Blitz bricht aus
Wildpferde haben viel Ausdauer. Wäre es Ihnen am Ende lieber, wenn wir ein Rennen über eine Distanz von fünfzehnhundert Meter vereinbarten?«
Er mußte in sich hineinlachen, als er die Begeisterung in der Stimme am andern Ende der Leitung merkte. Er hörte eine Weile zu und sagte dann: »Aber Sie brauchen ja nicht gleich zehn Stuten einzusetzen, nur weil Ihnen der Gedanke so zusagt, Ralph! Fünf Stuten tun es auch... Na schön, wenn Sie darauf bestehen... Ich weiß, daß Sie nur ein Rennen über vierhundert Meter erwarteten, daß Nachtwind indessen eine größere Distanz lieber hat... Gut, Ralph, abgemacht; dabei soll’s bleiben. Bis Sonnabend also... Jaja, ich werde mit der Rennleitung in Preston Rücksprache nehmen, damit man unser Rennen im Programm anzeigt... Wie bitte? Ach so, ja, auch das ist mir recht... Ich wiederhole: >Wenn eins der Pferde, das Ihrige oder meines, nicht am Start erscheint, soll das genauso bewertet werden, als ob es das Rennen verloren hätte, und der andre gewinnt die Wette...< Gut, damit scheint mir alles in Ordnung zu sein. Auf Wiedersehn, Ralph.« Er hing den Hörer an die Gabel und sank schweratmend auf einen Stuhl. Zehn Stuten von der High Crest Ranch! Das war wesentlich mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Er begann sogleich, Pläne für den willkommenen Zuwachs aufzustellen.
Die Telefonistin in Leesburg nahm die Kopfhörer ab und zog den Stöpsel aus der Leitung der Allen-Ranch. Sie hatte das ganze Gespräch mitangehört. Da im Augenblick nichts für sie zu tun war, ging sie zum Fenster und lehnte sich hinaus. Sie sah ihre Freundin Janie die Straße entlangkommen, winkte sie heran und erzählte ihr, was sie gehört hatte. Gleich darauf flitzte Janie davon, hell begeistert über die große Neuigkeit. Elsie sah sich um, ob noch jemand da war, dem sie berichten konnte, was bei den Rennen in Preston am kommenden Sonnabend vor sich gehen würde.
Gordon war eben damit fertig geworden, Goldie zu beladen, als ihn die Nachricht erreichte. Ein Bekannter kam aus dem Handelshaus und redete ihn an: »Gordon, haben Sie’s schon gehört?«
»Was denn, Gus?«
»Allen will den Wildhengst, den er gefangen hat, am Sonnabend in Preston gegen einen Vollblüter aus Texas laufen lassen. Der Mann aus Texas hat zehn Stuten gegen Leichtfuß gewettet, und keiner kann mehr zurücktreten von der Vereinbarung, denn wenn eins der Pferde nicht am Start erscheint, gilt das andere als Sieger. Was sagen Sie dazu, Gordon? Ein Wildhengst gegen einen Vollblüter! Und Leichtfuß als Einsatz! Ist Allen denn nicht mehr bei Trost?«
»Er wird schon wissen, was er tut, Gus«, erwiderte Gordon. Dann wandte er sich seinem Maultier zu. »Komm, Goldie, wir müssen heim.« Er führte Goldie davon.
Gus rannte weiter; er sah ihn bei Cruikshank stehenbleiben, der gerade aus dem Gasthaus kam, und seine Neuigkeit an den Mann bringen. Beide setzten sich auf die Treppenstufen des Gasthauses, um zu diskutieren. Gordon sah, daß Cruikshank lächelte. Cruikshank hoffte natürlich, daß Allen seine Wette verlieren würde und seinen geliebten Leichtfuß hergeben müßte. Aber der schwarze Hengst war nicht zu schlagen, wenn ihn der Junge ritt, wie er es heute getan hatte.
Cruikshank blieb noch lange auf den Stufen sitzen. Er hatte von dem schwarzen Hengst auf Allens Ranch gehört und wußte auch, daß außer dem Jungen niemand mit ihm fertig wurde. Er würde jetzt bald dem Sheriff berichten, wer der Junge war, aber er würde wohlweislich bis zum Sonnabend kurz vor Beginn der Rennen warten. Wenn der Junge den Hengst nicht reiten konnte, weil er verhaftet wurde, würde das Rennen nicht stattfinden, und Allen würde seinen Liebling Leichtfuß verlieren. Cruikshank lachte hämisch vor sich hin. Jetzt hatte er endlich einmal das Heft in der Hand.
Draußen auf der Ranch stand McGregor bei seinem Pferd in der Koppel. Ihm nahe zu sein, gab ihm Trost. Er stand nur da und sah das Pferd an, dessen lackschwarzes Fell in der Sonne glänzte. Er war schon längst überzeugt, daß Range Boß kein Wildpferd sein konnte, kein Pferd, das im Gebirge geboren war und von Jugend auf in Freiheit gelebt hatte. Alles an ihm zeugte dafür, daß es aus einer guten Zucht stammte; der edle, kleine Kopf, die klugen, großen Augen, der kraftvolle, sehnige Körper und nicht zuletzt seine Reaktion beim Reiten.
Er streichelte den Hals des Hengstes. Als er ihn heute geritten hatte, war es gewesen, als hätte er den Wind geritten. Der Rappe war an Leichtfuß
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