Blitz der Hengst des Sonnengottes
versucht, Sie zu erreichen.« Er schwieg, um seine Gedanken zu sammeln. »In Alecs Büro fand ich seine Reisetasche und sein Flugbillett. Da wußte ich, daß etwas passiert war, aber erst, als ich die Zeitung im Schnee entdeckte und seine Fußspuren...« Sein Blick mied den des Trainers. »Er muß ziemlich oft gestürzt sein, Henry«, fuhr er endlich fort. »Die Abdrücke seines Körpers im Schnee sind auf dem ganzen Weg zu den Stallungen zu sehen.«
»Natürlich hat er von Pams Tod in der Zeitung gelesen«, sagte der Trainer traurig. »Mein Gott, ich kann mir denken, wie ihm zumute war.«
»Ja wirklich?« fragte Mr. Ramsay nicht unfreundlich. »Können wir das wirklich ermessen?«
»Er hatte solche Sehnsucht nach ihr«, murmelte der alte Trainer. »Ich kann das beurteilen — es beeinflußte seine Leistungen. Alec stand unter schwerem seelischem Druck.«
»Die Belastung war für uns alle viel zu groß.«
»Ich hab’ ihm zu sehr unter Druck gesetzt«, sagte Henry reuevoll. »Ich hätte es wissen müssen.« Er legte seine Hand auf den Arm von Mr. Ramsay und fügte hinzu: »Aber sein Zustand war so, daß ich fürchten mußte, er würde beim Rennen stürzen oder sich verletzen. Bill, ich mache mir Sorgen um ihn. Er machte so viele Fehler, daß er auf der Bahn glatt hätte getötet werden können.«
»Alec hätte eine andere, schonendere Behandlung sicher besser verstanden«, sagte sein Vater, »aber daran läßt sich nun nichts mehr ändern. Jetzt, denke ich, werden wir Hilfe brauchen, um ihn wiederzufinden, Henry.«
»Sie meinen die Polizei? Haben Sie sie schon verständigt? Alec kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen mit einem Kleinlaster und einem Anhänger. Auch nicht mit einem Pferd wie Blitz.«
»Man hat mir geraten, äußerst vorsichtig vorzugehen.«
»Wer hat Ihnen das geraten?« fragte Henry. »Wir sollten jetzt gleich die Polizei anrufen. Er ist doch schon seit zwei Tagen verschwunden!«
»Dr. Warson war gestern abend bei mir zu Besuch. Da haben wir natürlich darüber gesprochen, was man am besten unternimmt, um Alec wiederzufinden.«
»Ihr Freund, der Psychiater?« fragte Henry besorgt und ärgerlich. »Was kann uns der nützen. Das ist ja verrückt!«
»Er ist ein enger Freund der Familie«, antwortete Mr. Ramsay geduldig, »und er hat Alec schon als kleinen Jungen gekannt. David hält es für äußerst wichtig, daß wir erst einmal verstehen, was mit Alec geschehen ist. Sonst machen wir alles nur noch schlimmer, ja, wir könnten ihn verlieren.«
»Ihn verlieren!« brüllte Henry, unfähig, seine Stimme zu dämpfen. »Wie können wir ihn verlieren, wenn er den Rappen hinter sich herzieht?«
»Ich meine etwas viel Schlimmeres, Henry«, sagte Mr. Ramsay ruhig. »David hat mir erklärt, daß Alec schon seit langer Zeit unter schwerer seelischer Belastung steht, obwohl er bereits in jungen Jahren so erfolgreich war. Oh, ich meine nicht nur die jüngsten Spannungen, Henry, die Geldsorgen zum Beispiel. Wenn dies auch den Druck noch verschlimmert hat. Nein, es liegt weiter zurück, meint David. Nach seiner Ansicht besteht die Gefahr, daß Alec frühere Erlebnisse noch nicht verarbeitet hat, zum Beispiel die erste Begegnung mit Blitz bei dem entsetzlichen Schiffsunglück, das ihn fast das Leben gekostet hätte. Und danach, als er viele Monate auf der einsamen Insel verbringen mußte, bevor er gerettet werden konnte. David sagt, daß Alec mehrere seelische Erschütterungen überstanden hat, und daß es für ihn als Arzt ein Wunder ist, wie der Junge seitdem sein Leben meisterte. Ganz gewiß war es aber kein normales Leben, erst recht nicht für einen so jungen Menschen.«
»Ich hatte den Eindruck, daß er mit seinem Leben gut fertig wurde«, sagte Henry.
»David meint, daß es jedem Uneingeweihten so erscheinen muß. Aber innerlich lehnte Alec sich auf.«
»Ich glaubte, daß dieser innere Aufruhr mit seiner Liebe zu Pam zusammenhinge«, antwortete Henry.
»Nein, Pam hat ihm im Gegenteil geholfen. David meint, diese Liebe sei genau das gewesen, was er seit langem dringend brauchte. Pam war unkompliziert, warmherzig und fröhlich, und sie liebte ihn sehr.«
»Ja, das ist wahr«, gab Henry zu.
»David meint, Alecs Fähigkeit zu lieben wäre größer als die der meisten Menschen, zum Teil deshalb, weil er soviel durchgemacht hat, und daß er daher eine Liebe braucht, auf die er fest bauen kann.«
»Er hatte immer den Hengst und uns«, meinte Henry. »Er wußte doch, daß wir ihn sehr gern
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