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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Weile herum, bis er sich an den Schnee gewöhnt hat«, riet er und trat
beiseite. Blitz scheute, und Alec faßte die Halfter fester. Behutsam führte er
den Hengst aus dem Stall.
    Die Luft war kalt und still. Die Hufe des
Hengstes versanken im Schnee. Er umtänzelte Alec und ließ seine Füße nur für
den Bruchteil einer Sekunde an ein und demselben Fleck. Der Schnee flog in alle
Richtungen. Langsam führte Alec das Pferd vor dem Stall im Kreis herum. Es
schüttelte fortwährend den Kopf, und sein Atem, der aus den Nüstern schoß,
bildete in der Luft zwei dichte Dampfströme.
    Alec befestigte das Leitseil an der Halfter und
ließ Blitz mehr Spielraum. Der Hengst beschrieb einen Kreis um ihn. Plötzlich
blieb er stehen; vorsichtig tat er sich nieder und rollte sich dann auf den
Rücken. Er fuchtelte mit den Beinen in der Luft.
    »Schau doch nur!« rief Alec zu Henry hinüber.
»Es gefällt ihm!«
    Nach einer Weile erhob sich das Pferd, und Alec
erfaßte die Halfter. »Wie gefällt dir das, Blitz?« fragte er. Der Hengst
schüttelte den Kopf. Alec lachte und wischte ihm den Schnee vom Rücken. »Soll
ich jetzt aufsitzen, Henry?«
    »Klar«, antwortete Henry. Er stellte sich neben
Blitz und verschränkte die Hände. Alec trat auf diese Stütze und saß auf.
    »Vergiß nicht, so ruhig wie möglich zu reiten«,
mahnte Henry, während Alec das Pferd ins Freie lenkte. Blitz ging in flottem
Schritt; seine Beine versanken immer tiefer im Schnee.
    Alec klopfte ihm den Hals. »Wie gefallt dir das,
Blitz?« wiederholte er. Der Hengst wich ein wenig seitwärts und schlug einen
langsamen Trab an. Alec ließ ihm zuerst den Willen und zügelte ihn dann wieder
zum Schritt. »Schön langsam, Blitz«, beschwichtigte er.
    Jetzt ließ er das Pferd gehen, wohin es wollte.
Er merkte, daß es sich an dem Schnee freute. Es strebte der Senke am unteren
Ende der Wiese zu. Dort lag der Schnee noch etwas höher. Der Hengst zog die
Beine hoch, und einmal stieg er ein wenig auf die Hinterhand. Alec lenkte ihn
aus der Senke. Blitz brach in Galopp aus, und Alec ließ ihm das Vergnügen,
behielt aber die Halfter in festem Griff. Der kalte Wind blies ihm ins Gesicht,
und der Schnee wirbelte auf. Am Ende der Wiese brachte er Blitz zum Stehen.
    Nachdem er eine Stunde geritten war, sah er
Henry winken. Er lenkte Blitz zum Stall. »Der Schnee hat ihm gut gefallen«,
sagte er, als er bei Henry angekommen war.
    »Es sah ganz so aus«, schmunzelte Henry. »Hat
sich besser benommen, als ich dachte.«
    Alec stieg ab. »Mit jedem Tag benimmt er sich
wohlerzogener.«
    »Ja«, pflichtete Henry bei, »und wenn es
Frühling wird, dürfte er fürs Abrichten bereit sein.«
    »Der Frühling ist nicht mehr weit«, sagte Alec.
»Nur noch ein paar kurze Monate.«
    Der alte Mann und der Knabe schauten einander
an; beide dachten das gleiche. Henrys Blick ging zu dem Hengst. »Vielleicht
gegen den ersten April, wenn alles gut geht«, sagte er.
     
     
     
    ZWÖLFTES KAPITEL

Das Training beginnt
     
    Alecs Füße scharrten unter der Schulbank. Er
spielte mit dem Bleistift in seiner Hand. Die Heftseite vor ihm war leer. An
einem solchen Tage konnte er nicht über Geometrie nachdenken. Wieder schweiften
seine Augen zu der Uhr an der Wand — Viertel nach zwölf. Noch eine
Viertelstunde, und er war frei! Er betrachtete den großen Kalender, der über
der Tafel hing — der erste April! Auf dieses Datum hatte er so lange gewartet,
und nun war es da. Heute sollte Blitz nach monatelangen Vorbereitungen mit Zaum
und Sattel zugeritten werden; ja, das richtige Zureiten und Abrichten sollte
beginnen, obwohl sie aus Frankreich immer noch keine Nachricht über die
Herkunft des Pferdes erhalten hatten. In den letzten Monaten hatte Henry noch
zwei Briefe mit Anfragen an andere Adressen geschrieben.
    Alec merkte, daß der Lehrer ihn ansah, und
senkte schnell die Augen auf das vor ihm liegende Heft. Die Minuten schlichen
so langsam dahin, daß sie länger zu dauern schienen als alle die Monate des
Wartens. Er glaubte es kaum mehr aushalten zu können — er mußte einfach hinaus!
    Auf einmal schrillte die Glocke, und wie ein
Kurzstreckenläufer am Start schoß Alec zur Tür. Er hatte sie aufgerissen und
war schon draußen, ehe sich die übrigen Buben in der Klasse zu rühren begannen.
Er rannte den Flur entlang, hörte eine herrische Stimme, die seinen Namen rief,
lief jedoch weiter. Er hielt auch nicht inne, als er auf der Straße war. Er
rannte, bis ihn die Erschöpfung zwang, das

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