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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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volle Schnelligkeit entfalten dürfen; so hatte es Allen bestimmt, denn Leichtfuß sollte sich nicht mit dem großen Pferd im Rennen messen, nicht einmal auf300 Meter. Allen wollte keine Niederlage seines Lieblings erleben. Larom nahm Rücksicht auf die Gefühle seines Brotgebers und hielt Leichtfuß zurück, wenn der schwarze Hengst an ihm vorbeigaloppiert war. Er wußte jedoch mit Sicherheit, daß der kleine Braune dem großen Hengst auch auf der Dreihundertmeterdistanz nicht gewachsen war. McGregor wußte es auch.
    Heute sollte es keine Ausnahme von der bisher geübten Regel geben. Der Junge gab dem Hengst am Beginn der 1 500 Meterstrecke den Kopf frei. Er fühlte, wie die mächtigen Muskeln heftig zu arbeiten begannen und hörte das wütende Schnauben des Hengstes, als er des weit vor ihm galoppierenden kleinen Braunen ansichtig wurde. McGregor beugte sich auf den Hals seines Pferdes und rief ihm immer wieder ein paar Worte zu, damit es nicht vergaß, daß er auf seinem Rücken war.
    Der Rappe stürmte mit Windeseile dahin; die Entfernung zwischen ihm und Leichtfuß verringerte sich verblüffend schnell. Als er den Braunen erreicht hatte, wurden seine Sprünge kürzer; er wieherte wild. Der Junge sprach ihm zu; der Hengst beruhigte sich, vergrößerte seine Sprünge und ließ Leichtfuß im Nu hinter sich.
    McGregor ließ ihn noch 1 500 Meter über die abgemessene Strecke hinaus galoppieren; dann erst wendete er ihn und ritt im Schritt zurück zu der Stelle, an der Larom stand, der jeder Bewegung des Rappen mit scharfen Augen gefolgt war und nun sagte: »Heute hätte ihn kein Pferd der Welt schlagen können.«
    »Wenn er morgen so läuft«, begann McGregor, »werden wir...«
    Larom unterbrach ihn: »Selbstverständlich wird er auch morgen so laufen, denn er läuft dir zuliebe. Er ist ein Wildpferd und ein Draufgänger und in jeder Minute bereit zu töten... Jede seiner Bewegungen zeigt das. Aber er tut, was du von ihm verlangst. Ich habe neulich zugesehen, wie du ihm zum erstenmal den Sattel auf legtest; er hat sich nicht im geringsten dagegen gewehrt, sondern er fügte sich willig, weil du es wünschtest. Ich habe früher schon einige Male erlebt, daß ein Pferd eine ausgesprochene Vorliebe für einen bestimmten Menschen bekundet, aber noch niemals in einem Ausmaß, wie es dieser ungebrochene Hengst dir gegenüber tut.«
    McGregor schwieg. Wie sollte er Larom klarmachen, daß es sich ja nicht um ein Wildpferd handelte? Wie konnte er ihm erklären, daß dieser Hengst früher schon Sattel und Zügel getragen hatte und daß er ihn in einer Zeit, deren er sich nur verschwommen erinnerte, bereits geritten hatte?
    Larom sprach weiter: »Um alles in der Welt möchte ich das morgige Rennen nicht versäumen! Ich würde tausend Dollar hingeben, um dabei zu sein, wenn es sein müßte.«
    McGregor erwiderte nichts, aber er fühlte genauso. Er wußte, daß es mehr war als nur Allens Befehl, was ihn veranlaßte, dieses Rennen in Preston zu reiten—er wollte den Hengst bei dem Rennen reiten, er war versessen darauf, ganz gleich, welche Gefahr er damit für sich herauf beschwor!
    Am Spätnachmittag desselben Tages fuhr Allen den Transporter vor die Koppel des schwarzen Hengstes. McGregor und Larom erwarteten ihn schon. Es war ein großer Transporter, für sechs Pferde berechnet. Allen hatte ihn im Vorjahr gekauft, als er im ganzen Land umhergefahren war, um gute Zuchtstuten zu erwerben. Jetzt sollte er den Rappen nach Preston bringen. Larom wartete, bis Allen die Seitentür des Transporters unmittelbar vor dem Tor der Koppel hatte; dann öffnete er das Tor.
    In der Mitte der Koppel stand McGregor, den Hengst am Halfter. Sobald Allen und Larom die Rampe aus dem Transporter gezogen und die schwere Bastfasermatte daraufgelegt hatten, schritt er mit seinem Pferd darauf zu. Larom hatte sich an der einen, Allen an der andern Seite der Rampe postiert in der Erwartung, der Hengst würde Schwierigkeiten machen. Als Range Boß sie gewahrte, scheute er und strebte wegzukommen. »Bitte, treten Sie beide zurück«, sagte McGregor. Zögernd und in größter Besorgnis, was nun wohl passieren würde, gehorchten sie seinem Wunsch; aber der Junge schritt gelassen auf die Rampe zu, und der Hengst folgte ihm willig bei lose hängendem Führriemen. McGregor ging hinauf, ohne sich umzusehen, er wußte, daß sein Pferd dicht hinter ihm blieb. Er hörte die leichten Hufe vorsichtig über die Matte schreiten, ganz wie er es erwartet hatte. Das

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