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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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gleichmäßiger Folge. Man saß wie in einer Wiege.
    Die fast endlose Reihe der Kamele, immer eines hinter dem anderen, wand sich in die Wüste hinein. Hinter ihnen lag Haribwan. Wie lange würde es dauern, bis sie zurückkehrten? Was für Abenteuer lagen vor ihnen? Alecs Hand umfaßte entschlossen den Halfterstrick und die Peitsche. Die letzte und entscheidende Phase ihrer Suche nach Blitz hatte begonnen!
     

Die Wüstenschiffe
     
    Die Karawane bewegte sich den ganzen Tag hindurch in gleichem Tempo vorwärts. Nur ein einziges Mal wurde haltgemacht, während der furchtbaren Mittagshitze, damit jeder Zeit hatte, eine leichte Mahlzeit aus Datteln und Milch einzunehmen.
    „Kurz vor Einbruch der Nacht werden wir eine Oase erreichen“, unterrichtete sie Raj. „Dort schlagen wir das Nachtlager auf.“
    Die Sonne glühte gnadenlos auf sie herab, während sie Meile um Meile in dem heißen Sand zurücklegten. Gelegentlich sahen sie eine Sandwolke und huschende Schatten in weiter Entfernung vorbeifliegen.
    „Gazellen!“ rief Raj, sich umwendend, Alec zu. „Sie wechseln windschnell von einer Oase zur andern.“ Die Stunden verstrichen eintönig; die Kamele behielten ihren gleichmäßigen Paßgang bei, ohne ein Zeichen von Ermüdung zu zeigen, während die Reiter im gleichen Takt mit dem langen, gebogenen Hals ihres Reittiers vor- und zurückschwangen.
    Als die Sonne tief im Westen stand, wies Raj nach vorn und sagte: „Waha — die Oase!“
    Alec konnte die Wipfel von Dattelpalmen erkennen, die sich vor dem Horizont abzeichneten. Die Spitze der Karawane würde sie in Kürze erreichen. Die Kamele trabten schneller. Alec sah sich lächelnd zu Volence und Henry um. Es war ein ermüdender erster Reisetag gewesen, sie würden in dieser Nacht gut schlafen.
    Die folgenden Tage waren Wiederholungen des ersten: Meilen um Meilen sengend heißen Sandes unter glühendem, wolkenlosem Himmel. Die Haut der drei Amerikaner war dunkelbraun gebrannt von der pausenlos auf sie niederstrahlenden Sonne. Ihre Augen brannten, sie hielten sie meistens geschlossen. Tagsüber unterhielten sie sich selten miteinander; aber in den kalten Nächten sprachen sie voller Sehnsucht davon, wie es sein würde, wenn die Wüste endlich hinter ihnen lag.
    Am Abend des sechsten Reisetags, nachdem sie Kamelfleisch und Datteln gegessen und dazu ein aus getrockneten Datteln hergestelltes Getränk genossen hatten, sagte Raj: „Unser Führer teilt mir eben mit, daß wir uns morgen früh von den andern trennen werden. Wir müssen uns jetzt nach Südosten wenden.“ Volence sagte ernst: „So, so, also morgen früh!“ Sie schwiegen; jeder grübelte darüber nach, daß sie jetzt den Schutz der Karawane verlieren würden.
    „Wie lange dauert es wohl noch, bis wir das Gebirge erreichen?“ fragte Alec plötzlich mit müder Stimme.
    „Nur noch sieben Tage“, antwortete Raj, „denn jetzt kommen wir schneller voran.“
    „Nur!“ knurrte Henry. „Noch einmal sieben Tage!“
    „Ja, das läßt sich nicht ändern. Aber ich glaube, Sie werden die kommenden Tage erträglicher finden, denn wir sind jetzt beweglicher“, tröstete Raj.
    Bald darauf blieben die beiden Jungen allein, da sich Volence und Henry in ihr Zelt begaben. Raj war damit beschäftigt, die Füße seines Kamels zu untersuchen, das während des letzten Teils der heutigen Reise gelahmt hatte. Die Sonne war untergegangen, nur ein letzter rötlicher Schimmer im Westen spendete noch ein wenig Helligkeit. Ein Stück abseits vom Lager sah Alec ihren Führer sitzen, allein, den Blick verloren in die Weite der Wüste gerichtet. Er war immer allein, denn selbst die Männer, die er als Begleiter angeworben hatte, mieden ihn, sobald die Tagesarbeit beendet war. Er war und blieb ein Beduine ohne Stamm, ausgestoßen, unerwünscht. Was für Gedanken mochten ihm durch den Kopf gehen? Fürchtete er für sein Leben? Alec vermutete es, obwohl die unbewegte Miene des Mannes nichts verriet.
    Der rote Glanz im Westen flammte noch einmal auf und erlosch dann ganz. Ein kalter Wind blies. Alec wickelte sich fest in sein Gewand. Dann ging er zu Raj, der immer noch mit seinem Kamel beschäftigt war. „Hast du den Grund für sein Lahmen gefunden?“ fragte er.
    „Ja, es hatte sich einen Dorn eingetreten, ich habe ihn herausgezogen; morgen wird es wieder in Ordnung sein.“
    Alec betrachtete das geduldige Tier, das an seinem Kuchen aus gequetschten Dattelkernen, seinem täglichen Futter, kaute. Es hatte ein ganz besonders klug

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