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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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tragischen Vorfall ausgelöst worden war. Er konnte es förmlich fühlen. Oder besser, er fühlte gar nichts, nur eisige Kälte, obwohl er schweißgebadet war. Als er den Kopf aus dem Schnee hob und mit leerem Blick um sich schaute, klapperten seine Zähne.
    Endlich zog er sich an einem Pfosten des Gatters hoch. Eine eisige Windbö schlug ihm ins Gesicht. Kaum konnte er die Augen öffnen, und als er über den Zaun schaute, verschwammen die unscharfen Umrisse der Stuten vor seinem Blick. Langsam tastete er sich an den Pfosten entlang und bewegte sich Schritt für Schritt, wie im Traum mit geschlossenen Augen, auf die Hengststallungen zu. Wenn es doch nur ein Traum wäre, dachte er. Wenn er doch nur die Augen öffnen und den Alp abschütteln könnte. Dann würde Pam ihn in Frankreich erwarten, und er würde zu ihr fliegen. Sie würden wieder beieinander sein, warm und sicher in ihrer Liebe. Ach, wenn nur!
    Die vagen Umrisse der Stallungen tauchten vor ihm auf, und er stolperte darauf zu. Was auch mit ihm geschah, bei Blitz fühlte er sich sicher. Als er versuchte, schneller zu gehen, verschwamm alles vor seinen tränenüberströmten Augen. Mehrmals fiel er in den Schnee und stand mühsam wieder auf, bis er endlich die Tür erreichte und sie aufriß.
    Er hörte das Willkommen-Wiehern des Rappen nicht, sondern stand nur zusammengesunken auf der Schwelle, mit hängenden Armen, als wenn sie nicht mehr zu seinem Körper gehörten. »Gott«, flehte er, »bitte hilf mir!«
    Dann schüttelte er den Kopf, um etwas klarer denken und sehen zu können. Selbst hier im warmen Stall erschien es ihm unerträglich kalt zu sein, und seine Zähne schlugen aufeinander. Mit angestrengtem Blick schaute er in eine Box nach der anderen. Wo war sein Pferd? Allein konnte er seinen Schmerz nicht ertragen.
    Seine Stimme klang erstickt und heiser, als er die Box von Blitz endlich gefunden hatte und ihn rief. Auch dem an der Tür wartenden Hengst schien sie fremd zu sein. Alec blieb wie betäubt stehen, bis der große Rappe auf ihn zukam. Dann warf er die Arme um den schlanken Hals des Tieres und hielt ihn fest, als wollte er ihn nie wieder loslassen. Aber sein Schluchzen galt Pam.
    Die Hufe des Pferdes bewegten sich unruhig im aufgeschütteten Stroh. Und nun stieß Blitz Alec hart mit dem Kopf an und schob ihn durch die offene Tür hinaus. Alecs Hand glitt zum Halfter und packte ihn fest; so groß war sein Bedürfnis, seinem Pferd nahe zu sein. Er wehrte sich auch nicht, als Blitz ihn draußen auf dem Gang schneller mit sich zog — wohin, wußte er nicht. Es war ihm auch ganz gleichgültig.
    Es dauerte mehrere Stunden, bis Alec ein wenig zu sich kam. Er fand sich am Lenkrad des Kleinlasters, den er auf der Farm benutzte. Und er wußte weder, wie er dahingekommen war, noch, wohin er fuhr. Seine Hände zitterten, alle seine Bewegungen waren unsicher, und der Wagen schleuderte im Schnee. Es war, als wenn er alles verlernt hätte, sogar das Autofahren.
    Was machte er eigentlich hier? fragte er sich, während er auf die winterliche Straße vor sich schaute, was war mit ihm geschehen? Seine Gedanken kreisten immer noch um Pam und lähmten ihn. So oft er den Kopf schüttelte und versuchte, die Straße vor sich deutlich zu erkennen, schob sich Pams Bild dazwischen. Stolz aufgerichtet stand sie vor ihm. Sie lächelte und sah glücklich aus. Seine Augen füllten sich mit Tränen, während er sich in ihren Anblick vertiefte. Er sah ein Mädchen vor sich, das mit seinen blauen Augen sprach, mit dem zur Seite geneigten Kopf, er sah es, obwohl er es nicht berühren konnte, und bebte am ganzen Körper. Sie war so warm und nah, so sehr Wirklichkeit, daß er den Geschmack ihrer Lippen auf seinem Mund fühlte. Doch als er versuchte, auf sie zuzugehen, um sie zu umarmen, trat sein Fuß auf den Gashebel.
    Der Lastwagen kam von der Straße ab, und seine Reifen drehten im tiefen Schnee neben der Fahrbahn durch, dort wo die Schneepflüge ihn aufgetürmt hatten. Dabei schlug Alec heftig mit dem Knie gegen das Armaturenbrett. Der Schmerz durchbohrte ihn wie ein Pfeil. Er gab vorsichtig Gas und lenkte den Wagen auf die Straße zurück. Die Räder faßten nicht, als sie auf das glatte Pflaster gerieten. Erst jetzt verlangsamte er seine Fahrt und erkannte im gleichen Augenblick, daß Pams Bild für immer in seiner Erinnerung haften würde, obwohl er sie nie mehr berühren konnte. Der pochende Schmerz in seinem Knie klärte seinen Verstand. Er sah die Straße deutlicher, und

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