Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Sicherheitsleute, die Einrichtung und der Dresscode für die Tänzerinnen. Heute Nacht war der VIP-Parkplatz voller Polizeifahrzeuge, durch die blinkenden Lichter und wimmelnden Leute konnte man kaum die Fassade des Clubs erkennen. Es waren sogar ein großer Feuerwehrwagen und ein Rettungswagen außer dem üblichen Krankenwagen dort. Ich wusste nicht, wozu der Rettungswagen gebraucht wurde, aber am Tatort waren immer mehr Leute, als man wirklich brauchte, mehr Polizisten, mehr Zivilisten, mehr sonst was.
Eine Menge Menschen drängten sich an der Absperrung, darunter einige Frauen, die für diese kalte Oktobernacht kaum passend gekleidet waren. Vermutlich stammten sie aus den umliegenden Clubs. Die meisten Tänzerinnen kamen in Straßenkleidung zur Arbeit und zogen sich dort um. Von den Frauen, die da in der Kälte zitterten, waren zumindest einige von ihrer Arbeit abgehauen, um sich unter die Gaffer zu mischen.
Ich musste auf dem Gelände des Nachbarclubs parken, dem Jazz Baby, der Live-Musik und Live-Unterhaltung bot. Was sollte man sich mehr wünschen? Schlaf vielleicht. Es war fast vier Uhr. Ich hatte in Rekordgeschwindigkeit geduscht, aber es war eine ziemlich weite Fahrt gewesen. Da mein eigenes T-Shirt blutverschmiert war, trug ich ein T-Shirt, das Jean-Claude mir irgendwoher besorgt hatte. Es war weiß, sodass der schwarze BH durchschimmerte. Das war nicht zu sehen, weil ich wieder Byrons Lederjacke darüber trug. Vielleicht würde ich sie anlassen können. Nein, drinnen würde es warm sein. Tja. Wenn heute Nacht nichts Schlimmeres passierte, als dass jemandem auffiel, dass ich einen schwarzen BH unter einem weißen Hemd trug, konnten wir uns glücklich schätzen.
Jean-Claude hatte auch Unterwäsche für mich gefunden. Und wieder war es ein String, aber diesmal ein bequemer, denn er bestand aus weichem Baumwolltrikot, sogar der Riemen zwischen den Backen. Die meisten Damenstrings hatten ein Elastikband oder Spitze, und das stellte ich mir nicht angenehm vor.
Ich musste meinen Dienstausweis zücken, um durch die Menschenmenge zu kommen. Als ich bis zur Absperrung vorgedrungen war, nahm der Polizist kaum von mir Notiz. Er sah eine Frau in Stiefeln, Minirock und Lederjacke und sagte: »Der Club ist geschlossen. Sie brauchen nicht zu arbeiten.«
Ich hielt ihm meinen Ausweis direkt vor die Nase, sodass er zurückweichen musste, um etwas lesen zu können. »Ich glaube sogar sehr wohl, Officer«, ich las es von seinem Schild ab, »Douglas, dass ich heute Nacht arbeiten werde.«
Er sah auf mich runter, weil er größer war als ich. Ich konnte sehen, wie er versuchte, meinen Aufzug und den Dienstausweis unter einen Hut zu bringen. Er war nicht der erste Polizist, dem das schwerfiel, und würde auch nicht der letzte sein. Ich dachte vielleicht wie ein Cop, sah aber bestimmt nicht wie einer aus. Schon gar nicht heute Nacht.
»Ich bin Marshal Anita Blake. Sergeant Zerbrowski erwartet mich.« Es war immer besser, den Leuten klarzumachen, dass ich mich nicht selbst zur Party eingeladen hatte. Ich war zwar dazu befugt, versuchte aber, möglichst selten ungebeten reinzuplatzen. Kein Polizist, egal welcher Ausprägung, kann es leiden, wenn sich jemand in seinen Fall reindrängt. Schon gar nicht einen großen.
Officer Douglas starrte auf meinen Ausweis, als glaubte er nicht, dass der echt war. »Davon hat mir keiner was gesagt.«
»Es ist vier Uhr früh, und ich habe nur aus Höflichkeit um Ihre Erlaubnis gebeten, die Absperrung zu durchqueren. Denn dieser Ausweis gibt mir das Recht, einen Tatort zu betreten und meine Arbeit zu tun. Wenn Sie mich aufhalten, Officer Douglas, werde ich Sie anzeigen wegen Behinderung eines U. S. Marshals bei der Ausübung seiner Pflicht.«
Er sah aus, als schluckte er etwas Saures, winkte aber einen Kollegen heran, ließ ihn seinen Platz einnehmen und hielt das Band für mich hoch. »Ich werde Sie hinbringen, Ma’am.«
Daraus konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Schließlich hätte der Ausweis gefälscht oder gestohlen sein können. Andererseits, wäre ich ein großer, strammer Kerl gewesen, hätte Douglas ihn nicht angezweifelt. Das war der Unterschied zwischen Neulingen und Veteranen: Die Neulinge urteilten noch sehr nach dem Äußeren. Hatten sie erst ein paar Dienstjahre hinter sich, ließen sie das bleiben. Dann hatten sie die Erfahrung gemacht, dass eine süße alte Dame genauso abdrücken kann wie ein großer Furcht erregender Kerl.
Officer Douglas machte meinetwegen keine
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