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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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weniger. Dann kehrte er zum Hotel zurück, beschleunigte auf den letzten beiden Blocks noch einmal das Tempo und kam heftig schwitzend in der Eingangshalle an.
    Seine Aufgabenliste war noch länger geworden: historische Nachforschungen bei der Zeitung treiben, die dicke Frau besuchen, von der Michelle Garber, die versoffene Lehrerin, gesagt hatte, sie wäre mit Judd im Bett gewesen. Irgendeinen Vorwand erfinden, egal wie hinterhältig und mies, um Joan noch einmal auf ihre Farm zu kriegen und dann auf diesen Heuboden hinauf. Zu diesem Zweck klaute er die Extradecke, die im Holiday Inn im Schrank lag, und hoffte, dass sie nachher voller Heu sein würde.
    Garber hatte den Leiter des Postamts erwähnt, der mit Judd und den Mädels im Bett gewesen war, und darauf hingewiesen, dass der Täter wohl kaum von außerhalb kommen konnte. Ein völlig Fremder würde auffallen, selbst ein Auto, das zu oft gesehen wurde. Und ein Mann, der nach vielen Jahren zurückkehrte - oder natürlich auch eine Frau -, würde erst recht auffallen. Die Leute würden sich an ihn erinnern und darüber reden. Vielleicht übersah er ja etwas, aber er glaubte, dass ihn höchstens eine halbe Meile von dem Mörder trennte …
    Die Dusche war sehr angenehm. Selbst das Frühstück war gut. Hätte der Beginn eines perfekten Tages sein können, wenn nicht sein Handy um 6:45 Uhr geklingelt hätte, als noch zwei in Sirup getränkte Würstchen auf seinem Teller lagen.
    Stryker atmete schwer. »Mein Gott, Virgil, wir haben schon wieder einen. Das heißt zwei.«
    »Wer?«
    »Roman Schmidt und seine Frau«, sagte Stryker stöhnend. »Du musst sofort herkommen.«
    »Moment mal, ganz langsam. Roman Schmidt. Den Namen kenn ich doch …«
    »Er war hier Sheriff, drei Sheriffs vor mir. Das ist dreißig Jahre her. Mein Gott, die Leute werden auf den Straßen randalieren.«
    »Wie sieht die Leiche aus?«, fragte Virgil.
    »Genau wie die andere. Diesmal auf einen Ast gestützt. Es ist so … beschissen widerlich.«
    Virgil ließ sich beschreiben, wie er zu Schmidts Haus kam, und warf fünfzehn Dollar neben seinen Teller. Als er an dem bleichen Nachtportier vorbeikam, fragte dieser ganz aufgeregt: »Haben Sie schon gehört?«
    »O Mann …«
     
    Draußen stieg er in seinen Truck, klappte sein Handy auf, suchte im Telefonverzeichnis und drückte die Anruftaste. »Ich hoffe, es ist wichtig«, sagte eine Minute später Lucas Davenport, sein Boss, in den Hörer. »Ich hoffe, Sie sitzen nicht irgendwo in einem verdammten Boot und angeln.«
    »Hören Sie, wir haben zwei weitere hier«, sagte Virgil.
    »Verdammt.« Davenport lag noch zu Hause in St. Paul im Bett. »Derselbe Typ?«
    »Ja. Die Leiche wurde wieder zur Schau gestellt. Und was noch schlimmer ist, es ist Roman Schmidt, ein ehemaliger Sheriff. Und seine Frau. Stryker meint, in der Stadt werden die Leute auf die Straße gehen. Und da das nun schon fünf Tote sind, werden wir bald unter schwerem Beschuss von der Presse stehen.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sagte Davenport: »Und?«
    »Und? Und was?«
    »Was hat das vor sieben Uhr morgens mit mir zu tun?«, fragte Davenport.
    »Ich hab gedacht, Sie wollten das wissen«, sagte Virgil.
    »Schon, aber erst so ab halb zehn«, erwiderte Davenport. »Um sieben Uhr, das heißt, noch vor sieben, ist das Ihr Problem.«
    »Danke«, sagte Virgil. »Hören Sie mal, arbeitet diese Sandy noch für Sie?«
    »Teilzeit.«
    »Darf ich sie anrufen?«, fragte Virgil. »Und sie bitten, ein paar Sachen für mich zu erledigen?«
    »Ja. Rufen Sie mich nach neun Uhr an, dann geb ich Ihnen ihre Handynummer«, sagte Davenport. »Vormittags geht sie in die Uni.«
    »Was ist mit den Medien? Was mache ich mit denen?«
    »Ziehen Sie sich ein sauberes Hemd an«, sagte Davenport, »und erzählen Sie denen, dass Sie mehreren Hinweisen nachgehen, aber aus Sicherheitsgründen nicht darüber reden können, dass alle staatlichen und regionalen Behörden zusammenarbeiten und, äh, dass Sie mit einer raschen Klärung des Falls rechnen.«
    »Danke, Boss.«
    »Virgil, ich hab Sie nicht dahin geschickt, damit Sie sich blöd anstellen. Nehmen Sie die Sache in die Hand. Regeln Sie das mit der Presse und melden Sie sich bei mir, wenn Sie alles geklärt haben«, sagte Davenport. »Ich werde Ihre Bemühungen auf Channel Three verfolgen.«
     
    Wenn Virgil einen schlechten Morgen hatte, so war das nichts im Vergleich zu Roman Schmidt. Der Mörder hatte eine Astgabel in der Einfahrt in den Boden gerammt

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