendern. Da macht er dann mit, aber er tut natürlich so, als ob er bald die großen Rollen kriegt. Behauptet, der Laden sei sein Hobby und er male, wenn er zwischen zwei Rollen eine Pause einlegt. Mit anderen Worten: Er ist arbeitslos. Sein Typ ist offenbar nicht sehr gefragt. Egal, er hat sogar einen großkotzigen Agenten. Wenn Sie mit Corey reden wollen, dann versuchen Sie's doch mal im Rancho del Reposo. Da filmen sie dauernd. Ein ziemlich teures Hotel, besteht aus einer Lodge und Casitas, ein paar Meilen außerhalb der Stadt.«
    Jury hielt seine leere Bierflasche hoch und bedachte sie mit einem grübelnden Blick. »Dann wimmelt es hier also von Typen aus Kalifornien?«
    »Meine Güte, ja, aber nicht nur wegen der Filmerei. Aus Südkalifornien kommen sie in hellen Scharen hierher. Sie lieben Santa Fe und bilden sich ein, sie hätten es entdeckt.«
    »Wohnen Sie schon lange hier?« Jury hätte am liebsten den Rest der Nacht hier im Sessel mit den Füßen auf dem Terrassengeländer verbracht. Er war müde, aber nicht bis auf die Knochen wie in London, sondern schlapp, als ob die ganze Anspannung aus seinem Körper wich.
    »Mein ganzes Leben. Früher war Santa Fe anders. Jetzt ist es verstädtert, wissen Sie, was ich damit meine? Kultiviert, total in, schön - aber schön wie eine Hure. Wird dafür bezahlt, hübsch auszusehen und sich gut

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