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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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du, wie wir fahren müssen?«
    »Bis an den Fuß des Hangs. Die letzte Dreiviertelmeile gehen wir zu Fuß. Es wird stockfinster sein, aber wir sind meistens auf der Straße.«
    »Die Blitze werden uns ein bisschen helfen«, sagte Virgil.
    »Solange wir nicht getroffen werden.« Sie fuhren aus der Stadt heraus. Die letzten Lichter verblassten hinter ihnen, als sie Richtung Norden zur Stryker-Farm abbogen, dann nach Westen zu Feurs Camp, dem sie sich von hinten nähern würden.
     
    Das Gute daran, dass sie nachts fuhren, dachte Virgil mit einem verkniffenen Grinsen, war, dass ihm zwischen dem Nachmittag in der Schlucht und dem nächsten Mal, wo er Stryker bei Tageslicht in die Augen sehen musste, genug Zeit zum Plaudern blieb. Wenn sie sich erstmals wieder bei Tageslicht begegnet wären, hätte Stryker sofort gewusst, dass etwas geschehen war. Er hätte es Virgil an den Augen angesehen. Und er war als Cop gut genug, um sich wahrscheinlich alles zusammenzureimen …
    »Nachdem wir uns heute Nachmittag getrennt hatten, bin ich zum landwirtschaftlichen Informationsdienst gegangen und hab mir deren Fotosammlung vom County angesehen«, sagte Stryker. »Das Foto, das ich gefunden habe, war zwar sechs Jahre alt, aber Feur hat da draußen nichts Neues gebaut. Da ist das Haus, in dem du gewesen bist, und ein großer Geräteschuppen samt Werkstatt auf dem Gelände neben dem Haus; das muss links von dir gewesen sein, als du reingefahren bist.«
    »Ich hab die Nissenhütte gesehen. Sah ziemlich gut in Schuss aus.«
    »Ja. Dann gibt’s hinterm Haus noch eine Scheune, die für die Meetings umgebaut worden ist, und Leute, die da drin waren, sagen, die wär ziemlich offen. Die halten dort mittwochs und samstags abends und sonntags morgens Meetings ab. Da kommen fünfzig bis sechzig Leute aus einem Umkreis von hundert Meilen. Die Schuppen neben der Scheune sehen ziemlich baufällig aus. Die müssen bestimmt achtzig Jahre alt sein.«
    »Also müssen wir uns die Nissenhütte, die Scheune und das Haus näher ansehen. In dem Haus bin ich gewesen, zumindest in einem Zimmer, machte nicht viel her.«
    »Da war ich auch. Es gibt außerdem einen Keller, den hab ich nicht gesehen. Ich würde gern einen Blick in den Geräteschuppen werfen. Wenn die hier in größerem Mengen Drogen verschieben, ist das riskantes Zeug. Das wollen die vermutlich nicht im Haus haben.«
    »Hast du vor reinzugehen?«, fragte Virgil.
    »Ich würd das Ganze lieber erst mal ein paar Stunden nur beobachten. Mal sehen, ob hier irgendwas nicht stimmt. Ob’s hier Hunde gibt oder irgendwelchen Überwachungskram. Mal sehen, ob wir was riechen können. Ausschau halten, nach irgendwelchen verdächtigen Spuren.«
    »Als ich das erste Mal hier war, hab ich keine Hunde gesehen«, sagte Virgil.
    »Das ist gut; das ist sogar ausgezeichnet. Die meisten Leute wissen das nicht, aber Hunde können nachts fast genauso gut sehen wie bei Tageslicht. Eine Alarmanlage kann einen niemals so gut aufspüren wie ein Hund.«
     
    Es wurde immer dunkler, je weiter sie sich von den Lichtern der Stadt entfernten, und die Wolkendecke über ihnen wurde dichter. Als sie über einen flachen Hügel fuhren, bremste Stryker ab und machte das Licht aus. Nun fuhren sie im Kriechtempo eine Schotterstrecke entlang, das Gewitter war fast über ihnen, und Stryker starrte auf den Bildschirm eines GPS-Geräts. Dann sagte er ganz leise: »Wir sind da.«
    »Verdammt, ich kann absolut nichts sehen«, sagte Virgil.
    »Ich habe da draußen einen Stein hingelegt«, erklärte Stryker. Er klebte einige Streifen schwarzen Klebebands über die Innenund Türbeleuchtung. »Bin gleich wieder da«, sagte er. Er stellte den Wählhebel auf Parken, stieg aus dem Truck und ging mit einer Stiftlampe in der Hand die Straße hinunter. Schon nach fünfzehn Sekunden war er wieder zurück. »Wir sind genau richtig.«
    Stryker ließ den Wagen noch zehn Meter vorwärtsrollen, durchquerte dann holpernd den Graben und fuhr blind eine flache Anhöhe hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Dort hielt er noch einmal an, stieg aus und ließ die Taschenlampe mehrmals kurz aufleuchten, fuhr dann weiter geradeaus, bog wiederum blind nach links und fuhr noch zehn Meter weiter. Im Licht eines Blitzes sah Virgil, dass sie fast einen Sumachstrauch umgepflügt hätten. »Hier ist es.«
    »Was?«
    »War früher eine Farm, die von den Millers. Stand lange leer und war baufällig. Die Feuerwehr hat sie vor einigen Jahren zu Übungszwecken

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