Blitz bricht aus
vorbeigeflogen, als hätte der Braune stillgestanden. Er hatte ihn angefeuert zu rennen, und der Hengst war losgeschossen mit der unverkennbaren Absicht, Leichtfuß anzugreifen, sobald er ihn eingeholt hatte. Aber er hatte ihm etwas zugerufen—was, wußte er selbst nicht—, da hatte der Hengst sofort reagiert, hatte Leichtfuß nicht länger beachtet, sondern war an ihm vorbeigaloppiert, wie es sein Reiter wünschte. McGregor wußte nun, daß er den Hengst in der Hand hatte, seinen Hengst. In diesem Punkt war er sicher, aber mehr wußte er noch immer nicht. Wo und wann er mit ihm gelebt hatte, konnte er nicht sagen, aber er spürte, daß er mit jedem weiteren Tag der Lösung seines Rätsels näher kam.
Er strich mit den Händen an den langen Beinen des Pferdes entlang und hob dann einen Huf, um ihn zu reinigen. Jeder kleine Handgriff war ihm vertraut und trug dazu bei, seine Erinnerung wieder aufzuwecken. Er würde den Hengst vor dem Rennen beschlagen müssen, doch auch das würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten, denn er wußte genau, daß er es früher schon unzählige Male getan hatte.
Es gab Augenblicke, in denen er sich auf das bevorstehende Rennen freute. Er konnte nicht verstehen, warum das so war, aber er ging auch nicht gegen diese Empfindung an; er nahm die steigende Erregung, den inneren Drang hin, wie etwas ihm von jeher Geläufiges. Es war ihm bewußt, daß dieses Gefühl nicht in ihm erwacht war, als Allen ihm vorgeschlagen hatte, Leichtfuß zu reiten. Warum bedeutete ein Rennen mit dem Rapphengst für ihn etwas so ganz anderes? Warum erregte allein schon der Gedanke an das Rennen sein Blut so freudig, daß er zeitweise die Gefahr, in die er sich begab, völlig vergaß?
Freilich gab es auch wieder Momente, in denen die Furcht ihn zu übermannen drohte. Doch stand es für ihn fest, daß er das Pferd nicht verlassen konnte. Er wollte Allen bitten, ihn und den Hengst in Preston abseits zu halten, bis sie zum Start mußten. Diese Vorsicht war des Hengstes wegen geboten. Das würde Allen verstehen, und er würde seine Zustimmung geben. Sein Einsatz in dem Wettrennen war zu groß, als daß er sich nicht mit allem einverstanden erklären würde, was McGregor im Interesse des Hengstes vorschlagen würde.
In Wirklichkeit hatte McGregor Angst vor dem, was ihm nach dem Rennen passieren konnte. Doch er versuchte sich einzureden, daß es durchaus möglich sein konnte, daß ihn niemand erkannte, denn er würde ja Allens Reitdreß anhaben, und er konnte die Rennbahn unmittelbar nach dem Rennen wieder verlassen. Er brauchte nur, wie er versprochen hatte, das Rennen zu reiten; es mußte dafür gesorgt werden, daß sich der Hengst nicht erregte; infolgedessen mußten alle Leute ferngehalten werden, und nach dem Rennen konnte er mit dem Pferd sofort zurück auf die Ranch. Und dann würde eines Tages, vielleicht schon bald, wenn Allen zu seinem Wort stand, der Hengst ihm gehören!
Nachdem er alle vier Hufe gereinigt hatte, ging er zum Koppelzaun. Der Hengst folgte ihm wie ein Hündchen. McGregor blieb einen Augenblick stehen, ehe er weiterging. Er hörte, daß ihm das Pferd wieder folgte. Wieder blieb er stehen, und diesmal drehte er sich um, ging zu ihm und preßte seinen Kopf an den Hals des Rappen.
SIEBZEHNTES KAPITEL
Gordons Entdeckung
Die folgenden Tage unterschieden sich erheblich von den vorhergehenden. Es gab keinen Menschen auf der Ranch, der nicht über das bevorstehende Rennen und die vereinbarten Bedingungen Bescheid gewußt hätte. Allens Leute fanden ständig irgendeinen Vorwand, um die Koppel des schwarzen Hengstes aufzusuchen. Sie beobachteten ihn und besprachen aufgeregt seine Chancen, daß er großartig, aber doch eben ein Wildhengst sei, nie richtig zugeritten und ganz und gar nicht vorbereitet, Allens Farben in Preston siegreich zu vertreten. Doch Allen befragte niemand um seine Meinung, und sein verschlossenes Gesicht hielt jeden davon ab, ihm gute Ratschläge zu erteilen. Er hatte schnell gemerkt, daß es ihm nicht gelungen war, seinen kühnen Entschluß geheimzuhalten, weil die Telefonistin mitgehört und geschwatzt hatte. Aber es war nun einmal geschehen und im Grunde auch gleichgültig. Wichtig war nur, daß dem Jungen und Range Boß vor dem Rennen nichts passierte. Er hatte den Vorschlägen McGregors für das Verhalten in Preston zugestimmt, denn sie schienen ihm vernünftig. McGregor hatte geraten, den Hengst erst am Nachmittag des Tages vor dem Rennen nach Preston zu bringen,
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