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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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zu nennendes, sehr freundliches Gesicht. Die empfindlichen Nasenlöcher standen schräg, und es war imstande, sie zu schließen, so daß Sand und Staub nicht eindringen konnten. Seine braunen Augen waren durch lange Lider vor der blendenden Sonne und dem wehenden Sand geschützt. Alec dachte, wie gut die Natur für das „Schiff der Wüste“ vorgesorgt hatte. Und das war ein Glück, denn ohne das Kamel würde ein Leben in der Wüste kaum möglich sein. Alec mußte lächeln, denn selbst mit dem Kamel war diese Art „Leben“ nicht gerade als schön und angenehm zu bezeichnen.
    Er fragte Raj, als sie zu ihrem Zelt gingen, wie lange ein Kamel eigentlich ohne Wasser leben könne.
    „Etwa drei bis höchstens sechs Tage, Alec“, lautete die Antwort.
    Es war das erstemal, daß Raj Alecs Namen aussprach. Alec freute sich darüber, denn Raj war von Anfang der Reise an schüchtern und zurückhaltend gewesen. Jetzt aber fühlte Alec, daß er ihn als Freund gewonnen hatte.
    „Sag mal, wie bringt es das fertig, Raj? Leidet es denn keinen Durst?“ fragte er weiter.
    Der junge Beduine lächelte: „Natürlich leidet es Durst! Aber die Außenwand seines Magens ist so eingerichtet, daß es darin Wasser aufspeichern kann. Von diesem Vorrat kann es im Notfall tagelang zehren.“ Inzwischen waren sie zu ihrem Zelt gekommen, und Alec merkte plötzlich, wie entsetzlich müde er war. Der Wind blies ihm kalt ins Gesicht, aber er spürte es kaum, denn seine Haut war von der Sonne wie Leder geworden. „Jetzt will ich mich aber rasch schlafen legen“, sagte er. „Ich bin müde zum Umfallen.“
    Raj nickte und erwiderte, er wolle dasselbe tun, denn am nächsten Tage würde es viel Arbeit geben, wenn ihre kleine Gruppe allein weiterritt.
    Am frühen Morgen, lange vor Sonnenaufgang, sahen sie fröstelnd zu, wie die große Karawane aufbrach, um zum Persischen Golf weiterzuziehen. Doch noch ehe das letzte der zu ihr gehörenden Kamele in Trab gesetzt war, waren sie selbst zum Aufbruch bereit. Alec wartete geduldig auf dem Rücken seines Kamels, bis ihr Führer das Zeichen gab. Er sah zurück zu Volence, Henry und den Lastkamelen. Alles war bereit. Der Beduine ritt ihre Reihe noch einmal ab. Alec fiel der strenge, verschlossene Ausdruck seines Gesichts auf. Die lange Narbe leuchtete rot aus seiner dunklen Haut. Als er Raj erreicht hatte, hielt er an, sprach zu ihm, lächelte grimmig, hob die Hand und berührte die Flanke seines Kamels mit der Peitsche. Es setzte sich rasch an die Spitze; die anderen folgten.
    Den Vorteil der kühlen frühen Morgenstunden nutzend, trieb der Beduine die kleine Reisegesellschaft unaufhörlich an. Da es jetzt nach Südosten ging, war die große Karawane, die nach Nordosten zog, bald außer Sicht. Alec saß bequem in seinem Sattel und genoß die beschleunigte Gangart und freiere Beweglichkeit der kleinen Reisegesellschaft. Er blickte ostwärts. Die Dämmerung hellte sich auf, bald würde sich die Sonne wieder sengend am Himmel erheben. Aus irgendeinem Grunde fürchtete er sie heute nicht so sehr wie in den vergangenen Tagen. Vielleicht war er durch das Leben in der Wüste bereits abgehärtet. Vielleicht war es auch die Annehmlichkeit des schnelleren Vorwärtskommens. Sie hielten nur einmal kurze Rast, um eine hastige Mahlzeit einzunehmen, dann ging es wieder weiter, in den frühen Nachmittagsstunden jedoch mit vermindertem Tempo. Als die Sonne unterging, schlugen sie ihr Lager auf, diesmal mitten in der Wüste. „Erst morgen bei Sonnenuntergang werden wir wieder eine Oase erreichen“, dolmetschte Raj.
    Drei Reisetage vergingen in dieser Weise ohne Mißgeschick. Der Beduine sorgte dafür, daß sie rasch vorwärtskamen. Er hielt zwischendurch nur an, wenn seine scharfen Augen frische Kamelspuren im Sand entdeckten. Dann stieg er ab und untersuchte sie gründlich. Hernach ritten sie gewöhnlich weiter, ohne die Richtung zu ändern; nur zweimal wendete er, ritt einige Stunden nordwärts und dann erst wieder nach Osten. Seine Augen suchten mit gespannter Aufmerksamkeit unentwegt den Horizont ab. Jedesmal, wenn sie eine Sandwolke in der Ferne erblickten, befahl er anzuhalten, bis er die Ursache herausgefunden hatte; bis jetzt waren stets harmlose Gazellen die Urheber gewesen. Nachts hielt stets einer Wache.
    Am Nachmittag des vierten Tages hob der Führer plötzlich die Hand, um die kleine Karawane neuerdings anzuhalten. Alecs Augen suchten den Horizont in jeder Richtung ab, konnten aber nichts erkennen. Der Beduine

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