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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Geräusch war ihm altvertraut und der Pferdekörper dicht neben ihm in einem Transporter auch. Er hob die Hand an die Stirn. Wo hatte er dasselbe schon erlebt. Er war so nahe daran, sich zu erinnern! Als er das Pferd wendete und rückwärts in eine enge Box hineinschob, begann es in seinem Kopf zu hämmern. Eine schmale Box. Der Hengst überkreuz angebunden. Dröhnende Motoren. An diese Dinge erinnerte er sich plötzlich. Es konnte noch gar nicht so lange her sein. Er schloß die Augen, wartete und schickte ein Gebet zum Himmel, die Lücke in seinem Gedächtnis möchte sich schließen.
    »Ist alles in Ordnung, Mac?«
    Er schlug die Augen auf und sah Larom in der Tür stehen. Er nickte, und Larom sagte: »Ich will mich bei der Fahrt durchs Gebirge vorn neben den Chef setzen; er ist zu aufgeregt; bin dann für alle Fälle zur Hand.«
    Die Tür wurde geschlossen, der Junge war mit dem Hengst allein. Er konnte warten, er hatte viel Zeit, denn Preston würden sie erst in fünf Stunden erreichen. Vielleicht wußte er danach alles! Er wandte sich seinem Pferd zu, seine Hilfe noch inniger wünschend als bisher.
    Der Transporter setzte sich in Richtung auf Leesburg und das dahinter aufsteigende Gebirge in Fahrt.
    An diesem Abend saß Gordon in seiner stillen Hütte in den Fichtenwäldern in einem Sessel mit den aufeinander liegenden Heften des Magazins »Vollblut und Turf« auf dem Tisch daneben. Er hatte in den Heften nicht nach einem Foto McGregors gesucht, denn er war zur Ansicht gekommen, daß es gar keinen Zweck haben würde, wenn er herausfand, daß McGregor ein Jockey war. Auch ein Jockey konnte ja zum Komplicen von Räubern und Mördern werden. Fand er ein Bild, so ergab sich als einzige Änderung, daß er dann McGregors richtigen Namen wußte, und damit war niemand geholfen. So hatte er sich entschlossen, ein Heft nach dem andern zu lesen, wie er es immer tat. Am ersten Abend nach seiner Heimkehr hatte er das erste Heft von A bis Z durchgesehen, am zweiten Abend das Heft der folgenden Woche. Heute lag das dritte Heft auf seinem Schoß. Auf diese Weise würde er ein vollständiges Bild davon gewinnen, was sich in der Rennwelt seit Jahresfrist zugetragen hatte. Es würde beinahe dasselbe sein, als wenn er den großen Rennen des Jahres beigewohnt hätte. Er wollte nichts überspringen, sondern in der richtigen Reihenfolge erfahren, wer das Kentucky-Derby, das Preakness, die Belmont Stakes und die anderen klassischen Rennen gewonnen hatte. Darüber würde er wohl McGregor vergessen und was er dem Jungen angetan hatte. Nur der morgige Tag würde schlimm für ihn werden, denn morgen würde der Junge in dem Rennen starten, zu dem er Allen veranlaßt hatte, und dann würde die Polizei ihn erwischen.
    Er betrachtete das Umschlagbild des Heftes, das er in der Hand hielt. Es zeigte einen prachtvollen Vollblüter, einen dunklen Hengst mit Rennzügeln, aber ungesattelt. Er war derb, schien groß zu sein, hatte freundliche Augen und einen großen, klug wirkenden Kopf. Ein Streifen Weiß lief von seiner Stirn bis zum Maul, und an allen vier Beinen hatte er weiße »Strümpfe«, was sehr hübsch aussah und die dunkle Farbe seines Körpers noch betonte. Er hatte schräge Schultern, gewaltige Muskeln an der Hinterhand und niedriggestellte Knie. Es war ein ausgesprochenes Rennpferd höchsten Ranges.
    Erst als er die Unterschrift unter dem Bild las, merkte Gordon, daß er ein Foto von Nachtwind betrachtet hatte. »Nachtwind kehrt auf die Rennbahn zurück«, stand dort.
    Gordons lange, dünne Finger preßten sich so fest auf das Heft, daß die Haut unter seinen Nägeln weiß wurde. Dann blätterte er schnell um; er mochte nicht an Nachtwind erinnert werden. Auf der Innenseite überlas er hastig, als wollte er es schnell hinter sich bringen, die Erläuterung zum Umschlagbild: Nachtwind, das zum Champion des Jahres gewählte Pferd, hat sich von seiner Erkrankung vollständig erholt. Sein Züchter, Ralph Herbert, erwartet ihn zum Training auf der Bahn der heimatlichen Ranch. Wenn alles gut geht, wird er ihn in den Sommermonaten für die Rennsaison in Kalifornien auf stellen. Nachtwind ist der jetzt fünf Jahre alte Sohn von Count Fleet Lovely Lady von Sir Gallahad III. Züchter und Besitzer ist Ralph Herbert, High Crest Ranch, Texas. Gordon wendete die Seite. Jetzt hatte er genug von Nachtwind für heute und alle folgenden Abende! Ein großes Inserat erregte seine Aufmerksamkeit, und seine von der Sonne gebleichten Brauen wölbten sich

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