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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Viertelstunde mit bloßen Händen die Trennwand durchstoßen.
    Deshalb wird Sie jemand bewachen.« »Keine Sorge«, erwiderte ich mürrisch. »Ich bin kein James Bond.«
    »Sie brauchen kein James Bond zu sein, um die Kretins hereinzulegen, mit denen man mich bei diesem Auftrag bedacht hat«, entgegnete Kennikin ebenso mürrisch. »Das haben Sie sowieso schon bewiesen. Aber ich denke, die Befehle, die ich jetzt geben werde, durchdringen auch den dicksten Schädel.« Er wandte sich an den Mann mit der Pistole.
    »Stewartsen wird in dieser Ecke dort sitzen. Du bleibst vor der Tür stehen. Verstanden?« »Ja.«
    »Wenn er sich rührt, schieße. Verstanden?« »Ja.«
    »Wenn er spricht, schieße. Verstanden?« »Ja.«
    »Wenn er sonst irgendwas macht, schieße. Verstanden?«
    »Ja«, wiederholte der Mann mit der Pistole stur. Kennikins Anweisungen ließen nicht viel Spielraum für Manöver.
    Nachdenklich sagte er: »Habe ich was vergessen? Ach ja. Sie sagten doch, Cooke hätte ein Loch abgekriegt?«
    »Ganz harmlos«, sagte ich. »In die Hand.« Er nickte. »Wenn du auf ihn schießt«, sagte er zu dem Wächter, »bring ihn nicht um. Schieß ihm in den Bauch.« Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Die Tür schlug hinter ihm zu.
     
    2
     
    Ich blickte den Wächter an, und er starrte zurück. Seine Pistole war regungslos auf meinen Bauch gerichtet. Mit der anderen Hand wies er wortlos auf die Ecke. Ich wich dorthin zurück, bis meine Schulterblätter die Wand berührten. Dann ging ich langsam in die Hocke und blieb so sitzen.
    Er sah mich ausdruckslos an. »Setzen«, befahl er lakonisch.
    Ich setzte mich hin. Er ließ sich nicht bluffen. Wie eine uneinnehmbare Festung postierte er sich in ungefähr vier Meter Entfernung vor der Tür. Offensichtlich war er ein Mann, der Befehle buchstabengetreu ausführte. Wenn ich mich auf ihn stürzte, würde ich eine Kugel verpaßt bekommen. Sicher konnte ich ihn nicht einmal dazu verleiten, eine Dummheit zu begehen. Drei endlose Stunden lagen vor mir.
    Kennikin hatte recht. Wenn man mich im Zimmer allein gelassen hätte, dann wäre es mir bestimmt gelungen, durch die Trennwand zu kommen. Das hätte mich nicht einmal eine Viertelstunde gekostet. Dann wäre ich natürlich immer noch im Haus gewesen, aber wenigstens an einer Stelle, an der mich niemand vermutet hätte. Und mit dem Überraschungsmoment kann man, wie alle Generäle wissen, Schlachten gewinnen.
    Nach Elins Verschwinden war ich bereit, alles zu versuchen, um von hier wegzukommen, und Kennikin wußte das. Ich blickte zum Fenster. Alles, was ich sehen konnte, war ein kleiner Fetzen blauen Himmels und Schäfchenwolken, die vorüberzogen. Die Zeit schleppte sich wie eine zähflüssige Masse dahin. Nach schätzungsweise einer halben Stunde hörte ich das Knirschen von Reifen auf dem Kies, als draußen ein Wagen vorfuhr. Ich wußte nicht, wie viele Männer sich im Haus aufgehalten hatten als ich eintraf. Gesehen hatte ich nur drei, aber zusammen mit den Neuankömmlingen mußten es jedenfalls mehr sein, und das bedeutete für mich, daß die Übermacht entsprechend gewachsen war. Langsam drehte ich das Handgelenk und schob den Ärmel zurück, um auf die Uhr zu blicken, wobei ich inständig hoffte, der Wächter würde das nicht als verdächtige Bewegung empfinden. Ich hielt die Augen auf ihn gerichtet, und er starrte ausdruckslos zurück.
    Dann wagte ich es, auf die Uhr zu sehen. Es war erst eine Viertelstunde verstrichen. Die drei Stunden dauerten noch länger, als ich befürchtet hatte.
    Nach weiteren fünf Minuten klopfte es an die Tür, und ich hörte Kennikins Stimme. »Ich bin’s.« Der Wächter trat beiseite, als sich die Tür öffnete. Kennikin trat ein. »Ich sehe, Sie sind schön brav gewesen.« Irgend etwas an seiner Stimme gefiel mir nicht. Er war so verdammt aufgekratzt.
    »Ich möchte das, was Sie mir erzählt haben, noch einmal durchgehen«, fuhr er fort. »Ihrer Aussage nach wird Cooke also bei Freunden festgehalten - isländischen Freunden sagten Sie, glaube ich. Diese Freunde werden ihn umbringen, es sei denn, Sie werden gegen ihn ausgetauscht. Ich meine, mich zu erinnern, daß dies Ihr Vorschlag war. Habe ich recht?« »Ja.«
    Er lächelte. »Ihre Freundin wartet unten. Sollen wir zu ihr gehen?« Er machte eine ausholende Handbewegung. »Sie können aufstehen. Es wird nicht auf Sie geschossen.«
    Steifbeinig erhob ich mich. Dabei überlegte ich angestrengt, was zum Teufel schiefgelaufen war. Ich

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