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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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und Schmidts Hals brutal in die Gabel gezwängt, so dass unter jedem Ohr eine Zinke war. Das reichte, um den Oberkörper der blicklosen Leiche in aufrechter Position zu halten, doch das Gewicht, mit dem dieser auf dem Stock lastete, hatte die Zunge des Toten aus dem offenen Mund gepresst. Fliegen krochen über sein Gesicht, in die Augenhöhlen und den Mund.
    Die Beine waren gespreizt, und sein Penis sah aus dem Schlitz der Boxershorts hervor.
    »Das ist ja heftig«, sagte Virgil, der mit den Händen in den Jeanstaschen dastand. »Ist schon jemand von der Familie da?«
    »Soweit wir wissen, gibt es nicht viel Familie - vielleicht ein paar Cousins und Cousinen. Sie hatten keine Kinder.«
    Virgil und Stryker standen etwa fünf Meter von dem Toten entfernt, und Virgil konnte die Spur sehen, die die Fersen des Toten in dem vom Tau weichen Boden auf dem Hof hinterlassen hatten, als er aus dem Haus geschleift worden war. »Wo wurde er getötet?«, fragte Virgil.
    »Direkt an der Hintertür«, sagte Stryker. »Der erste Schuss hat ihn unten ins Herz getroffen, und die Kugel ist etwas höher im Rücken ausgetreten. Es sieht so aus, als hätte jemand auf der Eingangsstufe gestanden und an die Tür geklopft. Roman hat die Tür geöffnet und bum, ist er tot. Wir wissen, dass er die Tür geöffnet hat, weil die Kugel sie nicht durchschlagen hat. Gloria war im Schlafzimmer. Sieht so aus, als wären sie schon länger im Bett gewesen. Dann ist derjenige, wer auch immer es war, zurückgekommen und hat ihm die Augen ausgeschossen. Im Fußboden hinter der Küchentür sind Löcher.«
    Die Leiche war vom Zeitungsboten gefunden worden. Virgil war der fünfte Cop am Tatort. Die beiden Männer vom nächtlichen Streifendienst waren als Erste gekommen, Big Curly gleich nach ihnen, weil er nur eine Meile entfernt wohnte und die Durchsage auf seinem Funkempfänger gehört hatte, und danach Stryker und Virgil. Nun tauchten noch mehr Cops auf, sperrten den Hof ab und winkten den Verkehr auf der Landstraße durch. Die Spurensicherung war noch nicht da, wurde aber in den nächsten Minuten erwartet.
    »Irgendwelche Anzeichen, dass er sich gewehrt hat?«
    »Nein, aber wir sind uns noch nicht sicher. Wir haben das Haus gecheckt, und dann hab ich alle rausgeschickt, damit keine Spuren zerstört werden«, erklärte Stryker.
    Big Curly kam zu ihnen. »Ich musste kotzen«, sagte er.
    »Geht’s jetzt wieder?«, fragte Virgil.
    »Ich hab die beiden mein Leben lang gekannt«, sagte Big Curly. »Sie haben drei Türen neben uns gewohnt, als ich ein Kind war. Fünfzig Jahre lang hab ich Roman oder Gloria fast jeden Tag gesehen.«
    »Vielleicht sollten Sie sich irgendwo hinsetzen und einen Kaffee trinken«, sagte Virgil. »Hier ist eh nicht viel zu tun, bis die Spurensicherung kommt.«
    »Okay«, erwiderte Big Curly. Er ging einen Schritt, dann drehte er sich um und sagte: »Du weißt doch, Jim, dass Roman ein Waffenliebhaber war. Die Schublade an seinem Nachttisch stand offen. Ich wette, da war’ne Waffe drin. Wenn jemand so spät gekommen ist, dass er schon geschlafen hatte, hat er bestimmt seine Waffe mit an die Tür genommen. Der Mörder könnte sie eingesteckt haben.«
    Stryker nickte, und Virgil sagte: »Gut beobachtet.«
    »Ihr seid also bisher davon ausgegangen, dass der Mörder ein Mann ist«, sagte Virgil, nachdem Curly gegangen war.
    »Glaubst du, es ist eine Frau?« Strykers Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Ich wollte mich nicht festlegen. Diese Männer sind alt, und sie wiegen nicht viel, aber sie wurden über die Erde geschleift. Jetzt glaube ich allerdings, dass Curly recht hat - es ist ein Mann.«
    »Hm …«
    »Eine starke Frau hätte es durchaus geschafft, sie zu ziehen, solange sie sich keine Gedanken über eventuelle Verletzungen zu machen brauchte, was ja nicht der Fall war, da sie eh tot waren. Aber nimm mal einen Mann aus Schmidts Generation. Er steht auf, nimmt seinen Revolver, geht zur Tür, um nachzusehen, wer da ist, erkennt denjenigen, öffnet die Tür und wird erschossen.«
    Stryker begriff nicht so ganz. »Du meinst, eine Frau könnte das nicht?«
    »Eine Frau könnte das schon, aber Roman hätte nicht die Tür in Shorts aufgemacht, aus denen sein Pimmel rausguckt. Er hätte gesagt: ›Warte einen Moment, ich zieh mir schnell eine Hose an‹, und hätte sich was übergezogen und erst dann die Tür geöffnet.«
    Stryker starrte ihn mehrere Sekunden lang an und sagte dann: »Manchmal fürchte ich ja, dass du klüger bist als

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