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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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wie eh und je. Ein Umstand machte jedoch allen Sorge: sie hatten zwar das unwahrscheinliche Glück gehabt, die entsetzlichen Tage des Alleinseins in der Wüste lebendig zu überstehen, doch jetzt fehlte ihnen der nun unbedingt nötige Führer. Sie hatten das Gebirge erreicht, aber damit waren sie ja noch nicht am Ziel! Wie sollten sie ohne wegkundigen Führer zu Abu ben Isaak gelangen? In welcher Richtung lag der Kharj-Distrikt?
    Alec fragte Volence, was wohl zu tun sei.
    Volence zuckte die Achseln. „Ich bin in dieser Lage nicht klüger als du, mein Sohn!“ antwortete er. „Der Kharj — Distrikt liegt, wie wir gehört haben, weit im Nordosten, irgendwo hoch im Gebirge. Mir will scheinen, daß es praktisch unmöglich ist, ihn ohne einen ortskundigen Führer aufzufinden. Was meint ihr?“ fragte er, sich Henry und Raj zuwendend.
    „Ich möchte vorschlagen“, erwiderte Raj besonnen, „zunächst nicht in das Gebirge vorzudringen, sondern hier im Randgebiet in nördlicher Richtung weiterzuwandern. Wenn wir uns am Rand des Gebirges und der Grenze zur Wüste halten, ist es durchaus möglich, daß wir auf ein Beduinenlager stoßen. Wenn wir Glück haben, können wir dort einen Führer finden, der die Gegend kennt.“
    Henry klatschte mit der Hand auf sein Knie. „Das ist eine glänzende Idee!“ rief er begeistert, während die anderen zustimmend nickten.
    So brachen sie am nächsten Morgen frühzeitig auf. Hintereinander marschierend, hielten sie sich dicht an den Bergen und vermieden die glühende Sonne, so gut es ging. Ihre durch die Wüstenwanderung abgehärteten Muskeln fanden das Gehen auf festem Grund leicht. Da sie immer wieder auf Quellen und Dattelpalmen stießen, ruhten sie sich alle paar Stunden gründlich aus.
    Zwei Tage vergingen so ohne Ereignis. Am Morgen des dritten hob Raj, der voranging, plötzlich die Hand, um die andern anzuhalten.
    „Seht einmal dort hinüber!“ rief er, nach Westen in die Wüste weisend.
    Sie erblickten eine Sandwolke, aufgewirbelt von dunklen Gestalten, die sich in schnellem Tempo auf sie zu bewegten. Als die Gestalten näherkamen und Umrisse annahmen, sah Alec, daß sie einen großen Reitertrupp vor sich hatten.
    „Ob es Räuber sind?“ fragte Volence.
    Raj zuckte die Achseln. „Das ist gut möglich. Jedenfalls haben sie ausgezeichnete Pferde, denn sie reiten sehr schnell.“
    „Was tun wir am klügsten?“ fragte Henry. „Sollen wir ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken oder uns verstecken? Es kann ja dieselbe Horde sein, die unsern Führer erstochen hat!“
    Alec fielen Coggins Worte ein: „Fremden gegenüber ist der Beduine meist sehr gastfreundlich, und zwar in jedem Sinn. Gastfreundschaft ist eine seiner hervorragendsten Tugenden, und er betrachtet sie als eine heilige Pflicht...“ Er erinnerte die andern an diesen Ausspruch und setzte hinzu, daß es wohl am besten sei, den sich nähernden Reitern entgegenzugehen.
    „Vielleicht hast du recht“, sagte Volence, „verbergen können wir uns vor ihnen sowieso kaum mehr; dazu sind sie zu nahe. Ich meine gleichfalls, wir sollten versuchen, sie anzuhalten.“
    Alle nickten Beifall.
    Die Reiter waren nur noch wenige hundert Meter entfernt; das Geräusch der Hufschläge war schon deutlich zu hören. Es waren etwa zwanzig Beduinen, die still und aufrecht in ihren Sätteln saßen, während ihre Gäule mühelos durch den Sand galoppierten.
    Alec packte Henry am Arm. „Das sind Pferde!“
    So viele herrliche Tiere hatte Alec nie zuvor zusammen gesehen. Schwarze, Braune, Kastanienfarbene kamen in vollem Galopp mit hocherhobenen Köpfen und in der Sonne glänzenden Leibern heran. Alecs Blick blieb voller Bewunderung auf einem kastanienfarbenen Hengst haften, der die Führung hatte. Er war viel größer als die anderen, mit wehendem Schweif, goldener Mähne und weißen Fesseln.
    „Ein Prachttier!“ murmelte Henry.
    „Und wie groß er ist!“ erwiderte Alec leise. „Sogar noch größer als Blitz!“
    Jetzt hatte der Führer der Beduinen, der den kastanienfarbenen Hengst ritt, sie gesehen, denn er gab seinen Leuten das Zeichen, zu halten. Dann kam er mit einem seiner Männer im Schritt auf den kleinen Trupp zu. Der Hengst rebellierte gegen den Zügel, der ihn zu langsamerer Gangart zwang; er bäumte sich ungeduldig mit weit aufgerissenen Augen und vibrierenden Nüstern. Der weißgekleidete Mann, der ihn ritt, war groß und kraftvoll. Sein Gesicht war glatt bis auf einen schwarzen Vollbart, dunkelhäutig und ohne Falten;

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