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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Verbindung treten kann, wenn er in Wut gerät oder zu Tode erschrocken ist. Oh! Hier gibt es fließend warmes Wasser!«
    »Hast du vielleicht Wein erwartet?!«
    »Sei nicht so vergrätzt. Das macht die Sache auch nicht besser.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. Das hätte noch gefehlt, dass ich meine Wut an Lahen ausließ. »Aber ich bin einfach noch nie in einer derart verdrießlichen Lage gewesen.«
    »Übertreib nicht«, entgegnete sie, während sie zurückkam, ohne sich gewaschen zu haben. »Denk nur einmal an deine stürmische Jugend, dann musst du zugeben, dass du nicht zum ersten Mal in Schwierigkeiten steckst. Solltest du nicht sogar schon gehenkt werden? Und deine Abenteuer im Sandoner Wald … also wenn die nicht verdrießlich gewesen sind, dann bin ich die Mutter der Schreitenden.«
    »Das war etwas anderes«, murmelte ich. Inzwischen hatte ich den kleinen Raum zum Waschen betreten und hielt einen Finger unter das Wasser, das aus dem aufgerissenen Löwenmaul strömte. Es war tatsächlich warm.
    »Du musst es ja wissen. Und jetzt wasch dich«, forderte Lahen mich auf, als sie mir frische Kleidung brachte. »Sonderlich gut riechst du nämlich nicht.«
    »Stimmt«, gab ich zu. »Aber einen dieser Glimmenden vor der Tür werde ich mit meinem Gestank bestimmt nicht vergiften, von den Gardisten ganz zu schweigen. Trotzdem will ich mir deinen Rat zu Herzen nehmen.«
    »Sei so gut.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich lass dir den Vortritt. Ich muss erst noch über etwas nachdenken.«
    »Dann viel Erfolg!«
    Daraufhin boxte sie mich sanft mit der Faust in die Rippen. Ich stieß ein gutmütiges Krächzen aus, als ich sah, dass ein Lächeln ihre Lippen umspielte.
    Wenigstens etwas.
    Das Wasser erfrischte mich, und die Welt sah gleich ganz anders aus. Bevor ich mir die Hosen anzog, betrachtete ich eingehend mein Bein, in dem noch gestern Nacht der Pfeil eines übereifrigen Bogenschützen gesteckt hatte. Shen hatte tatsächlich gute Arbeit geleistet. Statt einer blutigen Wunde prangte dort nur noch eine feine weiße Narbe.
    Die Heilkunst hatte schon was für sich.
    Schade, dass Lahen keine Wunden verarzten, sondern nur welche zufügen konnte. Sicher, eigentlich sollten wir darauf nicht stolz sein – aber Häuser in die Luft zu jagen, einen Reiter zusammen mit seinem Pferd in einen Fladen zu verwandeln oder einen gedungenen Mörder abzufackeln, das waren bei unserem gefährlichen Beruf nun einmal nicht die schlechtesten Fähigkeiten.
    »Jetzt riechst du schon besser«, sagte Lahen, als ich ins Zimmer zurückkam. »Gibt es noch warmes Wasser?«
    »Ja. Mir werden die Vorteile der Magie wirklich mit jeder Minute klarer.«
    »Oh, glaub mir, der Preis für all diese Bequemlichkeiten ist nicht gerade gering«, erwiderte sie auf dem Weg in die Waschnische. »Andernfalls wäre der Skulptor nämlich nicht wahnsinnig geworden.«
    »Bitte?! Willst du etwa sagen, der berühmteste Magier der Vergangenheit war ein Wahnsinniger?«
    »Nicht zeit seines Lebens«, klang ihre Antwort herüber. »Aber im Grunde schon, ja.«
    »Puh!« Ich versuchte, mich wieder zu sammeln, und folgte ihr. »Das ist vielleicht eine Eröffnung. Bist du dir da sicher?«
    »Mhm«, brummte sie. »Bin ich.«
    Mein Augenstern hatte eine Handvoll grellgrüner Kugeln in den Zuber gegeben, die sie einem Glasbehältnis auf einem kleinen Tisch entnommen hatte. Nun roch es angenehm nach Meer und Salbei, das Wasser sprudelte, und Lahen war in golden schimmernden Schaum gehüllt. Bloß der Kopf ragte noch heraus. Jetzt tauchte sie unter, schnaubte, als sie wieder auftauchte, und strich sich die nassen Haare aus der Stirn.
    »Ein normaler Mann, ja selbst ein Schreitender oder Heiler hätte sich niemals solche Wunder wie die Wegblüten ausdenken können. Nein, der Skulptor war nicht ganz bei Sinnen. Allerdings weiß das kaum jemand.«
    »Und warum nicht?«
    Sie sah mich an, als wäre ich ein kleiner Junge, dann glitt sie nochmals unter Wasser.
    »Weil«, antwortete sie, sobald sie wieder auftauchte und nach einem Behältnis mit kirschrotem Badesalz griff, »selbst der Turm nicht so dumm ist, in alle Welt hinauszuposaunen, dass es sich bei dem hochgeschätzten Skulptor um einen Wahnsinnigen handelte. Schließlich will er seinen Ruf nicht riskieren.« Sie lächelte, als sie meine bestürzte Miene bemerkte. »Deshalb redet der Turm auch kaum darüber. Diese Tatsache ist nicht mal allen Schreitenden bekannt. Ich vermute sogar, selbst einige Angehörige des Rates könntest du damit

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