Blinder Einsatz
immer wieder versichert, alles werde schnellstens geregelt. Aber bislang lag kein Resultat vor. Die Verhandlungen gingen voran, doch die Zeit war mehr als knapp.
»Heute machen wir dem Eigentümer des Domainnamens ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.«
»Das haben Sie beim letzten Mal auch schon gesagt.«
»Ich weiß, aber Mitch Hartwells Männer haben sich sehr ungeschickt angestellt.«
»Ungeschickt? Alexander, diese Sache muss geregelt werden. Wir arbeiten seit über einem Jahr an dem Projekt. Es kann nicht sein, dass ein kleiner dummer Fehler all unsere Anstrengungen zunichtemacht. Also geben Sie ihm, was er verlangt. Wir sind nicht in der Position, verhandeln zu können. Und selbst wenn der Eigentümer des Domainnamens nicht weiß, wie machtlos wir sind, so hat er offenbar doch begriffen, dass wir kein Druckmittel in der Hand haben. Vergessen Sie bitte nicht, dass es hier um Milliarden geht.«
London, am gleichen Tag
Noah wurde langsam ungeduldig, da sich Philippe noch immer nicht gemeldet hatte. Die Sache mit Kramer Investment nahm er inzwischen ziemlich ernst. Neben Mr. Datzyuk arbeitete er auch für andere Kunden, die Aktien des Konzerns besaßen. Im Moment wusste er nicht, was er tun sollte. Kaufen oder verkaufen? Würde die neue Strategie des Kramer-Konzerns vom Markt positiv aufgenommen werden? Und wenn ja, würde sich dieses Engagement auf lange Sicht auszahlen? Er konnte keine Entscheidung treffen, da er nur über bruchstückhafte Informationen verfügte. Wenn der Kramer-Konzern tatsächlich zwei Handlanger losgeschickt hatte, um Philippe einzuschüchtern, dann hatten sie sicher gute Gründe dafür. Warum war dieser Internetauftritt für die Doc-Fountain-Kampagne so wichtig?
Als Noah aus einer Besprechung kam, teilte ihm seine Sekretärin mit, dass Philippe versucht hatte, ihn zu erreichen. Wie viel? Das war die einzige Frage, die ihn interessierte. Er rief unverzüglich zurück.
»Und?«
»Der Direktor der Strategieabteilung von Kramer Investment hat mich angerufen und …«
»Die Details interessieren mich nicht. Wie viel?«
»100 000 Dollar monatlich auf zehn Monate.«
Noah schwieg einen Augenblick, als habe er es mit einer komplizierten Rechenaufgabe zu tun.
»Eine Million! Das ist ein Scherz, oder?«
»Ganz und gar nicht. Es schien ihm sehr wichtig, die Transaktion auf der Stelle abzuschließen, und das habe ich ausgenutzt. Innerhalb einer Stunde war die Sache vom Tisch.«
»Aber warum auf zehn Monate verteilt?«
»Er will sichergehen, dass ich niemandem etwas vom Verkauf der Domain erzähle. Er meinte, wenn auch nur das kleinste Detail unserer Abmachung bekannt würde, wüsste er, wo er mich findet.«
»Eine Drohung? Das haben sie doch schon mal versucht.«
»Ja, aber jetzt habe ich kein Druckmittel mehr gegen sie in der Hand. Sie haben ihren Domainnamen.«
»Eine Million, das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
»Es muss ihnen wirklich wichtig sein.«
»Eine Million. Um eine solche Ausgabe zu rechtfertigen müssen sie ein Resultat erwarten, das Milliarden einbringt.«
»Sprich bloß mit niemandem darüber. Ich habe keine Lust, wieder Katz und Maus mit denen zu spielen.«
Nun war Noah sich sicher, dass es sich nicht um eine simple Neupositionierung auf dem Markt handelte. Wenn Kramer bereit war, eine Million Dollar für einen Domainnamen auszugeben, und Philippe für den Fall einer Indiskretion mit Konsequenzen drohte, dann ging es um ein Projekt, das deutlich größer war als das angekündigte. Sie mussten sich ihrer Strategie, zu deren wichtigsten Faktoren offensichtlich das Internet gehörte, sehr sicher sein. Durch diese Information fühlte sich Noah in der Lage, mehr in Erfahrung zu bringen. Bis jetzt hatte er sich nicht weit vorgewagt, doch nun konnte er Kramer Investment richtig auf den Zahn fühlen.
Er entschloss sich, Jane Kramer anzurufen. Aber er erreichte nur eine unterkühlte Sekretärin, die sich von seinem bestimmten Ton nicht beeindrucken ließ.
»Mrs. Kramer ist in einem Meeting, wenn Sie keinen Termin haben, kann ich Sie auch nicht zu ihr durchstellen, nein, ich weiß nicht, wann das Meeting vorbei ist …«
Er hinterließ ihr eine etwas vage Nachricht, von der er im Vorhinein schon wusste, wie nutzlos sie war. Dann suchte er im Internet nach Jane Kramers E-Mail-Adresse, fand aber nur eine, die zum Service- und Informationscenter führte. Dort hinzuschreiben wäre reine Zeitverschwendung gewesen.
Er wusste nicht, an wen er sich wenden sollte. Dann
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