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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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fünf Kilometer weit in die Stadt marschiert. Der Gestank war unbeschreiblich. Überall haben sich Müllberge aufgetürmt. Der gesamte Staatshaushalt des Landes ist für Militärausgaben draufgegangen; für Hygiene und Lebensqualität war kein Geld übrig.
    Die Innenstadt war ein Labyrinth aus uralten Gebäuden und Sackgassen, aber unser Nachrichtendienst hatte uns die Lage des Gefängnisses genau beschrieben, und wir wußten, wie wir dort eindringen würden. Von einem ehemaligen Häftling hatten wir einen Gebäudeplan und eine genaue Beschreibung der Sicherheitsvorkehrungen bekommen. Der Wachdienst war nicht besonders effektiv oder gut organisiert, aber die Bewacher waren Soldaten und schwer bewaffnet. Außerdem wußten wir, wo die Zellen lagen, in denen die Geiseln festgehalten wurden. Natürlich hatten wir den Ablauf der Befreiung tausendmal mit der Stoppuhr geübt.
    Alles hat wie am Schnürchen geklappt. Wir haben die Wachen überwältigt, bevor sie überhaupt wußten, daß sie angegriffen worden waren. Meine Sorge war, daß die Geiseln uns verraten würden, aber sie haben den Mund gehalten und unsere
Handzeichen widerspruchslos befolgt. Ein paar von ihnen hatten Verletzungen, die nicht behandelt worden waren. Alle waren durch Krankheiten und Unterernährung geschwächt, aber sie konnten wenigstens laufen. Das war ein großer Vorteil.
    Als wir schon auf dem Rückweg waren, ging plötzlich alles schief. Mehrere Wachsoldaten hatten einen blutjungen Häftling in eine leere Zelle geschleppt, wo sie sich mit ihm vergnügten. Da dieser Teil des Gefängnisses leerstehen sollte, sind wir ahnungslos dort reingeraten. Und dann war plötzlich die Hölle los. Bei der wilden Schießerei habe ich zuerst den Jungen erschossen.«
    Er machte eine Pause. Barrie und Daily hielten unwillkürlich den Atem an.
    Â»Er… äh… er kann nicht älter als neun oder zehn gewesen sein.« Er schloß die Augen und rieb sie sich mit Daumen und Mittelfinger. »Seine Oberschenkel waren hinten ganz rot vor Blut. Auf dem Fußboden war eine große Blutlache. Er hatte bestimmt schwere innere Verletzungen. Diese Schweine hatten… Nun, er hat geschrien. Mit diesen Verletzungen hätte er nie überlebt. Er hat schrecklich gelitten. Deshalb habe ich ihn erschossen.«
    Barrie beobachtete mit Tränen in den Augen, wie Gray nach seiner Kaffetasse griff. Aber er trank nicht daraus, sondern hielt sie nur zwischen seinen kräftigen Händen.
    Â»Wir haben diese Schweine abgeknallt, aber das hat uns natürlich verraten. Wir mußten… Gott, ich weiß nicht mehr, wie viele Korridore wir noch vor uns hatten. Und diese Geiseln waren überhaupt nicht mehr ruhig, sondern starr vor Entsetzen.
    Aber wir waren entschlossen, nicht in diesem Höllenpfuhl zu sterben. Wie durch ein Wunder sind wir aus dem Gefängnis entkommen, aber inzwischen war das Militär alarmiert, so daß
wir von schießwütigen Amerikahassern umzingelt waren. In ihrer maßlosen Blutgier haben diese Dreckskerle auf alles geschossen, was sich bewegt hat – sogar auf die eigenen Leute.
    Wir sind erst mal in Deckung gegangen, und ich habe über Funk Luftunterstützung angefordert. Die haben wir auch bekommen, aber die Hubschrauber konnten nicht näher als vorgesehen heranfliegen, denn wenn man sie abgeschossen hätte, wären wir alle erledigt gewesen.
    Einer meiner Männer hat die Umgebung erkundet und eine Gasse entdeckt, die anscheinend frei war. Wir sind sie entlanggestürmt, ohne zu wissen, wohin sie führen würde. In diesem Augenblick war uns nur wichtig, das Gefängnis hinter uns zu lassen.
    Aber schon nach ein paar Metern wurden wir von Scharfschützen auf den Hausdächern unter Beschuß genommen. Meine Jungs haben einen nach dem anderen runtergeschossen, aber wir waren ungefähr fünf Minuten lang fast ohne Deckung. Dabei ist es dann passiert.«
    Er hob den Kopf und sah Barrie und Daily an, bevor er weitersprach.
    Â»Man hat uns aus dem offenen Fenster eines Wohngebäudes beschossen. Jemand hat vorgeschlagen, eine Rakete reinzujagen, aber David hatte mich ausdrücklich ermahnt, Opfer unter der Zivilbevölkerung möglichst zu vermeiden. Unser Unternehmen sollte eine reine Rettungsmission sein – kein militärischer Überfall, der die Weltöffentlichkeit gegen uns hätte aufbringen

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