Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Davenport an. »Sie haben doch mal gesagt, wenn ich ganz dringend was von der US-Regierung bräuchte, würden Sie jemanden kennen, der in einer so hohen Position sitzt, dass er alles kriegen kann.«
    »Kommt drauf an«, erwiderte Davenport. »Ich würde nämlich nur ungern einen Gefallen wegen einer Kleinigkeit vergeuden.«
    »Rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm, er soll bei der DEA nachfragen, ob die irgendwas über einen gewissen George Feur haben - eine mögliche Verbindung zum Methamphetamin-Handel über eine von diesen rassistischen weißen Häftlingsgruppen. Ich brauche die Information so schnell, wie Sie sie kriegen können.«
    »Haben Sie’s geknackt?«
    »Vielleicht. Allerdings nicht das, was ich gedacht habe«, antwortete Virgil.
    »Ich sag ihm, wenn er was findet, soll er es Ihnen per E-Mail schicken«, erklärte Davenport.
     
    »Kennst du vielleicht irgendwelche Steuerberater, denen man vertrauen kann und die nicht für Judd arbeiten?«, fragte Virgil.
    »Einen einzigen, eine Frau …«, antwortete Stryker.
     
    Chris Olafson hatte in einem umgebauten Haus im Westen der Stadt ein Büro für Wirtschaftsprüfung, Finanzplanung und Steuerberatung. Stryker verpflichtete sie zur Verschwiegenheit. »Es geht hier um die Mordfälle«, sagte er. »Virgil hat eine hypothetische Frage an Sie.«
    »Schießen Sie los.« Sie war eine geschäftige, übergewichtige Frau mit leuchtenden Augen, die eine große Effizienz ausstrahlte.
    »Mal angenommen, Sie hätten einen reichen Vater, einen zigfachen Millionär, und Sie würden sich von ihm im Laufe der Jahre eine Menge Geld leihen, welche Folgen hätte das für Ihre Erbschaft?«
    Sie verschränkte ihre Finger ineinander. »Kommt drauf an«, sagte sie. »Hat der Vater Junior … seinem Sohn Geld als Schenkung überlassen?«
    Sie lächelten sich an, wie um zu bestätigen, dass sie wussten, von wem sie redeten. »Das weiß ich nicht«, sagte Virgil. »Was meinen Sie mit Schenkung?«
    Sie hielt ihnen einen kurzen Vortrag über Erbschaftssteuer. Als sie damit fertig war, fragte sie: »Also, rein hypothetisch gesprochen, wie schlimm ist Junior im Arsch?«
    Virgil kratzte sich am Kopf. »Um das zu wissen, bräuchten wir genauere Zahlen«, erwiderte er. »Ich hab im Motel einige Steuerunterlagen, aber das ist alles furchtbar bürokratisch. Also … ich weiß nicht, ob er überhaupt im Arsch ist.«
    »Er ist kein guter Geschäftsmann«, sagte Olafson fröhlich. »Die hätten einen Vermögensplan machen sollen. Weiß überhaupt irgendwer, wo das ganze Geld von Judd ist? War es in Fonds angelegt? Hat der Mörder das Haus abgebrannt, um Unterlagen zu vernichten?«
    »Das wissen wir alles nicht«, sagte Stryker.
    »Vielleicht sollte ich für das Amt des Sheriffs kandidieren«, sagte sie.
    »Dann beeilen Sie sich, bevor der Andrang richtig losgeht«, entgegnete Stryker.
     
    Sie waren beide aufgestanden. »Setzen Sie sich doch noch einen Moment«, sagte Olafson. »Möchten Sie eine Cola? Ich möchte Ihnen meine hypothetische Antwort vortragen.«
    »Wir sind ein bisschen in Eile«, erklärte Virgil.
    »Dauert nur fünf Minuten«, sagte sie. »Cola?«
    Sie wollten beide eine, und Olafson begann mit ihren Ausführungen. »Nehmen wir mal an, Bill Judd hatte irgendwo einen großen Batzen Geld, von dem niemand etwas weiß außer seinem Sohn. Zum Beispiel Geld und Zinsen von der Geschichte mit der Jerusalem-Artischocke.«
    Stryker wollte etwas sagen, doch sie hob einen Finger. »Nehmen wir mal an, Judd senior fängt an abzubauen, erst geistig, dann körperlich, und es sieht so aus, als würde er bald sterben. Sobald er tot ist, wäre es Betrug, weiterhin Geld von seinem Konto abzuheben. Und ein solcher Betrug würde kaum zu übersehen sein. Die Bank stellt fest, dass am ersten August Geld abgehoben wurde, aber sieh mal einer an, da war Judd schon seit drei Wochen tot. So blöd ist selbst Junior nicht. Derweil geht der Sohn zu seinem Steuerberater, und der sagt: ›Das sieht echt übel aus. Der Freibetrag für Schenkungen ist bei dir bereits ausgereizt, deshalb muss das gesamte Vermögen versteuert werden. Außerdem bist du so hoch verschuldet, dass du sowohl dem Staat als auch dem Bund Geld schulden wirst, und die werden eine Zwangsvollstreckung durchführen. In Konkurs zu gehen bringt auch nichts, weil dadurch keine Steuerschulden getilgt werden.‹ Ja, was macht man da?«
    Virgil zuckte mit den Schultern. »Es ist Ihre Hypothese.«
    »Der alte Mann baut also geistig ab, und du sitzt da in

Weitere Kostenlose Bücher