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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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weiterzureiten.
    Der Weg führte nach einer kurzen Strecke landeinwärts und verschwand in einer dichten Reihe von Yuccapalmen. Alec war froh, in ihrem Schatten der erbarmungslosen Sonne für eine Weile entrinnen zu können.
    Wiederum nach einer kurzen Weile verwandelte sich der Weg in einen schmalen Muschelpfad. Noch nie hatte Alec einen schöneren Naturpark gesehen. Zu der schier endlosen Einöde des Sumpfes mit dem eintönig weizengelben Sägegras bildete der tropische Pflanzenwuchs auf der Insel mit seinen Kokospalmen, Eichen, herrlichen Magnolien und Oleandern einen erstaunlichen Gegensatz.
    Das erste Lebenszeichen hörte Alec in dem dichten Laubwerk einer Schlingpflanze. Es war ein leises schwirrendes Geräusch. Auch Blitz hatte es vernommen, und seine Ohren spielten aufmerksam nach der Richtung, aus der es kam. Alec entdeckte gleich darauf zwischen den Ranken den Urheber, einen bunten Kolibri, seine Flügel schwirrten wie die Flügelblätter eines Hubschraubers, während er den Nektar aus einer Blüte trank.
    Der Muschelpfad führte weiter ins Innere des Hammocks. Alecs Phantasie begann zu arbeiten. Wohin würde er gelangen? Er konnte sich darauf verlassen, daß Blitz’ Instinkt ihn warnte, wenn unmittelbare Gefahr drohte. Blitz schritt indes leicht und unbeschwert vorwärts, als ob er seinerseits neugierig wäre, herauszufinden, wohin dieser Pfad führte.
    Durch einen Schleier von Bartflechten, die von den hohen Eichen herabhingen, gelangten sie auf eine Lichtung, die hier wahrscheinlich vor vielen Jahren von den Indianern gerodet worden war, als sie auf dieser Insel auf die Jagd gingen. In der Mitte der Lichtung befand sich eine vertiefte Stelle, auf die Blitz aus eigenem Antrieb zuging. Er senkte den Kopf und schnupperte interessiert am Boden. Als er sich aufrichtete, ließ er sein klares, verlangendes Hengstwiehern hören.
    Alec war in höchstem Grade erstaunt und ließ sich von Blitz’ Rücken gleiten. Am Boden waren deutlich Spuren eines Pferdes sichtbar, das sich hier vor kurzem gewälzt hatte! Es mußte sich überdies um eine Stute handeln, Blitz’ freudig erregtes Wiehern ließ daran keinen Zweifel.
    Dieses Rätsel mußte er lösen! Alecs Neugier war aufs höchste gesteigert. Jetzt konnte er nicht mehr umkehren, jetzt mußte er erst herausfinden, was ein anderes Pferd mit seinem Reiter hier zu suchen hatte, denn zweifellos war die Stute nicht allein. Alec klopfte seinem Pferd den Hals und sagte: »Verhalte dich schön still! Wir werden einmal nachsehen, was hier los ist!« Damit nahm er Blitz am Halfter und führte ihn auf dem Muschelpfad weiter.
    Plötzlich durchschnitt ein seltsamer, pfeifender Ton die Stille; Alec blieb überrascht stehen. Der Ton wurde immerfort wiederholt, er kam erst von der einen, dann von der anderen Seite, zwischendurch entstanden Pausen, die aber genau abgemessen zu sein schienen.
    Aus einer nahen Hecke war ein knackendes Geräusch zu hören, als ob sich ein Mensch durch das Unterholz bewegte. Alec sah scharf hin, konnte aber nichts entdecken.
    Einen Augenblick verstummten die Töne, und die lähmende Stille danach war ebenso entnervend wie zuvor das Pfeifen. Alec fühlte sich bedrückt von der lastenden Schwüle, kein Blatt rührte sich, nicht das leiseste Lebenszeichen war zu entdecken. Wie durch einen Zauber bannte ihn die geheimnisträchtige Stille an den Ort, während die berauschenden Düfte der tropischen Gewächse einen Nebel um seine Sinne legten.
    Die merkwürdigen pfeifenden Töne mußte ein Vogel im Dschungel erzeugt haben, überlegte Alec. Er war an einen unheimlichen Ort geraten...
    Doch er konnte hier nicht länger verweilen. Er schüttelte den Bann ab und ging mit Blitz auf dem beinah zu schmalen Steg weiter. Zu beiden Seiten wucherten hohe grüne Farnstauden, die Kronen der Bäume schlossen die Sonne aus, als er von der Lichtung wieder in den Dschungel kam.
    Gleich darauf wurde die Stille erneut von dem pfeifenden Vogel unterbrochen. Alec konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, wer sonst der Urheber dieser Töne war, die ihm in zunehmendem Maße Unbehagen verursachten. Sie waren hoch, spitz und durchdringend, als versuchten sie, ihn zu etwas zu drängen. Was konnten sie nur zu bedeuten haben?
    Alec hielt Blitz zurück. Es war ihm klar, daß es das vernünftigste wäre, auf der Stelle umzukehren; aber irgend etwas in ihm sträubte sich, der Forderung des gesunden Menschenverstandes zu folgen. Er wollte durchaus wissen, wohin dieser Pfad führte und was

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