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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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sehen.«
    Sie schaute mich eindringlich an. »Ich muß dir noch was sagen. Die Pistole, die du mir gegeben hast - die habe ich noch.«
    Überrascht stieß ich hervor: »Was!« »Ich bin nicht durchsucht worden. Ich habe sie noch bei mir – im Halfter unter dem Anorak.« Ich sah sie an. Der Anorak war zugegebenermaßen ziemlich weit, deshalb konnte man die Waffe wohl nicht sehen. Da hatte wieder jemand gepfuscht. Es war höchst unwahrscheinlich, daß eine Isländerin eine Waffe bei sich tragen würde, trotzdem hätte das einem guten Agenten nicht passieren dürfen. Kein Wunder, daß Kennikin sich in regelmäßigen Abständen über die Qualität seines Teams aufregte.
    »Kann ich sie dir irgendwie zuschmuggeln?« fragte Elin.
    »Leider nicht«, flüsterte ich bedauernd, und dachte dabei an den hinter mir lauernden Kennikin. Mit Sicherheit paßte er wie ein Luchs auf, und eine Smith & Wesson 38er Pistole würde seinen flinken Augen kaum entgehen. »Behalt sie lieber. Wer weiß, vielleicht brauchst du sie noch.«
    Ich legte die Hand auf ihre heile Schulter und zog sie an mich. Ihre Lippen fühlten sich kalt an, und sie zitterte leicht.
    Ich hob den Kopf. »Du gehst jetzt besser.« Dann wandte ich mich zu Kennikin um. »Sehr rührend«, spottete er.
    »Da ist noch was«, sagte ich. »Die Frist ist zu kurz. Zwei Stunden reichen nicht.« »Sie müssen reichen«, er war unerbittlich. »Seien Sie vernünftig, Vaslav. Sie muß bis nach Reykjavik fahren. Es ist nicht mehr früh, und bis Elin die Stadt erreicht, ist es nach fünf und Hauptverkehrszeit. Sie werden Cooke doch wohl nicht einer Verkehrsstauung wegen einbüßen wollen, oder?«
    »Sie denken gar nicht an Cooke. Sie denken an sich selbst.
    An die Kugel, die Sie dann im Kopf haben werden.«
    »Vielleicht. Aber Sie täten gut daran, an Cooke zu denken, denn wenn ich tot bin, ist er es auch.« Er nickte kurz. »Drei Stunden. Aber keine Minute länger.«
    Kennikin war ein logisch denkender Mensch und vernünftigen Argumenten gegenüber zugänglich. Ich hatte Elin eine weitere Stunde Zeit verschafft, während der sie die großen Bosse in Keflavik überzeugen mußte. »Sie fährt allein«, erinnerte ich ihn. »Niemand folgt ihr.« »Das versteht sich.«
    »Dann geben Sie ihr die Telefonnummer, unter der sie anrufen soll. Es wäre ein Jammer, wenn sie ohne die Nummer wegführe.«
    Kennikin nahm ein Notizbuch heraus, kritzelte eine Nummer auf ein leeres Blatt und riß es heraus. »Keine faulen Tricks«, sagte er. »Vor allem keine Polizei. Wenn sich hier verdächtig viele Fremde herumtreiben sollten, dann stirbt Stewartsen. Ich meine es ernst.« »Das ist mir klar.« Ihre Stimme war tonlos.
    »Es wird keine faulen Tricks geben.«
    Als sie zu mir herübersah, lag ein Ausdruck in ihren Augen, der mir fast das Herz brach. Kennikin ergriff sie beim Ellbogen und zog sie zur Tür. Kurz darauf sah ich durchs Fenster, wie sie die Zufahrt entlang zur Straße hinüberging.
    Kennikin kehrte zurück. »Sie werden wir an einen sicheren Ort befördern«, verkündete er und machte eine Kopibewegung zu dem Mann hinüber, der mich mit einer Pistole in der Hand bewachte. Ich wurde in den oberen Stock in einen leeren Raum geführt. Kennikin betrachtete die kahlen Wände und schüttelte betrübt den Kopf. »Im Mittelalter wurde das viel besser gemacht.« Mir war nicht gerade nach leichter Konversation zumute, aber ich ging auf seinen Ton ein. Der Gedanke kam mir, daß er vielleicht gar nicht so viel dagegen hatte, wenn Cooke nicht mehr auftauchte. Dann würde er sich der für ihn reizvollen Arbeit zuwenden können, mich umzubringen, und zwar langsam. Diesen Gedanken hatte ich selbst in ihm genährt, als ich versucht hatte, ihn gegen Cooke aufzustacheln.
    Möglicherweise war mir das nur allzugut geglückt.
    »Was meinen Sie damit?« fragte ich. »Damals wurde mit Stein gebaut.« Er schlenderte zum Fenster und schlug gegen die hölzerne Außenwand. Es gab einen dumpfen, hohlklingenden Laut. »Das Haus hier ist so stabil wie eine Eierschale.« Das stimmte. Die Chalets rund um Thingvallavatn sind Sommerhäuschen und nicht als Dauerwohnsitze gebaut.
    Ein Holzgerüst mit dünnen Brettern verschalt, dazwischen eine Schaumgummischicht zum Isolieren und innen mit dürftigem Verputz versehen, damit es hübsch aussieht. Alles in allem nicht viel mehr als ein einigermaßen haltbares Zelt.
    Kennikin ging zur anderen Wand hinüber und klopfte dagegen. Sie hörte sich noch hohler an. »Sie könnten in einer

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