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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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freute.
    In dem Lehnstuhl rechts neben ihm thronte ein Nekromant. Es war der Alte, der mich mit seinem Stab fast getötet hätte. Voller Genugtuung nahm ich den erbärmlichen Zustand seines linken Handgelenks zur Kenntnis: Die Finger waren im Krampf erstarrt, aus einem schwärzlichen Geschwür sickerte Blut. Die Wunden hatte Shen ihm zugefügt … Der Kerl hielt uns nicht mal eines Blickes für würdig.
    Dann war noch eine junge Frau anwesend, eine Altersgenossin Kiras. Sie musste einst sehr schön gewesen sein, doch jetzt wirkte das gleichsam zu einer Maske gefrorene Gesicht geradezu tot, hatte das kurze rote Haar jeden Glanz verloren. Ihre Hände ruhten auf den Knien, den Blick hielt sie zu Boden gesenkt.
    Die Tür zur Küche stand offen. Durch sie kam nun die Verdammte Lepra mit einem Tablett herein, auf dem dampfende Küchlein lagen. Als sie uns sah, lächelte sie freundlich.
    »Setzt euch doch, meine Guten. Ziert euch nicht, es gibt Platz für alle. Wollt ihr ein Küchlein? Ich habe sie selbst gebacken. Kommt nur. Und euch brauche ich nicht länger«, wandte sie sich an die Nekromanten und Kira. Als sie die magischen Fesseln an Shens Händen bemerkte, zog sie eine Braue missbilligend in die Höhe. »Wer hat dir diesen vulgären Tand angelegt, mein Junge?«
    Sie schnippte einmal mit den Fingern, und die Fesseln verschwanden. Anschließend wiederholte sie ihre Einladung, Platz zu nehmen.
    »Ich hoffe, ihr zürnt mir nicht, denn ich bin keine gute Gastgeberin. Ich hätte euch mit mehr Höflichkeit zu mir bitten sollen. Aber alte Frauen sind nun einmal so. Wenn sie unter all den unerledigten Aufgaben zusammenbrechen, vergessen sie glatt ihre Manieren. Nehmt euch ein Küchlein, meine Freunde. Rona, sei so gut und schenke unseren Gästen Shaf ein.«
    Die schweigende Frau zuckte zusammen, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Lepra wischte sich die Hände an einem sauberen Tuch ab und seufzte schicksalsergeben: »Rona, du bringst mich vor unseren Gästen in Verlegenheit. Was sollen sie denn von uns denken? Dass wir auch noch das letzte bisschen Anstand verloren haben? Das wirst du doch nicht wollen. Also, schenke diesen lieben Menschen Shaf ein.«
    Die Frau stand auf und griff mit zitternden Händen nach dem Krug.
    »Na bitte, es geht doch«, säuselte Lepra. »Vielen Dank, meine Liebe.«
    Da machte Rona einen ungeschickten Schritt, und der Krug entglitt ihren Händen. Ich fuhr zusammen, als er polternd zersprang. Die Tonscherben verteilten sich über den Fußboden, der Geruch von Minze breitete sich im Zimmer aus. Die Frau wimmerte kläglich auf, über ihre Wangen rannen Tränen.
    »Bitte, Herrin!«, winselte sie. »Bitte! Das wollte ich nicht! Bestraft mich nicht! Bitte! Das ist nicht nötig! Ich mache alles wieder sauber! Überlasst mich nicht Kira! Bitte!«
    Diese Worte wiederholte sie wieder und wieder, während sie von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wurde.
    »Schweig still!«, schrie Lepra sie an, um gleich darauf in sanftem Ton fortzufahren: »Was redest du da für Unsinn, Kindchen? Niemand will dich bestrafen. Das kann doch jedem passieren. Ich weiß ja, dass der Krug schwer ist – also hör auf zu weinen.«
    Ihre tröstenden Worte bewirkten jedoch nichts: Rona flehte weiter, die Verdammte möge sie nicht bestrafen.
    »Jetzt reicht es aber, mein Kind! Sonst werde ich dich wirklich ausschimpfen. Dann würde es sicher nicht leicht für deine Freundin Kira werden, dich wieder zu beruhigen!«
    Diese Worte zeigten schon wesentlich mehr Erfolg. Rona presste die Lippen aufeinander und verbarg ihr Gesicht in den Händen, schwieg aber immerhin.
    »Herr Aligo, könntet Ihr mir vielleicht eine kleine Gefälligkeit erweisen?«, fragte die Alte leise.
    Der Adlige, der sich bisher mucksmäuschenstill verhalten hatte, äugte Lepra mit dem Blick des Kurzsichtigen an. »Wenn … wenn es in meinen Kräften steht, Herrin«, antwortete er, jedes Wort abwägend.
    »Wunderbar! Wisst Ihr, mein Guter, ich möchte Euch wirklich nicht länger aufhalten, denn vermutlich rufen Euch dringende Geschäfte. Was wollt Ihr da dem Geplauder einer alten Frau beiwohnen? Aber ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr zuvor Rona auf ihr Zimmer geleiten würdet. Offenbar fühlt sie sich heute nicht besonders gut und sollte sich etwas hinlegen.«
    »Aber natürlich!«, erwiderte Aligo, sichtlich begeistert von der Vorstellung, diesen Raum endlich verlassen zu dürfen. »Mit dem größten Vergnügen.«
    »Zu reizend. Und nehmt Euch ein

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