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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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NERVEN GEHEN.
    »Ach, du heilige Scheiße«, sagte Marino.
    Ich war außer mir, aber ich konnte nichts tun.
    »Ich wünschte, dass die Leute Elvis endlich in Ruhe lassen würden«, sagte Marino empört. »Ich kann's nicht mehr hören, dass er auf dem Klo gestorben ist.«
    »Sei still, Marino«, sagte ich. »Bitte. Ich versuche nachzudenken.«
    Der Chat ging auf diese entsetzliche Weise weiter. Ich war versucht, mich einzuschalten und allen mitzuteilen, dass die liebe Dr. Kay nicht ich war.
    »Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wer sich als liebe Dr. Kay ausgibt?«, fragte Marino.
    »Wenn diese Person den Chat Room moderiert, lautet die Antwort nein. Er oder sie weiß, wer alle anderen sind, aber nicht umgekehrt.
     LIEBE DR. KAY, DA SIE ALLES WISSEN, WAS ES ÜBER ANATOMIE ZU WISSEN GIBT, KENNEN SIE SICH AUCH MIT BESTIMMTEN EMPFINDLICHEN TEILEN BESSER AUS, WENN SIE VERSTEHEN, WAS ICH MEINE. MEIN FREUND SCHEINT SICH IM BETT ZU
    LANGWEILEN, UND MANCHMAL SCHLÄFT ER SOGAR
    MITTENDRIN EIN! WÄRE GERN SEXY
     LIEBE WÄRE GERN SEXY, NIMMT ER IRGENDWELCHE MEDIKAMENTE, DIE IHN MÜDE MACHEN?
    WENN NICHT, WÄRE SEXY WÄSCHE KEINE SCHLECHTE IDEE. FRAUEN BEMÜHEN SICH HEUTEZUTAGE NICHT MEHR DARUM, IHREN MÄNNERN DAS GEFÜHL ZU GEBEN, WICHTIG UND
    MÄCHTIG ZU SEIN.«
    »Das reicht!«, rief ich. »Ich werde ihn umbringen ... oder sie ... wer immer diese verfluchte Dr. Kay ist!«
    Ich sprang von meinem Stuhl auf, so frustriert, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte.
    »Mit meiner Glaubwürdigkeit wird kein Schindluder getrieben!«
    Mit geballten Fäusten stürzte ich in das große Zimmer, wo ich wie angewurzelt stehen blieb und mich umschaute, als hätte ich diesen Raum noch nie zuvor gesehen.
    »Das kann ich auch«, sagte ich, als ich in mein Arbeitszimmer zurückkehrte.
    »Was soll das heißen, das kannst du auch, wenn du nicht mal weißt, wer die liebe Dr. Kay Nummer zwei ist?«, fragte Marino.
    »Wegen dieses gottverdammten Chat Room kann ich vielleicht nichts unternehmen, aber es gibt immer noch E-Mail.«
    »Was für eine E-Mail?«, fragte Marino misstrauisch.
    »Das kann ich auch. Wart's nur ab. Wie wäre es, wenn wir uns jetzt um unser verdächtiges Auto kümmern?«
    Marino nahm sein Funkgerät aus dem Gürtel und schaltete den Servicekanal ein.
    »Wie war die Nummer noch mal?«, fragte er.
    »RGG-7112.« Ich wusste sie auswendig.
    »Virginia?«
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »So genau habe ich es nicht gesehen.«
    »Wir fangen hier an.«
    Er gab die Nummer dem Virginia Criminal Information Network oder VCIN durch und bat um eine 10-29. Mittlerweile war es nach zweiundzwanzig Uhr.
    »Könntest du mir so was wie ein Sandwich machen, bevor ich weg muss?«, fragte Marino. »Ich sterbe vor Hunger. VCIN ist ein bisschen langsam heute Abend. Ich hasse das.«
    Er bat um Speck, Salat und Tomate mit russischer Sauce und dicken Zwiebelringen. Ich legte den Speck in die Mikrowelle, statt ihn auszubraten.
    »Ach, Doc, wie kannst du mir das antun?«, sagte er und hielt einen knusprigen, nicht fetten Streifen Speck in die Höhe. »Er schmeckt nicht, außer er ist saftig. Der ganze Geschmack steckt jetzt in den Papiertüchern.«
    »Er hat jede Menge Geschmack«, sagte ich. »Der Rest liegt bei dir. Ich werde deine Arterien nicht noch mehr verstopfen, als sie es wahrscheinlich schon sind.«
    Marino toastete Roggenbrot, bestrich es mit Butter und russischer Sauce, die er aus Miracle Whip, Ketchup und gehackten Butterpickles mischte. Darauf legte er Salatblätter, Tomaten, bestreute das Ganze großzügig mit Salz und krönte es mit dicken rohen Zwiebelscheiben.
    Er fertigte zwei dieser gesunden Kreationen an und wickelte sie in Alufolie. Dann meldete sich sein Funkgerät. Der Wagen war kein Ford Taurus gewesen, sondern ein Ford Contour, Baujahr 1998. Er war dunkelblau und bei der Avis Autovermietung registriert.
    »Das ist ja interessant«, sagte Marino. »Die Nummern von Leihwagen fangen in Richmond normalerweise mit einem R an, nach einem anderen Nummernschild muss man extra fragen.
    Sie machen das jetzt, damit nicht gleich jeder Autoknacker sieht, dass jemand nicht von hier ist.«
    Es gab an diesem Abend keine offenen Haftbefehle, und der Wagen war nicht als gestohlen gemeldet.

17
    Um acht Uhr am nächsten Morgen, Mittwoch, quetschte ich mich auf einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Auf der anderen Straßenseite erhob sich Virginias Regierungssitz, das Capitol of the Commonwealth, hinter einem gusseisernen

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