Blitz bricht aus
kam.«
Nein! Es war der Ruf eines wilden Hengstes gewesen, den er gehört hatte; er war vollständig sicher; er konnte es beschwören. Nur, woher wußte er das so genau?
Er ritt immer weiter bergauf, und nur die Bewegungen des Pferdes zwischen seinen Schenkeln waren ihm vertraut. Er hatte einen Revolver im Halfter an seinem Gürtel. Im Notfall würde er wohl damit umgehen können. Aber das Gefühl, eine Waffe zu tragen, war ihm völlig fremd und ungewohnt. Am Sattelknopf war ein Lasso befestigt, und er dachte, daß er sich damit noch ungeschickter anstellen würde als mit dem Revolver. Einzig zu der Klugheit des Pferdes, das ihn trug, und zu seiner Reitkunst hatte er volles Vertrauen.
Schließlich hielt er sein Pferd an und stellte sich die Frage, warum er denn eigentlich bis hierher geritten war? Nur, weil die Berge ihn verzaubert hatten? War das die einzige Antwort?
Die Spuren fielen ihm ein, die zu suchen er ausgeschickt worden war. Er erinnerte sich an Allens Anordnung, an der Waldgrenze haltzumachen, die jetzt gut 700 Meter unter ihm lag. Er hatte schon früher gehört, daß jenseits des Kammes dieses Gebirgszuges ein Gebiet mit großen unerforschten Canyons lag. Vielleicht hatte ihn dieses Geheimnis angezogen, weil er sich selbst ein Geheimnis war.
Da er nun einmal bis hierher gelangt war, entschloß er sich, bis auf den Kamm des Gebirgszugs hinaufzureiten. Zunächst schlossen ihn die Felswände völlig ein. Endlich erreichte er den Kamm und hatte nun freien Ausblick über das Gebiet der Canyons in seiner ganzen schrecklichen Leere und Trostlosigkeit. Er vermochte das dünne Band eines Flusses zu erkennen, der sich durch den tiefsten Canyon schlängelte. Der Flußlauf wendete und drehte sich, doch das Wasser wirkte von dieser Höhe aus unbewegt. Als sich seine Augen besser an Licht und Schatten gewöhnt hatten, bemerkte er mehr als Trostlosigkeit, Leere und unermeßlichen Raum. Er wurde sich der Schönheit der kühnen Dome bewußt und der ausgekehlten hochragenden Felsen, die in allen Schattierungen von Rot, Gelb und Blau schimmerten. Er rieb seine von der Sonne geblendeten Augen, um alles lange, lange anschauen zu können.
Endlich wendete er sich ab, um umzukehren und nach Hufspuren zu suchen. Da fiel sein Blick auf einen Pfad, der zu dem Gebiet der Schluchten hinunterführte. Etwa 300 Meter fiel er steil ab, worauf er sich in der ersten Schlucht verlor. Wahrscheinlich war er in alten Zeiten von Indianern benutzt worden, ehe der weiße Mann in ihr Land kam. In dem zu Sand verwitterten weichen Schiefer am Boden sah er Hufspuren! Er sprang schnell aus dem Sattel und kniete nieder. Die Eindrücke waren groß und von ovaler Form. Überdies waren sie neu. Es waren zwei Spuren nebeneinander, aber beide stammten von demselben Pferd. Es war den Pfad heraufgekommen und dann wieder zurückgekehrt in den Canyon dort unten. Es war allein gewesen. Wenn es sich tatsächlich um den Hengst handelte, den Allen fürchtete, wo befand sich dann seine Stutenherde?
McGregor stand auf und sah den Pfad entlang. War es der Hengst, dann konnten seine Stuten nicht weit weg sein, denn er hätte sich nicht für längere Zeit von ihnen entfernt. War die Herde schon weitergezogen oder hielt sie sich noch dort unten in der Schlucht auf?
Eigentlich hatte er seinen Auftrag erfüllt; er hätte jetzt heimreiten und Allen berichten müssen, was er gefunden hatte. Er betrachtete die Hufspuren noch einmal, sie waren groß und von vorbildlich schöner Form. Sie zogen ihn mit magnetischer Gewalt an, genau wie der nächtliche Schrei, der den Anlaß zu seinem Ritt in die Berge gegeben hatte. Er hatte keine Wahl, er mußte ihnen folgen... Er nahm sein Pferd am Zügel und führte es auf dem schmalen, steil abfallenden Pfad hinunter in die Schlucht.
Das Pferd folgte ihm ohne Zögern und setzte seine Hufe in dem oft nachgebenden Geröll vorsichtig auf. Nur ein einziges Mal kam es ins Rutschen; da setzte es sieb sofort auf die Hinterschenkel und glitt, die Vorderhufe nebeneinander, bis zur nächsten etwas ebeneren Stelle, um sich dort wieder aufzustellen.
Hiermit war der schlimmste Teil des Abstiegs überwunden. Die gelben Felswände, die den Eingang zum ersten Canyon umgaben, lagen nun ein paar hundert Meter vor ihnen.
Warum war er bis hierher vorgedrungen? Was erwartete er zu finden? Einen Wildhengst mit seiner Stutenherde, das hatte er sich schon gesagt, als er noch oben auf der Höhe stand. Er fühlte es merkwürdigerweise mit voller
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