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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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habt, der größer ist als Milo.«
    »Wie kommst du darauf?«

    »Keine Ahnung. Ist bloß so ein Gefühl. Ich werde darüber nachdenken.«
    »Cubby meint, Waxx will vielleicht sogar, dass wir zur Polizei gehen«, sagte Penny.
    »Denken wir alle darüber nach«, schlug Vivian vor, dann streckte sie mir den großen Revolver hin. »Ich habe auch eine extra Schachtel Munition dafür.«
    »Behalt ihn lieber«, sagte ich. »Vielleicht brauchst du ihn noch.«
    »Ich besitze außerdem eine Schrotflinte mit Pistolengriff, Kaliber zwanzig. Damit schlage ich jeden beliebigen Literaturkritiker in die Flucht.«
    Fast hätte ich ihr erklärt, der Kritiker sei womöglich nicht das Schlimmste, aber ich hatte ihr nichts von dem deformierten Gesicht erzählt, das ich hinter dem Fenster des Maserati gesehen hatte. Außerdem dachte ich allmählich selbst, das Monster sei eine Ausgeburt meiner Fantasie gewesen.
    »Vivian, wir wissen, wo wir uns Waffen besorgen können«, sagte Penny. »Wir bekommen schon, was wir brauchen. Kein Problem.«
    »Ich nehme an, ihr meint Grimbald und Clotilda. Passt bloß gut auf, wenn ihr die aufsucht. Damit rechnet Waxx womöglich.«
    Vivian wollte jeden von uns umarmen, und wir wollten sie alle auch umarmen, was zu einem derartigen Rascheln und Flattern von Regenmänteln führte, dass das Echo an der Balkendecke sich anhörte wie eine Fledermauskolonie, die zu ihrem nächtlichen Flug erwachte.
    Selbst Lassie hob Vivian auf wie ein Schoßhündchen und drückte sie an ihren mächtigen Busen. »Wisst ihr«, sagte sie, »ihr seid die Familie, die ich nie haben konnte. Wenn irgendeinem von euch etwas zustößt, werde ich furchtbar traurig sein.«

    Diese Erklärung führte zu einer weiteren Runde noch längerer und geräuschvollerer Umarmungen, bei denen Vivian immer noch Lassie im Arm hielt, die uns im passenden Moment das Kinn ableckte. Dann stiegen wir endlich in den Wagen.
    Nachdem sie den Schalter für das Garagentor gedrückt hatte, kam Vivian an mein Fenster. In ihren Augen standen Tränen. »Denkt dran, mich gleich anzurufen, sobald ihr euch ein anderes Handy besorgt habt«, sagte sie.
    »Klar«, sagte ich. »Auf jeden Fall.«
    Am nächsten Morgen wollte sie sich ebenfalls ein Wegwerfhandy kaufen und uns damit anrufen. Alles in allem trafen wir Vorsichtsmaßnahmen, die einer revolutionären Geheimzelle alle Ehre gemacht hätten.
    Wir hatten Vivian von Anfang an sehr gern gehabt, aber bei diesem Abschied waren Penny, Milo und ich ergriffener, als wir es je für möglich gehalten hätten.
    Ich lenkte den Wagen rückwärts in den Regen, fuhr jedoch gleich wieder in die Garage, öffnete das Fenster und sagte: »Wir sollten Lassie mitnehmen.«
    Vivian starrte verblüfft auf den Hund in ihren Armen. »O je«, sagte sie und setzte Lassie zu Milo auf den Rücksitz. Dann ergriff sie die Gelegenheit, um mir noch einen Rat mit auf den Weg zu geben: »Weißt du, Cubby, vielleicht solltest du deine Frohnatur vorläufig auf Eis legen. Sei optimistisch, aber kein glühender Optimist. Erwarte eine Weile das Schlimmste und mach dich fies genug, um damit fertigzuwerden.«
    Ich nickte, ließ das Fenster hochfahren und stieß wieder in den Regen zurück.
    In der Garage winkte Vivian uns hinterher, bis ich den Vorwärtsgang einlegte und aufs Gaspedal trat.

35
    Als wir zu St. Gaetano zurückkamen, war die Abendandacht bestimmt schon über eine Stunde vorbei.
    Inzwischen war es halb acht, und ich machte mir Sorgen, die Kirche könnte abgeschlossen sein. Die friedlichen Tage, als solche Orte rund um die Uhr offenstehen konnten, ohne verwüstet zu werden, waren so passé wie Bell-Bottom-Jeans, Batik-Shirts und psychedelische Hüte.
    Ich setzte Penny am Vordereingang ab. Der Regen wurde plötzlich stärker, während sie die Stufen hochging und die Klinke niederdrückte. Offen.
    Penny schlüpfte in die Kirche, und ich fuhr zum Hintereingang, wo ich den Wagen mit laufendem Motor abstellte. Ich stieg aus und öffnete die Heckklappe.
    Die Tür der Sakristei ging auf. Penny stellte einen Koffer so ab, dass sie nicht zufallen konnte.
    »Jemand ist in der Kammer neben dem Vorraum«, flüsterte Penny mir zu. »Die Tür war angelehnt. Ich glaube, es ist Pater Tom.«
    Mein Zettel war dort, wo ich ihn gelassen hatte. Gemeinsam schafften Penny und ich unser Gepäck rasch aus dem Schrank in den Wagen.
    Wenn wir eine Begegnung mit Pater Tom vermeiden konnten - umso besser. Weil ich ihn weder in Gefahr bringen noch ihm eine halbe Stunde lang

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