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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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passiert sein, kurz bevor wir uns kennengelernt haben. Deshalb stelle ich auch keine Fragen
    - ich möchte nichts aufrühren.« »Du bist sehr feinfühlig«, sagte ich. »Ich hätte nicht gedacht, daß man es merkt. Würde es dich überraschen zu hören, daß ich einmal britischer Agent war, ein Spion?« Sie musterte mich prüfend. »Ein Spion«, wiederholte sie langsam, als koste sie den Geschmack dieses Wortes.
    »Doch, das überrascht mich. Es ist keine sehr ehrenhafte Beschäftigung - dafür bist du eigentlich nicht der Typ.« »Das hat mir vor kurzem schon jemand gesagt«, erwiderte ich bitter.
    »Es stimmt aber trotzdem.« Sie blieb eine Weile still. »Du warst Spion«, sagte sie dann. »Alan, deine Vergangenheit ist nicht wichtig. Mich interessiert, wie du jetzt bist.«
    »Manchmal holt einen die Vergangenheit ein«, widersprach ich. »Mich hat sie eingeholt. Es gibt einen Mann namens Cooke…« Ich hielt inne und fragte mich, ob ich jetzt das Richtige tat. »Ja?« drängte sie.
    »Er hat mich in Schottland aufgesucht. Ich werde dir davon erzählen - von Cooke in Schottland.«
     
    2
     
    Mit der Jagd war an diesem Tag nicht viel los gewesen. Irgend jemand mußte während der Nacht das Wild aufgescheucht haben, denn im Tal, wo es sich meiner Berechnung nach hätte aufhalten müssen, war es nicht mehr. Es hatte sich in die steilen Hänge von Bheinn Fhada geflüchtet. Ich konnte die Hirsche durch das Zielfernrohr sehen - blasse, graubraune Umrisse, die im Heidekraut ästen. Der Wind wehte aus einer ungünstigen Richtung - ich hätte mich gar nicht unbemerkt heranpirschen können, und da es sowieso der letzte Tag der Jagdsaison war, waren sie für den Rest des Sommers sicher vor mir. Um drei Uhr nachmittags packte ich zusammen, um nach Hause zu gehen. Als ich Sgurr Mor hinunterstolperte, sah ich einen Wagen vor dem Wochenendhaus stehen und die winzige Gestalt eines Mannes, der unten auf und ab schritt. Das Haus ist schwer erreichbar - ein vom nächsten Weiler heraufführender, miserabler Fahrweg hält die meisten Ausflügler, die sich hierhin verirren, davon ab, heraufzukommen. Wenn da trotzdem jemand aufkreuzte, so mußte der Betreffende mich unbedingt sprechen wollen. Ich meinerseits bin auf Besuch nicht scharf. Ich bin eher zurückhaltend und ermutige niemanden, mich aufzusuchen.
    Ich näherte mich dem Haus äußerst vorsichtig und blieb dann hinter einem Felsbrocken in der Nähe des Bachs stehen.
    Ich nahm das Gewehr ab, vergewisserte mich, daß es ungeladen war, und setzte es an die Schulter. Durch das Zielfernrohr konnte ich den Mann deutlich erkennen. Er hatte mir den Rücken zugewandt, aber als er sich umdrehte, erkannte ich Cooke. Ich zielte auf sein großes, teigiges Gesicht und drückte sachte ab. Es klickte. Ich fragte mich, ob ich wohl auch abgedrückt hätte, wenn die Waffe geladen gewesen wäre.
    Die Welt wäre weitaus schöner ohne Männer wie Cooke.
    Aber ich hätte es nie fertiggebracht, das Gewehr zu laden und dann abzudrücken. Ich hängte es über die Schulter und ging auf das Wochenendhaus zu. Hätte ich es doch nur geladen!
    Als ich mich Cooke näherte, drehte er sich um und winkte mir zu. »Guten Tag«, rief er, als wäre er ein regelmäßiger und gern gesehener Gast. Ich ging auf ihn zu. »Wie haben Sie mich gefunden?« Er zuckte die Achseln. »Das war nicht schwer. Sie kennen meine Methoden.«
    Ich kannte sie, und sie mißfielen mir. »Hören Sie auf, Sherlock Holmes zu mimen. Was wollen Sie?« Er zeigte auf die Haustür. »Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«
    »Ich könnte wetten, Sie haben die Hütte bereits durchsucht.«
    Er hob die Hände in gespieltem Entsetzen. »Ehrenwort, nein.«
    Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gelacht, denn von Ehre konnte bei diesem Mann keine Rede sein. Ich wandte mich ab und stieß die Tür auf. Er folgte mir ins Innere und schnalzte geringschätzig mit der Zunge. »Unverschlossen? Sie sind aber vertrauensselig.« »Hier gibt es nichts zu stehlen«, erwiderte ich gleichgültig.
    »Höchstens Ihr Leben«, sagte er und musterte mich dabei scharf.
    Ich überging diese Feststellung und stellte das Gewehr ab.
    Cooke sah sich neugierig um. »Primitiv, aber gemütlich«, bemerkte er. »Aber ich verstehe nicht, warum Sie nicht in dem großen Haus wohnen.« »Das geht Sie nichts an.«
    »Vielleicht.« Er setzte sich. »Sie verbergen sich also in Schottland und glauben, unauffindbar zu sein. Gute Tarnung, wie? Ein Stewart, der sich in einem Haufen anderer

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