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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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abgebrannt und das Loch aufgefüllt, wo der Rübenkeller war. Aber die Bäume, die als Windschutz um das Haus standen, sind immer noch da. Wir befinden uns jetzt im ehemaligen Garten seitlich vom Haus, also kann das Auto hier kein Scheinwerferlicht reflektieren, falls jemand die Straße herunterkommt.«
     
    Virgil nahm seine Schrotflinte. Stryker ließ die Heckklappe des Trucks aufspringen und holte irgendeine Waffe mit einem langen Lauf heraus. Als es wieder blitzte, sah Virgil, dass es sich um so was wie ein M16-Gewehr handelte und dass Stryker ein extragroßes Magazin eingesetzt hatte.
    »Ist das halbautomatisch? Oder vollautomatisch?«
    Stryker lud eine Patrone in die Kammer. »Halbautomatische sind was für Leute, die Präriehunde schießen.«
     
    Mit Hilfe der Stiftlampe fanden sie zur Straße zurück, die sie dann hintereinander entlanggingen. Die Blitze waren hell und häufig genug, dass sie sich in deren Licht zurechtfinden konnten; zudem wies ihnen Strykers GPS-Empfänger den Weg zu Feurs Grundstück. Virgil befürchtete, dass man das Knirschen ihrer Schritte auf dem Schotter und das scheuernde Geräusch, das die Nylon-Regenanzüge beim Gehen machten, hören würde, doch der Wind übertönte den Lärm.
    Nach vierhundert Metern überquerten sie erneut den Graben und kletterten vorsichtig über einen alten Stacheldrahtzaun. »Geh langsam und pass auf, wo du hintrittst«, sagte Stryker beinahe flüsternd. »Hier liegen jede Menge Felsbrocken herum. Das war früher Weideland; das Ackerland war auf der anderen Seite der Straße.«
    Und sie stolperten auch mehrere Male auf dem Weg zum Haus. Es wurde noch windiger, nicht gerade ein heulender Wind, aber stark und böig. Im Haus war Licht an - Nachtbeleuchtung, dachte Virgil. Über der Tür zur Scheune brannte eine helle Natriumdampflampe, und eine weitere befand sich auf einem Pfahl vor dem Geräteschuppen. Die Lampe auf dem Pfahl schwankte und zitterte im Wind. Sie fanden eine versteckte Stelle hundert Meter vom Haus entfernt, inmitten von Disteln, setzten sich dort hin und beobachteten. Fünfzehn Minuten, zwanzig Minuten, eine halbe Stunde. Im Haus und in den Nebengebäuden tat sich nichts.
    Dann fing es an zu regnen. Zunächst hörten sie den Regen auf Bäume und Sträucher prasseln, dann veränderte sich das Geräusch, als die Regenfront die Straße vor Feurs Farm erreichte; als er Regen anfing, auf die Metallgebäude zu trommeln, veränderte sich das Geräusch erneut. Eine Minute später ging im ersten Stock des Farmhauses ein Licht an, dann noch eins in einem kleinen Fenster direkt unter dem Dachfirst. »Der geht pinkeln«, sagte Virgil zu Stryker. Nach einer weiteren Minute ging das Licht im Badezimmer wieder aus, dann auch das andere Licht. Zurück ins Bett.
    Der Regen prasselte jetzt so richtig auf sie herab. Sie hockten dort auf ihren Füßen, den Kopf gesenkt und die Hände in den Seitentaschen. Dort blieben sie zwar trocken, aber es war nicht besonders warm. Nach einer weiteren halben Stunde stieß Stryker Virgil an. »Wär jetzt vielleicht keine schlechte Zeit, um einen Blick in den Geräteschuppen zu werfen.«
    »Geh vor.«
    Sie krochen auf allen vieren oder bewegten sich im Entengang zwischen den Blitzen rasch voran und erstarrten bei jedem neuen Aufblitzen. Fünf Minuten, nachdem sie ihren Wachposten verlassen hatten, waren sie hinter dem Geräteschuppen. Virgil versuchte, den Knopf an der Seitentür zu drehen. Abgeschlossen, er gab kein bisschen nach. Sie steckten die Köpfe zusammen, um das Licht so weit wie möglich abzuschirmen, warteten auf den nächsten Blitz, und dann drückte Stryker auf den Knopf der Taschenlampe.
    »Oho«, sagte Virgil. »Medeco-Sicherheitsschlösser, und zwar fast ganz neue. Ich wusste gar nicht, dass man die hier draußen kriegt.«
    »Was?«
    »Medeco-Schlösser. Sieh dir mal diese Tür an«, sagte Virgil. »Die ist irgendwie verstärkt. Mit Stahlplatten, glaube ich.«
    »Da kommen wir also nicht rein?«
    »Da kommen wir nicht rein«, sagte Virgil.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt setzen wir uns noch ein bisschen hin.«
     
    Sie gingen langsam zurück; die Anspannung ließ ein wenig nach. Ihren ursprünglichen Platz konnten sie nicht mehr finden, aber einen anderen, der genauso nass war. »Die haben also Stahltüren und Superschlösser. Das macht die Sache ein bisschen interessanter«, sagte Stryker. Zwanzig Minuten später und triefend vor Nässe erklärte er: »Ich komme mir allmählich wie ein Arschloch vor.«
    Nach

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