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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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schlug ein Investor vor, das Center zu retten. Die Bank wollte den Deal finanzieren, indem sie den neuen Eigentümer zum Partner machte.
    Da die betreffende Bank jedoch - wie so viele andere - halb verstaatlicht worden war, bestanden die Behörden darauf, zukünftig bei allem mitzureden. Aus Sicht der Bank wäre das
Geschäft zwar ideal gewesen, doch die zuständigen Beamten hatten eine Liste mit Investitionen parat, die bei den Politikern besser ankamen.
    Daraufhin hatte die Beddlington-Promenade endgültig zusperren müssen. Inzwischen hatten Vandalen viele der Schaufenster eingeworfen, die nun mit Sperrholz verschalt waren. Graffiti in grellen Leuchtfarben bedeckten die Wände. Im Dunkeln schienen die Bilder zu pulsieren. Sie erinnerten mich an Höhlenmalereien und an die kruden Symbole barbarischer Sprachen.
    Der riesige Parkplatz war früher mit einem geometrisch angeordneten Wäldchen aus ziemlich großen Bäumen geschmückt gewesen, Steineiben, bestimmt achtzig bis hundert Stück. Nach dem Bankrott des Centers hatte man sich nicht die Mühe gemacht, die schönen Exemplare auszugraben und zu verkaufen. Im Laufe eines Sommers, in dem die Bewässerungsanlage außer Funktion war, starben sämtliche Bäume ab.
    Wir bogen von der Straße in diesen dunkleren Teil der Nacht ab, und Penny parkte unter kahlen, kläglichen Ästen.
    Wehmütig ließen wir unseren Wagen stehen, nahmen Lassie an die Leine und gingen zwei Querstraßen weiter zu einer Bushaltestelle.
    Milo betrachtete neidisch unsere schwarzen Regenmäntel, weil er selbst mit einem knallgelben Mantel ausgestattet war. »Ich sehe wie ein Babyhuhn aus«, beschwerte er sich.
    Ich hatte ihm bereits erklärt, dass Kindergrößen nur in Gelb erhältlich gewesen waren. »Eigentlich siehst du eher wie ein Entchen aus«, tröstete ich ihn.
    »Na toll! Als ob das was ändern würde.«
    »Wetten, wenn ich dir in Nase kneife, quakst du.«
    »Nie im Leben!«
    »Mal sehen«, sagte ich.

    Milo hielt sich schützend eine Hand über die Nase. »Mom, du musst ihn unbedingt dazu bringen, sich einen neuen Agenten zu nehmen«, sagte er.
    Als der Bus ankam, wollte die Fahrerin Lassie nicht an Bord lassen. Ein diskret angebotener Hundertdollarschein ließ sie aber ganz fix ihre Meinung ändern.
    Penny und Milo setzten sich nebeneinander. Ich saß auf der anderen Seite des Mittelgangs mit dem nassen Hund auf dem Schoß.
    Mit ihrer Kapuze sah Penny aus wie Audrey Hepburn in einem Film über eine Heilige.
    Vielleicht machte so ein Wetter schlechte Laune, jedenfalls wirkten die anderen Fahrgäste ausgesprochen mürrisch. Nur wenige wagten es, sich murmelnd zu unterhalten. Wer am Fenster saß, blickte hinaus in die Nacht oder in die Augen seines Spiegelbilds. Die allgemeine Stimmung war so, als wären wir unterwegs in ein Arbeitslager.
    Nach gut vier Meilen hatten wir die Haltestelle erreicht, zu der wir wollten. Von dort aus marschierten wir drei Straßen weiter zu einem rustikalen, aber doch modernen Bungalow mit großer Veranda und einem Buntglasfenster in der Haustür.
    Beiderseits des Gartenwegs blühten rosa Rosen, was in Teilen Südkaliforniens selbst im November vorkam. Rosa Rosen bildeten auch das Motiv des Glasfensters.
    Wir hatten vorher angerufen und wurden erwartet. Noch bevor wir läuten konnten, öffnete Vivian Norby die Tür.
    Sie trug rosa Sneakers, einen rosa Jogginganzug und ein Armband aus rosa und blauen Perlen. Ihr Haar war mit einem blau-rosa Tuch hochgebunden.
    Der Revolver in ihrer rechten Hand war groß und überhaupt nicht rosa.

33
    Dieser Revolver stammte von Vivians verstorbenem Ehemann, dem Kriminalbeamten, doch während sie uns hereinbat, versicherte sie uns, sie könne durchaus damit umgehen und habe keine Bedenken, jemanden umzulegen, der uns mit bösen Absichten verfolgt hätte.
    »Wir wurden nicht verfolgt«, sagte ich. »Dafür haben wir gesorgt.«
    Vivian ließ die Waffe sinken, so dass die Mündung gefahrlos zu Boden zeigte, und betrachtete mich mit mütterlicher Zuneigung. »Ach, Cubby, du bist ein wirklich netter Mann und ein großartiger Schriftsteller, aber von Natur aus eben eine Frohnatur.«
    Ich zuckte zusammen. »Also, eine Frohnatur bin ich nicht. Fröhlich ja, im Allgemeinen, aber nicht bis zum Exzess.«
    »Du bist eine Frohnatur«, sagte Vivian beharrlich. »Ein glühender Optimist.«
    »Auch das nicht«, widersprach ich, während ich meinen Regenmantel auszog. »Optimistisch ja, aber nicht glühend.«
    Der nachsichtig-mütterliche Blick,

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