Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
die geheimnisvolle Stute und ihr Reiter dort taten.
    Die Töne verstummten, und wieder umgab ihn die tiefe Stille. Alec hätte nicht schildern können, was in ihm vorging. Am liebsten wollte er glauben, daß alles Unsinn wäre, doch er wußte nur zu gut, daß das nicht stimmte. In den Tönen lag etwas Unerklärliches, etwas dunkel Drängendes oder Verlockendes — wie konnte er einfach nach Hause zurückreiten, ohne der Sache auf den Grund gegangen zu sein? So folgte er mit Blitz weiter dem Weg.
    Einmal kam es ihm vor, als schwebte etwas hoch oben über den Baumkronen dahin. Wegen der dichten Belaubung und der Schlingpflanzen gewahrte er nichts anderes als einen Schatten. Vielleicht war es ein Waldibis mit weit ausgebreiteten Schwingen?
    Der Pfad endete schließlich an einem Entwässerungsgraben. Auf dem gegenüberliegenden Ufer waren Schilf und Sägegras niedergehauen, und Alec entdeckte in dem weichen Boden die deutlichen Spuren eines Menschen und eines Pferdes...
    Jetzt konnte er nicht mehr unverrichteter Dinge umkehren! Nur ein träges Rinnsal wand sich wie eine Schlange den Boden des Grabens entlang; es war so seicht, daß man es mühelos durchwaten konnte. Von den in dieser Gegend berüchtigten Alligatoren war nichts zu sehen, auch dauerte es nur ein paar Sekunden, zur anderen Seite zu gelangen.
    Alec brauchte Blitz nicht erst gut zuzureden, ins Wasser zu gehen, er watete ohne Zögern neben Alec her und war sehr begierig, weiterzugehen. Doch Alec hielt ihn am anderen Ufer an und legte die Rechte sanft auf sein Maul, denn sein Instinkt riet ihm, äußerste Vorsicht walten zu lassen. Es gab keinen Grund, die Gegenwart eines anderen Reiters mit seinem Pferd zu fürchten; immerhin mußte sich Alec erst vergewissern, was sie in dieser Einöde taten.
    Der schmale Weg wurde immer ungangbarer. Er führte durch dichtes Rankengewirr, das offensichtlich erst vor ganz kurzer Zeit gelichtet worden war, um wenigstens einigermaßen Durchgang zu gewähren. Stellenweise hatten die Schlinggewächse bereits wieder angefangen, den Pfad zu überwuchern.
    Alec fühlte sich eingeschlossen und unbehaglich. Er redete sich gut zu, es stand ihm ja frei, jederzeit umzukehren, nichts konnte ihn zwingen, weiterzugehen, wenn er die Überzeugung gewann, daß das Wagnis zu groß war.
    Wann hatte er die Sugarfoot-Ranch verlassen? War es tatsächlich erst an diesem Morgen gewesen? Die geheimnisvolle Wildnis verzauberte ihn, noch nie in seinem Leben hatte er etwas Ähnliches gesehen! Es kam ihm vor, als wäre er in eine fremde Welt eingedrungen, die zeitlos war, seinem Alltag entrückt, als wanderte er auf einem anderen Stern. Verstandesmäßig hätte er nicht erklären können, was ihn antrieb, weiterzugehen. Es war nicht allein jugendliche Neugier und Abenteuerlust, sondern darüber hinaus ein verborgener Beweggrund, als hätte er einen Auftrag zu erfüllen. Der Muschelpfad endete ganz plötzlich, aber zwischen den Bäumen war das Unterholz weiterhin ausgehauen, so daß er den Weg fortsetzen konnte. Nach wenigen Minuten kam er an den Rand einer großen Lichtung, ein erstaunlicher und unerwarteter Anblick, denn es war eine richtige Wiese, ein Weideplatz für ein Pferd, vor kurzer Zeit erst frisch gemäht!
    Alec blieb verblüfft stehen.
    Etwas entfernt hörte er das Plätschern eines durch seichtes Wasser watenden Vogels, wahrscheinlich war es der Reiher, der sich kurz darauf mit einem Schrei in die Luft erhob. Alecs Augen wanderten suchend über die Lichtung. Am äußersten Ende glänzte ein silberner Körper auf... und dann hörte er das leise Geräusch der Hufe. Vorsichtig ging Alec darauf zu. Er spürte, daß der schwarze Hengst an seiner Seite ebenso erregt war wie er selbst.
    Als er den Rand der Wiese erreichte, erblickte er einen kraftvoll gebauten Mann dunkler Hautfarbe auf einer wunderschönen, silberweißen Stute.

Hauptmann Robert de Villa

    Alec legte schnell seine Hand über Blitz’ Maul, um ihn am Wiehern zu hindern. »Nein, jetzt nicht!« sagte er sanft. Seine Augen folgten dem Reiter auf dem Pferd, das Silberfee hieß, wie Alec später erfuhr.
    Der Reiter war gekleidet wie die Farmer in dieser Gegend, er trug verblichene Jeans und ein graues Flanellhemd. Auf dem Kopf hatte er einen breitrandigen Sonnenhut, sein dichtes Haar kam in Strähnen darunter hervor. Es war blauschwarz wie das der Indianer. Trotz dieser Aufmachung wirkte er ganz und gar nicht wie ein Farmarbeiter, seine Haltung war stolz und überaus selbstbewußt. Und nur

Weitere Kostenlose Bücher