Blindlings
Kaltwasserhahn auf und spülte mir den restlichen Schaum vom Gesicht. »…dieses verdammte Päckchen«, schimpfte er. »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich habe den ersten Teil nicht gehört. Ich hatte Wasser in den Ohren.« Er beherrschte sich mühsam. »Wo ist das Päckchen?«
fragte er mit betonter Geduld.
»Wo es im Augenblick ist, kann ich nicht sagen.« Ich trocknete mir energisch das Gesicht ab. »Es wurde mir gestern nachmittag von vier unbekannten Männern abgenommen –
aber das hat Ihnen ja Graham schon gesagt.«
Seine Stimme hob sich. »Und Sie ließen es sich wegnehmen
- einfach so?«
»Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht viel dagegen tun«, antwortete ich gelassen. »Man drückte mir eine Pistole gegen die Nieren.« Ich wies mit dem Kopf auf Graham. »Was hatte der denn eigentlich bei der Sache zu tun - falls das keine unhöfliche Frage ist?«
Cooke faltete die Hände über dem Bauch. »Wir vermuteten, daß sie Graham auf der Spur waren – deshalb haben wir Sie ins Spiel gebracht. Wir glaubten, sie würden sich an Graham heranmachen und Sie unbehelligt ins Ziel laufen lassen.«
Mir schien die Erklärung faul. Wenn sie - wer immer ›sie‹
waren - Graham auf dem Korn hatten, dann hätte er als Agent sinnig erweise kaum die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt, indem er vor meiner Wohnung herumlungerte. Aber ich ließ es dabei. Cooke war schon immer aalglatt gewesen, und ich wollte noch einen Trumpf in der Hand haben.
»Sie haben sich aber nicht an Graham herangemacht«, entgegnete ich, »sondern an mich. Doch vielleicht kennen sie die Rugbyregeln nicht so gut, in Schweden weiß man da nicht so gut Bescheid.« Ich betupfte ein letztes Mal die Stelle hinter den Ohren und ließ das Handtuch fallen. »In Rußland übrigens auch nicht«, fügte ich beiläufig hinzu.
Cooke hob den Blick. »Wie kommen Sie auf die Russen?«
Ich grinste ihn an. »Ich denke immer an die Russen«, erwiderte ich trocken. »Wie die Franzosen, die immer an Sex denken.«
Ich reichte an Cooke vorbei, um nach meinen Zigaretten zu greifen. »Außerdem nannten mich die Kerle Stewartsen.«
»Na und?«
»Sie wußten also, wer ich bin - oder vielmehr, wer ich einmal war. Das ist ein Unterschied.« Cooke gab Graham ein Zeichen. »Warten Sie draußen«, befahl er kurz.
Graham schaute mißmutig drein, ging jedoch gehorsam zur Tür. Als sie sich hinter ihm geschlossen hatte, sagte ich: »Na prima, jetzt, wo die Kinderchen aus dem Zimmer sind, können wir Erwachsene uns ja ungeniert unterhalten. Wo um Himmels willen haben Sie denn diesen Knaben aufgegabelt? Ich hab’
Ihnen doch gesagt, ich will bei diesem Unternehmen keine Anfänger dabei haben.«
»Wie kommen Sie darauf, daß er Anfänger ist?« »Hören Sie bloß auf damit. Er ist ja noch naß hinter den Ohren.«
»Er ist ein guter Mann.« Cooke rutschte unruhig auf dem Bett hin und her. Er schwieg eine Weile und fuhr dann fort:
»Na, diese Sache haben Sie gründlich verpfuscht, was? Sie sollten lediglich ein Päckchen von A nach B befördern und haben schon dabei Mist gebaut. Ich wußte ja, daß mit Ihnen nichts mehr los ist, aber daß Sie schon so vertrottelt sind, hätte ich nicht gedacht. « Er fuchtelte mit dem Finger in der Luft herum. »Und die haben Sie mit Stewartsen angeredet! Sie wissen doch, was das bedeutet?«
»Kennikin«, rief ich aus. Der Gedanke an ihn gefiel mir gar nicht. »Ist er hier – in Island?« Cooke zog die Schultern hoch.
»Soviel ich weiß, nicht.« Er sah mich von der Seite her an.
»Was haben Ihnen denn die Männer gesagt, die in Reykjavik mit Ihnen Kontakt aufgenommen haben?«
Ich zuckte die Achseln. »Nicht viel. Es stünde ein Wagen für mich bereit. Mit dem sollte ich über Krysuvik nach Reykjavik fahren. Anschließend sollte ich ihn vor dem Hotel Saga stehenlassen. Genau das habe ich gemacht.« Cooke knurrte.
»Hatten Sie dabei irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Waren welche eingeplant?« erkundigte ich mich scheinheilig.
Er schüttelte gereizt den Kopf. »Wir hatten erfahren, daß etwas geschehen könnte. Es schien das beste, Ihre Route zu ändern.« Er stand auf. Er wirkte ziemlich unzufrieden und ging zur Tür. »Graham!«
»Es tut mir alles sehr leid, Cooke«, sagte ich. »Wirklich.«
»Das macht den Kohl nun auch nicht mehr fett. Wir müssen sehen, was bei dieser ganzen Schweinerei noch zu retten ist.
Zum Teufel, ich habe Sie zugezogen, weil das Department unterbesetzt ist – und nun müssen wir wegen Ihrer Dummheit ein ganzes
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