Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
habe ich beschlossen, sie erst mal eine Nacht darüber schlafen zu lassen und es morgen früh noch mal zu versuchen. Ich hatte gehofft, sie wäre vielleicht ein bisschen kooperativer, aber ich habe sie nicht erreicht, weder auf dem Handy noch auf dem Festnetz.«
»Sie hat bestimmt Ihre Nummer erkannt, wollte aber nicht mit Ihnen reden und ist deshalb nicht rangegangen.«
»Genau das dachte ich auch«, sagte Dodge. »Deshalb wollte ich heute hinfahren, um mit ihr persönlich zu reden. Aber Sie haben ja mitgekriegt, was hier los ist.«
Sie wusste nichts von den Fotos, die er dem Deputy abgeluchst hatte, und er würde ihr, zumindest vorläufig, auch nichts davon erzählen. Und Ski schien derselben Meinung zu sein. Orens Anruf hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Und auch Caroline schien ziemlich mitgenommen zu sein. Ski hatte ihm die Aufgabe zugewiesen, die beiden zu beschützen, und wenn das bedeutete, ihnen Details vorzuenthalten, die sie nicht unbedingt zu kennen brauchten, würde er auch das tun. Die Tatsache, dass Oren Fotos von Berry gemacht hatte, würde sie nur noch mehr verängstigen.
»Gestern hat Ms Buckland Oren Starks in Schutz genommen. Und heute benutzt er ihr Handy«, fuhr Dodge fort.
Berry sog an ihrer Unterlippe. »Das bedeutet nichts Gutes, was?«
»Absolut nicht.«
»Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Durchaus berechtigt.«
»Glauben Sie, Sally ist in Gefahr?«
Dodge runzelte die Stirn. »Eigentlich wollte ich etwas anderes sagen.«
»Sie haben doch irgendetwas im Sinn«, stellte Caroline fest. »Was?«
»Starks und Sally Buckland könnten Komplizen sein.«
»Ich weigere mich, das zu glauben«, erklärte Berry.
»Dann geben Sie mir eine bessere Erklärung.«
»Das kann ich nicht, Dodge. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass Sally Oren verabscheut hat und vielleicht sogar ähnlich große Angst vor ihm hatte wie ich.«
»Selbst Antagonisten können sich zusammentun, um einen noch ärgeren Feind zu bekämpfen.«
»Mich? Bin ich dieser noch ärgere Feind?«
»Jetzt werden Sie doch nicht gleich sauer. Ich spiele nur ein paar Möglichkeiten durch. Ist es so undenkbar, dass sie sich zusammengetan haben, um sich für irgendetwas an Ihnen zu rächen?«
Berry nippte erneut an ihrem Bourbon. Dodge fiel auf, dass ihre Hand zitterte.
Die Stille hing schwer über dem Raum. »Ich bin sicher, Ski wird schon ein paar Antworten aus Sally Buckland herausholen«, sagte Caroline schließlich.
»Als Erstes wird er sie wegen Amanda Lofland befragen«, erklärte Dodge ohne Vorwarnung und beobachtete gespannt Berrys Reaktion auf die Bombe. Ihre Verblüffung wirkte aufrichtig, selbst für ein geübtes Auge wie seines. »Amanda und Sally? Was haben die beiden denn miteinander zu tun?«
»Wissen Sie das denn nicht?«
»Ich wusste noch nicht mal, dass die beiden sich kennen.«
»Tja, tun sie aber.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich habe mir gestern Amanda Loflands Telefon unter den Nagel gerissen.«
»Sie haben was getan?«, rief Berry. »Aber wieso?«
Er zuckte mit den Schultern. »Aus reiner Neugier. Ich habe ihre Kontakte und ihre Anrufprotokolle überprüft.«
»Und dabei sind Sie auf Sally Bucklands Nummer gestoßen«, warf Caroline ein.
»Genau. Die beiden haben über Wochen hinweg immer wieder telefoniert – offenbar löscht diese Frau ihr Anrufverzeichnis nie. Danach habe ich das Telefon Ski gegeben. Falls er seine Hausaufgaben gemacht hat, wovon ich ausgehe, wird ihm genau dasselbe aufgefallen sein. Auch er wird sich fragen, was die beiden Damen außer Oren Starks gemeinsam haben. Und da er ein schlaues Kerlchen ist, wird er zum selben Ergebnis kommen wie ich.« Er sah Berry an. »Nämlich Sie.«
Berry senkte wortlos den Kopf und starrte auf den bernsteinfarbenen Inhalt ihres Glases.
»Aber Ski hat nicht explizit mit Ihnen über Amanda Lofland gesprochen, richtig?«, fragte Caroline.
»Das nicht, aber er hat mich vorhin auf der Fahrt hierher angerufen. Er denkt dasselbe wie ich. Er wollte wissen, ob ich es für möglich halte, dass Sally Buckland und Oren zusammenarbeiten. Ob sie Starks vom Walmart-Parkplatz abgeholt haben könnte.«
»Wie kommt er darauf?«, wollte Caroline wissen.
»Er hatte inzwischen eine Meldung der Houstoner Polizei bekommen, dass die Beamten in Sally Bucklands Haus niemanden angetroffen hätten. Die Garage sei leer. Sie haben ihren Wagen zur Fahndung ausgeschrieben. Auf ihrem Handy springt nur die Mailbox an. Was keine Überraschung ist, schließlich ist Starks
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