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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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was Interpol ist, haben sie keine Ahnung«, sagte Marino. »Und um die Wahrheit zu sagen, ich hab keinerlei Interesse an Interpol. Die jagen mir genauso Angst ein wie die CIA.
    Mir ist lieber, die wissen gar nicht, dass es mich gibt.«
    »Das ist ja lächerlich. Weißt du überhaupt, was >Interpol< heißt, Marino?«
    »Ja. Geheime Gesellschaft.«
    »Es ist eine Kurzform für Internationale Kriminalpolizeiliche Organisation. Der Sinn davon ist, dass die Polizei der Mitgliedsländer zusammenarbeitet, miteinander redet. So wie du es dir von den Leuten in deinem Dezernat wünschst.«
    »Dann kann aber keine Bray für sie arbeiten.«
    Ich beobachtete Ruffin, der noch immer telefonierte. Mit wem immer er auch sprach, er versuchte es für sich zu behalten.
    »Telekommunikation, ein der Geheimhaltung unterliegendes, weltweites System der Verbrechensbekämpfung ... Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten kann. Er arbeitet nicht nur gegen mich, er missachtet auch meine Anweisungen«, murmelte ich und starrte zu Ruffin, der jetzt auflegte.
    Marino warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Interpol verbreitet farblich gekennzeichnete Meldungen über gesuchte oder vermisste Personen, Warnungen, Anfragen«, fuhr ich zerstreut fort, während Ruffin ein Handtuch in die Gesäßtasche seiner Hose steckte und einen Pillenzähler aus einem Schrank nahm.
    Er setzte sich auf einen Stuhl vor dem Stahlbecken, den Rücken mir zugewandt. Dann holte er aus einer braunen Papiertüte, die mit einer Fallnummer beschriftet war, drei Fläschchen Advil und zwei Fläschchen mit verschreibungs-pflichtigen Medikamenten.
    »Eine nicht identifizierte Leiche ist eine schwarze Meldung«, sagte ich. »Normalerweise handelt sich's um verdächtige Flüchtlinge mit internationalen Beziehungen. Chuck, warum tun Sie das hier drin?«
    »Wie gesagt, ich bin im Rückstand. Zur Zeit kommen verdammt viele Tabletten mit den Leichen rein, Dr. Scarpetta. Ich kann einfach nicht mehr mithalten. Ich zähle bis sechzig oder siebzig, und dann klingelt das Telefon, ich verzähle mich und kann wieder von vorn anfangen.«
    »Ja, Chuckie-Boy«, sagte Marino. »Kann verstehen, warum Sie sich so leicht verzählen.«
    Ruffin begann, vor sich hin zu pfeifen.
    »Warum sind Sie plötzlich so fröhlich?«, fragte Marino gereizt, während Ruffin mit der Pinzette die Reihen auf einem kleinen blauen Plastiktablett mit Pillen füllte.
    »Wir werden Fingerabdrücke brauchen, Röntgenaufnahmen der Zähne, alles, was wir kriegen können«, sagte ich zu Marino, während ich eine Gewebeprobe tief aus einem Oberschenkelmuskel für eine DNS-Analyse entnahm. »Und dann müssen wir ihnen alles schicken«, fügte ich hinzu.
    »Ihnen?«, sagte Marino.
    Ich wurde allmählich ärgerlich.
    »Interpol«, sagte ich kurz angebunden.
    Erneut klingelte das Telefon.
    »He, Marino, können Sie rangehen? Ich zähle.«
    »Pech für Sie«, sagte er zu Ruffin.
    »Hörst du mir zu?« Ich blickte zu Marino.
    »Ja«, sagte er. »Der Verbindungsmann bei der Kriminalpolizei von Virginia ist so ein Typ, er war Hauptfeldwebel, und ich erinnere mich, dass ich ihn gefragt habe, ob er mit ein paar von uns in der Kantine ein Bier trinken oder bei Chetti's einen Bissen essen will. Du weißt schon, ich wollte nur freundlich sein, aber er hat nicht mal seinen Tonfall verändert. Ich bin sicher, das Gespräch wurde mitgeschnitten.«
    Ich arbeitete an einer Probe aus einem Wirbelknochen, die ich mit Schwefelsäure reinigen und dann auf Mikroorganismen namens Diatomeen überprüfen lassen würde. Sie finden sich überall auf der Welt im Wasser.
    »Ich wünschte, ich würde mich an seinen Namen erinnern«, sagte Marino. »Er hat die ganzen Infos genommen, D.C. kontaktiert, und D.C. hat Lyon kontaktiert, wo die geheime Gesellschaft sitzt. Wie ich höre, haben sie in einer versteckten Straße ein echt gespenstisch aussehendes Gebäude, so wie Batman und seine Höhle. Elektrische Zäune, Stacheldraht, Tore, Wachmänner mit Maschinengewehren, alles, was dazu gehört.«
    »Du hast zu viele James-Bond-Filme gesehen«, sagte ich.
    »Nicht seitdem Sean Connery aufgehört hat. Filme sind nur noch Scheiße heutzutage, und im Fernsehen kommt auch nichts mehr. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich noch einschalte.«
    »Vielleicht solltest du hin und wieder ein Buch lesen.«
    »Dr. Scarpetta?«, sagte Chuck und legte auf. »Das war Dr. Cooper. Der Alkoholtest hat null Komma null acht im Sekret und null Komma nichts im Gehirn

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