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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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gestatte mir, dich an die Tatsache zu erinnern, dass du den Turm bereits verraten hast, als du zu Lahens Schüler wurdest. Deshalb würde ich an deiner Stelle nicht davon ausgehen, dass er dir noch sehr freundlich gesonnen ist.«
    »Ich rede nicht vom Turm, sondern von meinem Land. Mich auf die Seite Lepras zu stellen, hieße, Verrat am Imperium zu üben.«
    »In dem Fall solltest du den Tod unbedingt vorziehen. Das Imperium ist ihn mehr als wert. Vor allem, wenn jemand von deiner großen Edeltat erfährt.«
    »Es kommt gar nicht darauf an, dass jemand davon erfährt. Das ist eine reine Gewissensfrage!«
    »Nur dass ich dir auf solche Fragen leider keine Antwort geben kann«, sagte ich. »Außerdem erinnere ich mich nicht, dass Lepra dich gebeten hätte, gegen das Imperium vorzugehen.«
    »Wie kannst du nur so reden?! Du bist doch Soldat! Du hast für das Imperium gekämpft!«
    »Ja, ich habe gekämpft!«, brüllte ich wütend. »O ja! Und deshalb weiß ich, wovon ich rede! Nur zu gut sogar! Jahre meines Lebens habe ich in diesem verfluchten Krieg vergeudet! O ja, ich habe gegen die Monster von Hochwohlgeborenen in ihrem vermaledeiten Wald gekämpft und mir von unseren ruhmreichen, wunderbaren Marschällen in ihren teuren, sauberen Uniformen anhören dürfen, was für ein Held ich bin. Nachdem sie unser aller Leben verheizt hatten, ohne auch nur einen Fuß aus ihren Zelten zu setzen! Ich war ein einfacher Soldat, du Rotzlöffel! Das heißt, ohne dein Pathos! Das kannst du nämlich vergessen, wenn du knietief durch Scheiße und Blut watest und die Spitzohren aus dem Haus des Schmetterlings auf dem Hals hast. Und nach dem Krieg, was geschah da? Viele von denen, die den Sieg im Sandoner Wald geschmiedet haben, sind in der Jauchegrube gelandet! Man hat uns vergessen! Wir standen mit leeren Händen da! Ich habe in diesem Krieg
für mein Land
alles Grauen gesehen, das du dir vorstellen kannst. Danach bin ich zu dem geworden, der ich heute bin. Glaubst du wirklich, ich würde mich ein zweites Mal auf etwas
für mein Land
einlassen? Nein, ich kämpfe für niemanden mehr! Außer für Lahen und mich!«
    »In diesen Fragen werden wir uns nie einig sein, also lass uns nicht länger darüber streiten«, schlug Shen überraschend einen Waffenstillstand vor.
    »Du willst Lepras Angebot also wirklich ablehnen?«, fragte ich, als ich die Stille, die sich ausgebreitet hatte, nicht mehr ertrug.
    »Nein«, gestand er zögernd. »Nicht unbedingt. Stell dir vor, ich habe entsetzliche Angst zu sterben.«
    »Aber dafür brauchst du dich nicht zu schämen, Menschlein«, mischte sich der Blasge ein. »Ich gwalaube, dass der, der den Tod nicht fürchtet, nichts im Kwopf hat. Dass so jemand nur eine leere Hülle ist.«
    »Ness?«, klang es zu mir heran.
    »Ja.«
    »Und du? Fürchtest du den Tod?«
    »Als ich im Sandoner Wald gewesen bin, habe ich ihn nicht gefürchtet. In diesem Krieg hast du dich schnell daran gewöhnt, denn damals war der Tod stets in deiner Nähe.«
    »Und heute?«
    »Heute? Heute habe ich einfach nicht die Absicht zu sterben. Das ist alles.«
    »Wegen Lahen?«
    »Schlaf jetzt lieber, mein Junge«, sagte ich ihm in sanftem Ton. »Morgen sehen wir weiter. Ich bin mir sicher, dass du die richtige Entscheidung triffst. Du wirst sehen, alles wird gut.«
    Das war eine Lüge. Die selbst mich nicht überzeugte. Im Gegenteil.

Kapitel
26
    Als ich über uns ein langes und schmerzliches Stöhnen hörte, war ich mir sicher, verrückt geworden zu sein. Dann bebte jedoch die Erde beziehungsweise zitterte die Decke, denn das lief aufs Gleiche hinaus. Kleine Steine und Schimmelklumpen rieselten auf mich herab – und ich ließ alle Sorgen um meinen Geisteszustand fahren.
    Ich versuchte, die Töne genauer zu unterscheiden, ein Vorhaben, das Yumi mit seinem aufgeregten Fiepen und dem Gemurmel vom »Hund« jedoch vereitelte.
    »Ghbabakh«, wandte ich mich an den Blasgen, »kannst du deinen Freund bitten, den Mund zu halten?«
    »Yumi sagwat, sein Tunnel stürzt ein.«
    »Ness!«, schrie Shen nun. »Hast du das auch gehört?!«
    »Ja! Was ist das?«
    »Magie.«
    Was für eine höchst präzise Antwort! Da oben konnte sich also sonst was zusammenbrauen. Und irgendwo da oben war Lahen! Während ich hier unten festsaß! Verflucht!
    Abermals erklang dieses Stöhnen, diesmal noch länger, noch schmerzerfüllter. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Erneut bebte es, zudem mit einer Wucht, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Yumi

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