Blindes Vertrauen
können.
Da wir festgenagelt waren, konnten wir nur versuchen, das Feuer des Heckenschützen auf uns zu ziehen, damit einer unserer Scharfschützen ihn erledigen konnte. Die Rolle des Köders habe ich übernommen. Ich habe dem Mann bewuÃt ein Ziel geboten. Meine Jungs haben ihn dann erledigt. Aber bei
diesem SchuÃwechsel hat einer meiner Männer mit seinem Sturmgewehr auf mich gezielt.
Er hieà Ray Garrett ⦠ein groÃer, grobknochiger Junge aus Alabama. Da ich aus Louisiana stamme, hatten wir uns als Südstaatler immer gut verstanden. Ich hatte ihn ausgewählt, habe Taktiken mit ihm ausgearbeitet, den genauen Ablauf mit ihm geübt. Aber er wollte mich erschieÃen. Und das hätte er auch getan, wenn unsere Blicke sich nicht begegnet wären.
Er scheint eine Zehntelsekunde gezögert zu haben, und dieser Augenblick hat mir das Leben gerettet. Jedenfalls hat er nicht sofort abgedrückt. Und in diesem winzigen Moment wurde er von der Kugel eines feindlichen Scharfschützen getroffen.«
Gray starrte sekundenlang ins Leere, dann atmete er tief durch. »Was danach passiert ist, wiÃt ihr â mehr oder minder. Nach sechs Sunden hatten wir uns endlich zu den Hubschraubern durchgekämpft. Wir haben sogar den toten Garrett mitgeschleppt, und er hat ein Heldenbegräbnis bekommen.«
»Vielleicht haben Sie sich geirrt«, wandte Barrie halblaut ein. »Im allgemeinen Durcheinanderâ¦Â«
»Seine Absicht war unverkennbar. Er hat nur drei Meter von mir entfernt gelegen. Sonst hatâs keiner gesehen â nur ich.«
»Erinnern Sie sich an den peinlichen Irrtum des Präsidenten?« fragte Daily. »Als gemeldet wurde, bei dem Rettungsunternehmen sei ein Amerikaner gefallen, hat Merritt bewegende Worte des Lobes für Sie gefunden.«
»Das hatte ich fast vergessen«, warf Barrie ein. »Dieses Versehen ist im Trubel Ihrer siegreichen Rückkehr untergegangen, aber ich weià noch, wie peinlich es für Dalton Neely war. Er hatte eine Pressekonferenz einberufen, um den Erfolg des Unternehmens und die sichere Heimkehr der Geiseln bekanntzugeben. Dann hat er eine kurze Erklärung des Präsidenten verlesen,
in der Ihre Bereitschaft hervorgehoben wurde, für die Befreiung Ihrer Landsleute das höchste Opfer zu bringen. Er hat erklärt, es habe nie einen besseren Soldaten und Patrioten, nie einen besseren Freund als Gray Bondurant gegeben. Im ganzen Saal blieb kein Auge trocken.«
»Als David erfuhr, daà bei dem Unternehmen ein Amerikaner gefallen sei, hat er angenommen, der Attentäter habe seinen Auftrag ausgeführt. Er hat die Erklärung abgegeben, ohne vorher den Namen des Gefallenen zu überprüfen.«
»Woher haben sie gewuÃt, daà dieser junge Mann bestechlich war?« fragte Daily.
»Ich glaube nicht, daà er das war«, sagte Gray zu ihrer Ãberraschung. »Mit materiellen Vorteilen hätte man Garrett nicht bestechen können. Ich vermute vielmehr, daà Spence sich im Auftrag des Präsidenten an ihn herangemacht und mich als Verräter, als Spion, als eine Gefahr für die Demokratie oder dergleichen hingestellt hat.
Garrett war ein guter Marineinfanterist, aber nicht allzu helle. Als er mit seinem Gewehr auf mich gezielt hat, hat er auf ausdrückliche Anweisung seines Oberbefehlshabers gehandelt. Nichts anderes hätte ihn dazu bewegen können, mich zu verraten, nicht einmal eine Todesdrohung. Ich habe ihm die Sache nicht nachgetragen. Er war eine Marionette Davids und Spences. Die beiden haben ihn ebenso auf dem Gewissen wie der feindliche Scharfschütze.«
»Haben Sie Merritt damit konfrontiert?« fragte Barrie.
»Das hätte ich weià Gott gern, aber dann hätte ich mein Wissen preisgegeben und wäre noch verwundbarer gewesen.«
»Aber Sie haben sich schnellstmöglich davongemacht.«
»Ich bin nicht aus Feigheit zurückgetreten«, stellte Gray gereizt fest.
Daily, der die Bemerkung gemacht hatte, hob abwehrend die
Hände. »Kein Grund zur Aufregung. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
»Ich habe meinen Job im WeiÃen Haus aufgegeben, weil ich nicht länger in David Merritts Diensten stehen wollte.«
»Aber er betrachtet Sie weiter als Störfaktor. Wyoming ist plötzlich nicht mehr weit genug vom WeiÃen Haus entfernt.«
Gray nickte. »David weiÃ, daà ich ihm auf die Schliche gekommen bin. Erst
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