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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Küchlein mit auf den Weg. Dieses zum Beispiel ist mit Apfel. Wenn ich mich nicht irre, mögt Ihr das besonders gern.«
    Herr Aligo strahlte in tiefer Dankbarkeit und nahm eines der Küchlein an sich. Dabei legte er eine Vorsicht an den Tag, als griffe er nach einer Giftschlange. Nachdem er zusammen mit der zitternden Frau zur Tür hinaus war, richtete die Verdammte Lepra ihren Blick auf Shen. »Du kennst Rona, mein Junge?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er. »Sie und Kira …« Er verstummte kurz. »Es sind Schreitende.«
    »Seid ihr zusammen im Regenbogental gewesen?«
    »Ja. Rona wirkt so … was ist ihr widerfahren?«
    »Oh, mach dir darüber keine Sorgen, dergleichen kommt immer wieder vor«, erklärte Lepra genüsslich. »Die einen sind nun einmal klüger, die anderen dümmer, so will es das Gesetz des Universums. Mitunter gehen Klugheit und Dummheit auch Hand in Hand. Dann geraten die einen wie die anderen an eine alte Frau. Eine wie mich beispielsweise. Die Klugen begreifen in einem solchen Fall sofort, wie vorteilhaft es ist, dieser armen alten Frau zu helfen. Und ich stelle nun wahrlich keine hohen Anforderungen. Die Dummen dagegen … solche wie dieses Mädchen … weigern sich strikt, mir ein wenig zur Seite zu stehen. Das ist freilich weder erstaunlich noch ungewöhnlich, schließlich gibt es auf der Welt mehr dumme als kluge Köpfe. Und stell dir vor, mein Junge, deine kleine Freundin hat sich mir ganz außerordentlich heftig widersetzt. Selbstverständlich habe ich mir alle Mühe gegeben, Rona begreiflich zu machen, wie ungemein nützlich es für sie wäre, mir ein wenig entgegenzukommen – statt weiterhin dem Turm die Treue zu halten. Denn den Turm, verzeih mir meine Offenheit, habe ich in letzter Zeit nicht sonderlich ins Herz geschlossen«, erklärte sie lächelnd. »Aber einer alten Schabracke wie mir siehst du das sicher nach, nicht wahr, mein Junge? Und nimm dir doch endlich ein Küchlein, sonst werden sie kalt. Und? Ist es gut? Das freut mich. Ich hatte schon befürchtet, der Teig sei misslungen. Und ihr andern esst auch, langt nur tüchtig zu.«
    Ein neuer Krug erhob sich in die Luft, als hätte ihn ein unsichtbares Wesen gegriffen, und füllte unsere Becher mit kaltem Shaf.
    »Habt Ihr sie umgeschmiedet?«, fragte Lahen.
    »Du bist mit den Begrifflichkeiten bestens vertraut, mein Mädchen«, lobte Lepra. »Das entzückt mich. Du musst eine gute Ausbildung genossen haben. In dieser Frage irrst du allerdings. Wir haben Rona nicht umgeschmiedet. Genauer gesagt nicht vollständig. Ich würde sagen, es ist eine Umbildung des Bewusstseins, die in eine Sackgasse geraten ist. Aber möchtest du vielleicht etwas Obst? Nein? Nun gut, doch falls du es dir anders überlegst, lass es mich wissen. Diese Äpfel hier sind nur zu empfehlen. Und erst das Mus, das du aus ihnen kochen kannst …«
    »Wie ist es … dazu gekommen, Herrin?«, fragte Lahen. »Ich meine, dass die Umbildung des Bewusstseins bei Rona auf halber Strecke stehen geblieben ist.«
    Ich hatte den Eindruck, die Frage interessiere sie wirklich.
    »Was erwartest du, wenn sich dieser Sache eine dumme alte Frau annimmt«, antwortete Lepra seufzend. »Das Umschmieden ist eine hohe Kunst, die nicht jede und jeder beherrscht. Wäre Rowan hier, so hätte es vermutlich nicht die geringsten Probleme gegeben. Er ist ein Naturtalent, wenn es darum geht, ein Bewusstsein umzuformen. Er hätte gewusst, was zu tun ist. Ich jedoch muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Material verdorben und dem Gehirn dieses Mädchens Schaden zugefügt habe. Außerdem gönnt Kira der Kleinen kaum Schlaf. Das wird sich mit der Zeit natürlich alles verlieren. Aber ich glaube nicht, dass das Mädchen eine zweite Umwandlungsprozedur überstehen würde. Ohne diese aber bedeutet sie eine Gefahr für mich. Sicher wird sie eines Tages eine Niedertracht begehen. Sich auf mich stürzen beispielsweise. Dann bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mich zu verteidigen. Und wie das ausgeht … weiß allein das Schicksal.«
    Damit hatte uns Lepra zwei sehr schlichte Wahrheiten in Erinnerung gerufen: Sollten wir so dumm sein, Widerstand zu leisten, würde sie uns zerbrechen, unser Bewusstsein, unseren Charakter und unsere Seele umschmieden – was ihr möglicherweise nicht einmal in überzeugender Weise gelingen würde, sodass wir dann wie die Tölpel rumlaufen dürften, denen der Speichel aus dem Mund tropft. Und sollten wir nicht nur Widerstand leisten, sondern uns

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