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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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plötzlich, als er die Schlagzeile las: » Seine Tochter siegte im Kentucky-Derby, aber seine Decktaxe bleibt bei 500 Dollar!« Darunter war das Bild eines riesigen schwarzen Hengstes— des schwarzen Hengstes, den er auf Allans Ranch gesehen hatte!
    Gordon versuchte vergeblich, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken Er sagte sich, daß die Ähnlichkeit zwischen den beiden Hengsten zwar außerordentlich war, daß es aber trotzdem nicht unbedingt dasselbe Pferd sein mußte, denn das Bild zeigte Blitz, einen der berühmtesten Deckhengste des Landes—den Vater von Black Minx, der Stute, die das Kentucky-Derby gewonnen hatte, den Vater von Vulkan, der ein Welt Champion gewesen war, bevor er als Deckhengst ins Gestüt ging.
    Er betrachtete das Bild noch einmal, seine Augen verfolgten jede Einzelheit. Er rief sich die Erscheinung des schwarzen Hengstes auf Allens Ranch ins Gedächtnis, um zu vergleichen. Bestimmt hatten beide den gleichen Kopf, klein, edel und selbstbewußt im Ausdruck. Ja, und auch dieselben Augen—sehr groß und weit auseinanderstehend. Für die Ohren galt das gleiche, und die Körper glichen sich in jeder Einzelheit.
    Er war so erregt, daß er unwillkürlich aufsprang. Er versuchte, sich genau an den schwarzen Hengst zu erinnern, den er McGregor hatte reiten sehen. Er sah ihn wieder auf sich zukommen, den Körper langgestreckt, den Kopf hoch erhoben—den langen, schlanken Hals sogar im vollen Galopp hochgewölbt, die lange, dicke Mähne schwer, obwohl in der großen Geschwindigkeit seines Laufes vom Wind zurückgerissen...
    Er richtete seinen Blick wieder auf das Bild. Das eine Pferd war ein berühmter Deckhengst, das andre ein Wildpferd—und doch glichen sie sich in jeder Einzelheit haargenau!
    Gordons von so vielen, im heißen Sonnenlicht verbrachten Jahren verwittertes Gesicht wurde unter der Bräune bleich. Es konnte dasselbe Pferd sein, aber es war nicht an dem, selbstverständlich nicht; er war ein Narr, auch nur daran zu denken. Der Deckhengst stammte aus dem berühmten Gestüt von Alec Ramsay und Henry Dailey, so stand es in dem Inserat. Und das Gestüt lag im Staat New York, gut 4 500 Kilometer von hier entfernt. Das andre Pferd befand sich in Preston und war vor kurzem im Gebirge gefangen worden.
    Gordon setzte sich hin, und allmählich kam wieder Farbe in sein Gesicht. Er lächelte ein wenig, ja, er machte den Versuch zu lachen. Dann begann er einen Artikel zu lesen, den ein Tierarzt geschrieben hatte, über die besondere Pflege, die man fohlenden Stuten angedeihen lassen mußte. Seine Augen folgten den Zeilen, aber sein Geist weigerte sich, den Sinn des Geschriebenen zu erfassen, denn plötzlich fiel ihm ein, was Allen ihm von der seltsamen, unbegreiflich herzlichen Beziehung zwischen dem Pferd und dem Jungen berichtet hatte: daß der Junge den Wildhengst vom ersten Augenblick an hatte anfassen, ihm einen Halfter anlegen, ihn zurück zur Ranch führen und auf ihm hatte reiten können. Daraufhin hatte er—Gordon—zu Allen gesagt, daß ihm das alles völlig unglaubwürdig vorkäme. Er war mit hinausgefahren zur Ranch, um sich mit eignen Augen zu überzeugen, und hatte alles genau so gefunden, wie Allen es ihm erzählt hatte. Er hatte die seltsame Verbundenheit zwischen dem Jungen und dem Hengst somit selbst festgestellt und seine berechtigten Zweifel zur Seite geschoben. Aber jetzt...?
    Sein hagerer Körper bewegte sich unbehaglich in dem Polstersessel. Man konnte die Angelegenheit ja auch von einer neuen Seite betrachten und sich sagen, daß es sich nicht um ein Wildpferd handelte, sondern um ein längst zugerittenes zahmes Pferd, das seinem Herrn entlaufen war. Konnte es dann tatsächlich Blitz sein? Der berühmte schwarze Hengst Blitz ? Nein, die Frage war lächerlich!
    Trotzdem blätterte Gordon wieder und wieder zu dem Inserat mit dem Bild des Deckhengstes zurück. Zum Schluß sprang er auf und warf das Heft zornig auf den Tisch. Dann ergriff er die übrigen Hefte und blätterte sie mit größter Hast durch, stets nur die Überschriften lesend. Er erwartete nicht, daß er wirklich etwas finden würde, und doch folgte er einem inneren Zwang weiterzusuchen.
    Als er zu dem Heft gelangte, das in der dritten Juniwoche erschienen war, hielt er an, schlug es aber nicht auf, denn das war nicht nötig. Auf dem Umschlag war ein Bild von McGregor, der neben seinem »wilden« Hengst stand! Und darunter las er: »Alec Ramsey mit Blitz—verschollen in den Bergen Wyomings.«
    Gordons Knie

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