Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Virgil.
    »Virgil …«
    »Ich hab hier offenbar irgendwo einen Nerv getroffen«, sagte Virgil.
    »Verdammte Scheiße, Mann.« Stryker bewegte sich so heftig auf seinem Stuhl, dass die Räder über den Plastikschoner am Boden rutschten. »Du musst dich von Joanie fernhalten, bis das hier vorbei ist. Mein Gott, er hätte euch beide umbringen können. Ihr wart doch ein leichtes Ziel da unten.«
    »Ja. Ich hab mir auch überlegt, warum er danebengeschossen hat … Vielleicht ist er einfach nur ein schlechter Schütze«, sagte Virgil.
    Sie redeten noch eine Weile darüber, dann sagte Virgil: »Der ist nicht hinter Joanie her, wer auch immer es ist. Ich muss unbedingt dem Brief von heute Morgen nachgehen. Sucht ihr nach Fingerabdrücken?«
    »Ja, die probieren gerade diese Sache mit den Klebestreifen …«
    »Okay.« Virgil drückte sich aus seinem Stuhl hoch. »Ich hab noch was, und das erzähl ich dir, weil du ein guter Freund bist. Ich hab heute Morgen die E-Mails von Roman Schmidt durchgesehen. Big Curly hat versucht, Schmidt dazu zu bewegen, Little Curly bei der Wahl im Herbst gegen dich zu unterstützen. Sie haben sich hin und her geschrieben und über alle Möglichkeiten geredet.«
    Stryker rieb sich mit dem Zeigefinger übers Kinn. »Das überrascht mich nicht«, sagte er. »Was hat Roman denn dazu gemeint?«
    »Er hat vorgeschlagen, sie sollten bis kurz vor der Wahl warten, um zu sehen, woher der Wind weht. Er hat allerdings nicht nein gesagt.«
     
    Als Virgil zu seinem Auto zurückging, rief ihm ein älterer Mann mit einem weißen Strohhut zu: »Hey, Mr. Flowers.«
    Virgil wartete neben seinem Truck, bis der Mann die Straße überquert hatte und bei ihm war. Er war grauhaarig, wettergegerbt und drahtig und trug Jeans und ein Polohemd. »Mein Name ist Andy Clay, ich wohne oben am Hang, in der Nähe der Johnstones. Da, wo auch die Gleasons gewohnt haben, wissen Sie?«
    »Yeah, wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Na ja, vielleicht nicht ganz so gut«, sagte Clay. »Ich möchte Ihnen etwas erzählen, aber ganz unter uns, und Ihnen vielleicht eine Frage stellen.«
    »Kein Problem.«
    »Ich hab gesehen, dass Sie gestern bei den Johnstones waren. In der Stadt weiß mittlerweile jeder, wer Sie sind«, sagte Clay. »Jedenfalls war ich einige Zeit später an der Tankstelle, um Benzin für meinen Rasenmäher zu holen, da fährt Carol mit dem Lexus-Truck vor. Sie sagt nicht mal ›Hi‹, sondern fängt einfach an, den Wagen vollzutanken und die Windschutzscheibe zu putzen, und sie sieht aus, als ob sie es eilig hätte. Also bin ich wieder den Hügel raufgefahren, und als ich gerade Benzin in den Rasenmäher kippe, kommt Carol mit dem Lexus zurück. Sie parkt in der Einfahrt statt in der Garage, und dann kommt Gerald mit einem großen Koffer aus dem Haus und wirft ihn in den Truck. Dann gehen beide noch mal rein und kommen mit zwei weiteren Koffern wieder raus. Mittlerweile mähe ich den Rasen. Und dann schließt sie die Tür ab, und sie fahren weg.«
    »Fahren weg?«, fragte Virgil. »Sie meinen, sie verlassen die Stadt?«
    »Es sei denn, die wollen Goodwill einen Haufen Koffer spenden«, sagte Clay. »Die Sache ist die, die haben diese Zeitschaltuhren, die das Licht an- und ausschalten, wenn sie nicht da sind. Bei uns oben weiß jeder darüber Bescheid, und letzte Nacht waren die an. Da geht hier ein Licht an und da eins aus. Dann geht das erste aus und das zweite wieder an, wissen Sie? Das ist fast so was wie ein Signal: Die Johnstones sind nicht da. «
    »Hm«, brummte Virgil und dachte einen Augenblick nach. »Was war denn Ihre Frage?«, wollte er schließlich wissen.
    »Wir haben gestern Abend oben bei uns darüber geredet«, sagte Clay, »ob wir besser alle verschwinden sollten?«
     
    Diese verdammten Johnstones, dachte Virgil auf dem Weg zurück ins Motel.
    Es war zu spät, um sie von der Highway Patrol zurückholen zu lassen. Gerald Johnstone wusste etwas über das Foto von der toten Frau, und Virgil musste wissen was.
    Zeit, sie unter Druck zu setzen - wenn er sie finden konnte. Hatten sie nicht was von einer Tochter in Minneapolis gesagt?
    Er rief Davenport an. »Ich hab hier zwei Leute, die sich möglicherweise abgesetzt haben. Das sind nicht die Mörder, aber sie wissen was. Wenn Jenkins und Shrake gerade untätig auf ihren Ärschen sitzen …«
    Er erklärte die Situation und sagte zu Davenport, dass er den Namen der Tochter nicht wisse. »Den könnten wir vermutlich beim Standesamt rauskriegen«, meinte Davenport.

Weitere Kostenlose Bücher