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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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eigenwillige Form der Gabe darstellt. Und jetzt würde ich euch bitten, mit Ashan in mein Haus zu gehen. Ich werde inzwischen versuchen, etwas über die ganze Geschichte in Erfahrung zu bringen.«
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte sich Giss daraufhin ab und eilte zu der Tür, durch die der Zug mit den Gefangenen verschwunden war.

Kapitel
2
    Die Rücken der Gardisten vor Augen, juckte es mir förmlich in den Fingern, ihnen eine Klinge zwischen die Schulterblätter zu treiben. Doch leider hatte man mir alle spitzen Gegenstände abgenommen, nachdem Lahen und ich im Weinkeller gefangen genommen worden waren.
    Der alte Moltz hatte sich ohne Frage selbst übertroffen: Da waren wir den Schreitenden so viele Jahre glücklich entkommen – nur damit uns diese käufliche Natter am Ende mit Haut und Haar dem Turm auslieferte. Noch dazu hatten uns die Gardisten und Schreitenden derart überrumpelt, dass wir nicht einmal den geringsten Widerstand hatten leisten können.
    Jetzt konnte natürlich erst recht keine Rede davon sein, sich zur Wehr zu setzen. Nicht etwa, weil sie uns alle Waffen abgenommen hatten, denn Meloth sei Dank hätte ich ja durchaus mit meinen Fäusten für mich einstehen können. Nur stellten die gegen die zwei Magierinnen hinter uns eben kein Argument dar. Mich hielten sie zwar allem Anschein nach für einen harmlosen Nichtsnutz, aber jede unvorsichtige Bewegung meinerseits dürfte mit Sicherheit Lahen schaden. Und diesen Preis würde ich nie für meine Freiheit zahlen. Er war zu hoch.
    Lahen ging neben mir und hatte sich bei mir untergehakt. Ihre Finger glühten geradezu, brannten selbst durch mein Hemd hindurch. Auf ihrem Gesicht lag jedoch ein gleichgültiger Ausdruck, und sie blickte stolz nach vorn, achtete in keiner Weise auf die Schreitenden – fast als wäre sie, Lahen, es, die die Magierinnen eskortiere, und nicht umgekehrt.
    Shen begleitete uns vermutlich, um sicherzustellen, dass uns niemand vor der Zeit die Seele aushauchte. Und er tat gut daran. Ohne seine Anwesenheit würden diese beiden Damen, die Lahen wie ergrimmte Marder beäugten, wohl auch noch den letzten Rest Freundlichkeit uns gegenüber vermissen lassen. Die hätten uns wahrscheinlich zu gern auf der Stelle in eine Streckbank eingespannt, vorausgesetzt, es fand sich ein solches Instrument im Turm. Gesehen hatte ich bisher noch nichts dergleichen, allerdings erwartete ich auch nicht, unterwegs Folterwerkzeuge und von der Decke baumelnde Skelette zu erblicken. Wenn es hier solche Gerätschaften geben sollte, dürften sie in den Kellern versteckt sein. Wobei natürlich die Frage blieb, warum die Schreitenden zu derart grobschlächtigen Methoden greifen sollten, wenn sie doch jederzeit auf Magie zurückgreifen konnten. Ihnen würde ein
Blick
genügen, um uns größte Schmerzen zuzufügen.
    All diese Gedanken, die mir da durch den Kopf gingen, waren vielleicht nicht sonderlich erhaben, verhinderten aber, dass eine dieser Vetteln mit ihren Mienen, die vom langweiligen Leben gallig geworden waren, irgendwelche wertvollen Information in meinem Kopf fand, sollte sie es sich einfallen lassen, meinen Schädel auf seinen Inhalt zu überprüfen.
    Obwohl ich mir den Weg einprägen wollte, verlor ich schon bald die Orientierung und gab deshalb jeden weiteren Versuch auf. Um die Zahl der Säle, Gänge, Zimmer und Galerien könnte selbst der Palast des Imperators in Korunn den Turm beneiden. Der war in seinem Innern nämlich weitaus größer, als er von außen aussah. Da ich dieses Phänomen jedoch schon aus einem geheimen Versteck kannte, das der Skulptor in einem der Meloth-Tempel angelegt hatte, wunderte ich mich kaum darüber.
    Keine Ahnung, wohin uns die Schreitenden brachten, aber ich rechnete mit dem Schlimmsten. Obwohl ein paar Jahre vergangen waren, würde man uns den Mord an einer ihrer Schwestern nicht einmal dann verzeihen, wenn wir einen Kniefall vor ihnen machten. Obendrein war da noch der Mord an Yokh, also keinem Geringeren als dem besten Freund des Statthalters. Der würde über den Tod desjenigen, der seine Taschen jahrelang mit harten Soren gefüllt hatte, ebenfalls nicht hinwegsehen.
    Wenn wir bisher noch nicht in die Glücklichen Gärten geschickt worden waren, dann nur, weil die Schreitenden Lahen dringend brauchten. Sie wollten alles über sie, die trotz ihres Funkens nie die Schule im Regenbogental besucht hatte, in Erfahrung bringen. Welches Interesse sie jedoch an einem Gijanen wie mir hatten, war mir schleierhaft.

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