Blitz der schwarze Hengst
anderer hinzu.
»Dort ist es«, antwortete Henry und deutete auf
Blitz, dessen Augen Erregung verrieten.
Alec streichelte ihm den Kopf. »Reg dich nicht
auf, Blitz.«
Einige Reporter machten Miene, näher zu treten.
»Sie dürfen nicht nahe an ihn heran«, wehrte
Henry ab. »Er ist sehr erregbar, und wir möchten ihn schonen.«
»Jähzornig und bösartig, was?« meinte ein
Berichterstatter. »Gerade das richtige für die Rennbahn.«
Henry merkte, daß er wütend wurde. »Ohne Spaß«,
entgegnete er, »wenn Sie meine Anordnungen nicht befolgen, muß ich
handgreiflich werden.« Die Männer erkannten, daß es ihm ernst war, und sie
hielten sich von der kleinen, drahtigen Gestalt fern.
Nach einer Weile drehten sie sich um.
»Vielleicht wird er morgen die Nase nicht mehr so hoch tragen«, spottete ein
Stallknecht.
»Ich weiß überhaupt nicht, wieso er bei diesem
Rennen dabei ist«, bemerkte ein anderer. Dann gingen alle.
Kurz darauf kehrte Jim zurück. »Dem Aussehen
nach sind Donnerkeil und Zyklon in guter Verfassung«, berichtete er. »Wollt ihr
sie nicht auch besichtigen? Ich passe inzwischen auf Blitz auf.«
»Ja, gern«, sagte Henry. »Komm, Alec.«
Zuerst gingen sie zu Zyklon. Vor dem Stall
hatten sich viele Leute angesammelt, und Henry und Alec mischten sich darunter.
Zyklon wurde aus der Box geführt, damit die Photographen ihn aufnehmen konnten.
Er war groß, fast so groß wie Blitz. Sein Fell
schimmerte in der Morgensonne leuchtendrot. Er bewegte sich anmutig im Kreis.
Sein Kopf war größer als der des Rappen, und seine Augen hatten nicht den
gespannten, wilden Ausdruck.
»Man merkt, daß er in Kentucky geboren und
aufgewachsen ist«, flüsterte Henry. »Er ist für Schnelligkeit gebaut.«
Alec nickte. »Ein prächtiges Pferd.«
Sie sahen zu, während die Photographen
Schnappschüsse machten. Dann gingen sie weiter zu Donnerkeils Stall. Das Pferd
wurde soeben von der Bahn zurückgebracht. Alec hielt den Atem an. Donnerkeil
war ein Schimmel mit schneeweißem Fell, ungefähr ebenso groß und kraftvoll wie
Blitz! Sein Kopf war klein, und wie bei Blitz wölbte sich der lange Hals
vollkommen.
»Herrschaft«, sagte Alec, »er sieht fast aus wie
Blitz.«
»Ja, er ist ja auch teilweise Araber«, raunte
Henry. »Vielleicht erweist er sich als der stärkste Gegner. Aber wir dürfen
Zyklon nicht zu leichtnehmen.« Er wies mit dem Kopf rückwärts. »Der Hengst hat
noch nie die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht; bisher ist er nur immer
gerade so schnell gelaufen, daß er gewonnen hat.«
»Beide werden harte Gegner sein«, sagte Alec.
»Es geht ja darum, das schnellste Pferd zu
ermitteln, und beide sind dafür aufgestellt worden«, erwiderte Henry. »Wir
wußten ja, worauf wir uns da einließen.«
»Ich glaube immer noch, daß Blitz sie schlagen
kann«, erwiderte Alec.
ACHTZEHNTES KAPITEL
Der Sieg
Der Tag des großen Rennens war da! Aller Augen
im ganzen Lande richteten sich auf Chicago. Den ganzen Vormittag dröhnten
Extrazüge, Autobusse, Autos und Flugzeuge in die Stadt. Tausende von Fahrgästen
entstiegen ihnen, die alle der Rennbahn zustrebten.
Fast lag so etwas wie Karnevalsstimmung über der
Stadt. Die Büros blieben an diesem Tage geschlossen, und überall wurde gefragt:
»Wer wird gewinnen — Zyklon oder Donnerkeil?«
Eine Motorradstreife hielt neben einem
Polizisten, der an einer der verkehrsreichsten Ecken von Chicago den Verkehr
regelte; der Mann auf dem Motorrad erkundigte sich bei seinem Kollegen: »Na,
wie geht’s dir heute, Charlie?«
»Noch nie hab’ ich so etwas erlebt«, lautete die
Antwort. »Woher kommen bloß alle die Leute? Schau dir das nur an!« Er wies mit
dem Kinn auf die endlose Reihe der Autos, die auf das Durchfahrtszeichen
warteten.
»Ich bin halbtot, sage ich dir«, antwortete der
Streifenpolizist. »Bis zur Rennbahn ist alles verstopft. Die Tribünen werden
die Massen gar nicht fassen können.«
»Sie kommen aus allen Teilen des Landes, um dieses
Rennen zu sehen. Mensch, wie gern wäre ich auch dabei! Zuzusehen, wie Zyklon
das Rennen macht!«
Der Motorradfahrer ließ seine Maschine wieder
an. »Das möchte ich auch«, rief er in das Geknatter. »Aber meiner Meinung nach
wird Donnerkeil mit drei Längen siegen!«
»Wir werden’s ja erfahren. Sag, was hältst du
von Nevilles Pferd?«
»Nicht viel — alle wundern sich schon, daß es
überhaupt an dem Rennen teilnimmt. Es paßt sicher nicht dazu — dahinter stecken
wohl irgendwelche
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