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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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füttern.«

    »Dieser Typ«, meinte Milo, »ist echt krank.«
    Lassie knurrte zustimmend.
    Wir fuhren eine Weile schweigend dahin.
    An manchen Kreuzungen war die Straße so weit abgesenkt, dass kleine Seen entstanden. Wenn die vor uns fahrenden Wagen hindurchrauschten, stoben von den Rädern weiße Flügel in die Luft.
    Endlich sagte Penny: »Nicht alles ist ein Scherz, Cubby.«
    »Ich weiß.«
    »Wir sitzen wirklich in der Patsche.«
    »Ich weiß.«
    »Aber ich muss sagen …«
    Ich wartete. »Was denn?«, fragte ich dann.
    Sie lachte leise. »Aufgeplusterter Snob …«
    »Tja, er hat mich wieder als Schmierfink bezeichnet.«
    »Er ist nicht nur ein wahnsinniger Mörder, sondern auch noch unhöflich.«
    »Äußerst unhöflich«, pflichtete ich ihr bei. »Ich würde gern mal mit seiner Mutter sprechen.«
    »Was würdest du der denn sagen?«
    »Ich würde ihr ernste Vorhaltungen machen, weil sie ihn so schlecht erzogen hat.«
    »Unser Milo ist nie unhöflich«, stellte Penny fest.
    »Weil er anständig erzogen ist.«
    »Zugegeben, eines seiner Experimente ist auch mal explodiert.«
    »Na ja, das ist einfach das Erbe deiner Familie«, sagte ich. »Es steckt in seinen Genen.«
    Hinter uns sagte Milo: »So ist es viel besser.«
    »Was denn?«, erkundigte ich mich.
    »Ihr zwei - so, wie ihr jetzt seid.«
    »Wie sind wir denn?«

    »Nicht mehr so eingeschüchtert, dass ihr den Mund haltet. So gefällt es mir.«
    Mir gefiel es so auch besser, und als ich Penny zulächelte, erwiderte sie das Lächeln.
    Wir hätten nicht gelächelt, hätten wir gewusst, dass schließlich einer von uns dreien erschossen werden würde und dass unser Leben nie mehr so sein würde wie bisher.

36
    Am Ostrand von Orange County waren viele der Canyons noch von mehr Kojoten, Luchsen, Pumas und Rehen bewohnt als von Menschen. Manche der in die Ausläufer der Santa Ana Mountains eingegrabenen Schluchten waren so schmal wie eine Klamm, andere waren breiter und dicht mit Bäumen und Sträuchern bestanden. Hier hausten besinnlich veranlagte Zeitgenossen, die mit dem städtischen Leben nichts anfangen konnten, und Exzentriker unterschiedlicher Provenienz.
    Das gewundene, wellige Band der Straße spulte sich vor uns ab, als wäre es das letzte Merkmal einer sterbenden Zivilisation gewesen, die es gebaut hatte. Überspannt wurde es von gewaltigen Lebenseichen, deren Stämme und Äste im Scheinwerferlicht kohlschwarz aussahen.
    Schon am Beginn der Straße hatten die Häuser weit auseinandergestanden. Je tiefer wir in den Canyon vordrangen, dessen Namen ich aus bald ersichtlichen Gründen verschweigen werde, desto größer wurde der Abstand zwischen ihnen.
    Mit der Isolation veränderte sich die Stimmung. Die Einzelheiten der Landschaft schienen dramatischer zu werden, die Hänge steiler und die Felsformationen gewalttätiger. Äste ragten uns entgegen, und die Sträucher zeigten Stacheln, als hätten wir eine Membran passiert, hinter der die gütige Natur endete. Hier konnte man sich vorstellen, dass ein feindliches Wesen in der Dunkelheit wohnte und uns lauernd beobachtete.

    Wenn ich zwischen den Bäumen erleuchtete Fenster sah, kamen mir diese nicht mehr warm und freundlich vor, sondern unheimlich und abweisend, als wären die unsichtbaren Bauten, zu denen sie gehörten, keine Wohnhäuser, sondern Schlachthöfe oder glutheiße Werkstätten, in denen fremdartige Götzenbilder gegossen wurden.
    An einer bestimmten Stelle bogen wir auf einen schmalen Schotterweg ab, der einige Meilen weit in einem Bogen von der zweispurigen Asphaltstraße wegführte, bevor er wieder daraufstieß. Er führte an den Hängen des Canyons entlang und wurde fast ausschließlich von der staatlichen Forstverwaltung genutzt.
    Nasse Gräser wischten an den Flanken unseres Wagens entlang, und eine subtropische Pflanze kratzte mit ihren bleichen Blättern, groß wie Hände, über die rechten Seitenfenster.
    Nach einer Weile kamen wir zu einer Ausweichstelle, wo ich neben dem Weg parken konnte. Als ich Motor und Scheinwerfer ausschaltete, war die Dunkelheit so vollkommen wie in einem fensterlosen Gebäude. Nur das Trommeln des Regens wies daraufhin, dass wir uns im Freien befanden.
    Das Haus der Booms stand an der Asphaltstraße, von der wir abgebogen waren. Wir hatten jedoch nicht vor, den Haupteingang zu benutzen.
    »Wenn wir da durchgehen, werden wir aufgefressen«, verkündete Milo.
    »Kein Puma greift mehrere Menschen an«, sagte Penny beruhigend. »Die jagen bloß, was kleiner ist

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