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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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dir.«
    »Wirst du denn daran denken? Wenn du mit jemandem im Bett bist?«
    »Woran denken?« Doch als er sie wenige Sekunden später ansah, erwischte er sie, wie sie lächelte. »Halt die Klappe«, sagte sie.
    »Inzest«, sagte er. »Das ist es. Irgend so was Griechisches.«
     
    Virgil war in den ersten Stock des Motels gezogen, damit er wieder im Bett schlafen konnte. Er schaltete seinen Laptop an und holte sich das Radarbild des Nationalen Wetterdienstes für Sioux Falls auf den Bildschirm. Die Gewitterfront, die er und Joan gesehen hatten, bewegte sich mit etwa zehn Meilen pro Stunde auf Sioux Falls zu und wurde immer stärker.
    Von Tornados war nicht die Rede, aber es gab Warnungen vor heftigen Gewittern in Teilen von Nordwest-Iowa, Südwest-Minnesota und im Südosten von South Dakota. Es könnte also regnen, wenn sie bei Feur waren. Was vielleicht gar nicht schlecht war. Regen und Wind würden Bewegungen und Gerüche überdecken. Virgil hatte weniger Angst vor elektronischen Sensoren als vor Hunden.
    Er machte das Licht aus und ging ins Bett in der Hoffnung, noch zwei Stunden schlafen zu können, bevor er sich mit Stryker traf. Es war eine Menge passiert. Zwar hatte er die Feur-Judd-Verbindung noch nicht mit allen Konsequenzen verdaut, aber Stryker und er waren in ihrer Einschätzung der Situation weitergekommen. Vielleicht würden sie diese Nacht noch mehr herausfinden, und vielleicht hatte die Steuerberaterin am Morgen auch noch etwas für sie.
    Die Morde hätten durchaus von einem Meth-Freak begangen worden sein können. Der Scheiß machte den Leuten das Gehirn matschig. Man brauchte doch nur einen von diesen grimmigen, misshandelten Farmersjungen zu nehmen, die man ab und zu sah und die nur leer in die Gegend starrten, irgendeine abgedrehte Religion hinzuzufügen und eine von den Corps übernommene Knacki-Einstellung, plus ein bisschen Methamphetamin, und heraus kam ein echtes Monster.
    Doch dieses Foto von der toten Frau, das er aus Schmidts Banksafe genommen hatte, das vor langer Zeit aufgenommen worden war, als Feur noch ein Kind war … Was hatte es damit auf sich?
    Und dann war da natürlich noch Joans Einschätzung seiner, Virgils, Persönlichkeit … Eine ganze Menge, worüber man nachdenken musste.
    Während er langsam einschlief, kam ihm sein Alter Ego Homer in den Sinn.
    Der Schütze bewegte sich geduckt durch das hohe Gras am Hügel. Hundert Meter tiefer konnte er Homer und Joan im Pool sehen, die dort splitterfasernackt Fangen spielten. Er hockte sich hinter einen Baumstumpf, um sie durch sein Zielfernrohr zu betrachten. Es hatte eine einstellbare Zieloptik von zwei bis acht, und er brauchte eine Minute, um sie auf acht zu stellen. Das schränkte zwar sein Blickfeld ein, doch er konnte ihre Gesichter ziemlich deutlich sehen.
    Ihm war klar geworden, dass er nicht ganz an der richtigen Stelle war. Wenn er von der Seite gekommen wäre, wenn er sein Auto in diesem Wäldchen unten rechts versteckt hätte …
    Der Autor in Virgils Unbewusstem zögerte. Warum hatte der Schütze nicht da unten in dem Wäldchen geparkt?
    Dann war er eingeschlafen.

VIERZEHN
    Der Wecker riss ihn um halb eins aus dem Schlaf. Er richtete sich auf, gähnte, sprang unter die Dusche, putzte sich die Zähne, nahm eine Modafinil-Tablette aus seinem Kulturbeutel, schluckte sie, zog sich an und saß um fünf vor eins in seinem Truck.
    Die Straßen waren noch trocken, aber etwas weiter im Westen blitzte es bereits, und der Mond kam immer wieder zwischen Wolkenfetzen hervor.
    Um eins war er bei Stryker. Eine kühle Brise wehte durch die Straßen, und die Blätter an den Bäumen begannen sich zu bewegen. Er parkte auf der Straße und sah Stryker an einem großen dunklen Fenster in seinem Haus vorbeigehen. Einen Augenblick später öffnete sich das Garagentor. Virgil nahm die Schrotflinte und seine Pistole, eine Flasche Wasser, zwei Snickers-Schokoriegel, eine Taschenlampe, seinen Regenanzug und mehrere verschließbare Plastikbeutel mit zusätzlichen Patronen.
    Stryker setzte rückwärts auf die Straße, und Virgil stieg auf den Beifahrersitz. Erst als sie ein Stück die Straße hinuntergefahren waren, schaltete Stryker die Scheinwerfer an. »Hast du deinen Regenanzug mitgebracht?«, fragte er.
    »Ja. Bist du wach?«
    »Mir geht’s gut.« Er schnippte mit den Fingern zu den Blitzen im Westen. »Die Wasserflaschen werden wir wahrscheinlich gar nicht brauchen.«
    »Sah auf dem Wetterradar ganz interessant aus«, sagte Virgil. »Weißt

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