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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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wir mit unserem Hauptgericht fertig waren und Nachtisch bestellten, hatte ich schon das Interesse an ihm verloren.
    Ich hatte gerade bezahlt und wollte aufbrechen, doch als wir vom Tisch aufstanden, sagte Milo: »Ich muss Pipi machen, Dad.«
    Die Toiletten waren nicht weit von unserem Tisch entfernt, und als wir den Raum durchquerten, warf ich einen Blick in die Richtung von Waxx. Über die Köpfe hinweg konnte ich seinen Tisch zwar nicht richtig sehen, doch der Stuhl war leer. Offenbar war er ebenfalls fertig und gegangen.
    Die blitzsaubere Herrentoilette war mit einer breiten, rollstuhlgerechten Kabine, zwei Pissoirs und zwei Waschbecken ausgestattet. Sie roch so stark nach Desinfektionsmittel mit Pinienduft, dass es mir beim Einatmen in den Nasenlöchern brannte.
    Die Kabine war besetzt, und Milo war nicht groß genug, um ohne Hilfe eines der Pissoirs erreichen zu können. Nachdem er seinen Hosenschlitz geöffnet hatte, hob ich ihn an der Taille in die richtige Position.
    »Schussklar«, sagte er.
    »Zielen!«, befahl ich.
    »Feuer!«, sagte er und legte los.
    Mittendrin rauschte die Toilettenspülung, und die Tür der Kabine ging auf.
    Ich warf einen Blick zur Seite, sah keine zwei Meter neben mir Shearman Waxx aus der Kabine treten und gab ein hohes,
erstauntes »Iiiih« von mir, das sich anhörte wie aus einem Ballon entweichende Luft.
    Im Restaurant hatte der Kritiker so weit von uns entfernt gesessen, dass ich nicht sehen konnte, welche Farbe seine Augen hatten. Sie waren kastanienbraun.
    Seither habe ich oft über diesen Moment nachgedacht, aber ich weiß trotzdem nicht, ob ich mich in meiner Verblüffung selbst zur Seite wandte oder ob Milo sich in meinen Händen drehte, um zu sehen, was mich so durcheinandergebracht hatte. Wahrscheinlich geschah beides.
    Jedenfalls wanderte Milos Strom zur Seite und plätscherte in hohem Bogen auf die Bodenfliesen.
    Für einen Mann, der so kompakt war wie ein Betonbunker, erwies Waxx sich als erstaunlich beweglich. Geschickt tänzelte er rückwärts aus der Gefahrenzone, so dass seine grauen Wildlederschuhe völlig trocken blieben.
    »Oh, das tut mir aber wirklich leid!«, flötete ich und drehte Milo wieder zum Pissoir hin.
    Wortlos trat Waxx über die Pfütze, stellte sich vor eines der Waschbecken und drehte den Hahn auf.
    »Er ist zu klein«, sagte ich. »Deshalb muss ich ihn hochheben.«
    Waxx erwiderte nichts, doch ich glaubte zu spüren, wie sich sein Blick in meinen Rücken bohrte, während er mich im Spiegel über den Waschbecken beobachtete.
    Jede weitere Entschuldigung musste den Eindruck verstärken, dass ich Milo absichtlich als Spritzpistole missbraucht hatte, aber ich schaffte es trotzdem nicht, den Mund zu halten.
    »So was ist wirklich noch nie passiert«, plapperte ich. »Wenn er Sie getroffen hätte, dann hätte ich selbstverständlich die Reinigung bezahlt!«
    Ich hörte, wie Waxx Papierhandtücher aus dem Spender zog.
    Milo, der inzwischen mit Pinkeln fertig war, kicherte.
    »Er ist ein guter Junge«, versicherte ich Waxx. »Zum Beispiel hat er einen Hund vor dem Einschläfern gerettet.«
    Die einzige Reaktion war das Rascheln des Papiers, mit dem der Kritiker sich die Hände abtrocknete.
    Obwohl Milo Erwachsenenbücher lesen konnte, war er doch ein sechsjähriger Junge. Jungen dieses Alters finden nichts lustiger als Scherze, in denen es um Pinkeln und Pupsen geht.
    Nachdem er erneut gekichert hatte, sagte er: »Ich hab geschüttelt und den Reißverschluss wieder zugemacht, Dad. Du kannst mich runterlassen.«
    Ein quietschendes Geräusch ließ erkennen, dass Waxx die Tür nach draußen geöffnet hatte.
    Ich setzte Milo auf die Füße und wandte mich um, in der Hoffnung, dass Waxx mich nicht von dem Foto auf dem Buchumschlag her erkannt hatte.
    Der berühmte Kritiker starrte mich an. Er sagte ein Wort, und dann verschwand er.
    Natürlich hatte er mich doch erkannt.
    Nachdem ich mit ein paar Papierhandtüchern Milos Pfütze beseitigt hatte, wusch ich mir die Hände. Dann hob ich ihn zum Waschbecken hoch, damit er dasselbe tun konnte.
    »Fast hätte ich ihn erwischt!«, sagte Milo.
    »Kein Grund, auf so was stolz zu sein. Hör auf zu kichern!«
    Als wir in den Gastraum zurückkehrten, saß Shearman Waxx wieder an seinem Tisch. Der Kellner servierte ihm gerade die Hauptmahlzeit.
    Waxx blickte nicht zu uns herüber. Offenbar war er entschlossen, uns zu ignorieren.
    Als wir an seinem Tisch vorbeikamen, sah ich, dass die Apparatur, in die er das Buch

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